• 25.03.2010 12:45

  • von Dieter Rencken

Button: "Müssen im Qualifying besser werden"

Jenson Button sieht vor allem am Samstag Nachholbedarf, hält Red Bull und Ferrari weiter für die Topteams und erwartet für Melbourne mehr Spannung

(Motorsport-Total.com) - Platz sieben beim Auftakt in Bahrain war nicht gerade das, was sich Jenson Button als amtierender Weltmeister vorgestellt hatte. Doch er weiß, woran McLaren arbeiten muss, damit es künftig wieder weiter nach vorn geht. In Melbourne sprach Button mit den Reportern unter anderem über die Probleme in Bahrain, die Gründe für die fehlende Spannung im Rennen und seine Erwartungen für den Australien-Grand-Prix:

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button hofft, dass es für ihn und McLaren jetzt wieder nach oben geht

Frage: "Seit dem ersten Rennen sind eineinhalb Wochen vergangen. Was haben du und das Team aus dem ersten Rennen gelernt?"
Button: "Wir haben festgestellt, dass das Qualifying sehr wichtig ist und dass es bei uns nicht gepasst hat. Das ist ein Bereich, über den wir in den vergangenen Tagen viel gesprochen haben. Wir hatten gleich nach dem Rennen ein Debriefing in der Fabrik, das sehr gut verlaufen ist. Wir wissen, dass wir in ein paar Bereichen noch Schwächen haben. In manchen Bereichen konnten wir das ändern, in anderen noch nicht. Ich denke, dass wir sehr gut vorbereitet hierher gekommen sind und dass uns diese Strecke besser liegen sollte. Es gibt weniger Downforce als in Bahrain, was unserem Downforcelevel besser entgegenkommt. Aber es gab ein paar Bereiche, in denen wir uns für dieses Wochenende steigern mussten."#w1#

Frage: "Ist deine Einlernphase im neuen Team und im neuen Auto nun so gut wie abgeschlossen?"
Button: "Ich fühle mich im Team sehr wohl. Ich fühle mich auch im Auto recht heimisch, es gibt ein paar Dinge, die ich gern noch besser hätte, aber wir arbeiten daran. Aber mit der Basis des Autos bin ich zufrieden."

"Wir haben festgestellt, dass das Qualifying sehr wichtig ist und dass es bei uns nicht gepasst hat." Jenson Button

Frage: "Dein erstes Rennen in Australien als Formel-1-Weltmeister. Hast du dich schon daran gewöhnt, wie das klingt?"
Button: "Nein, ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, aber es gefällt mir sehr."

Frage: "Gefällt es dir hier?"
Button: "Es ist super, hier zu sein. Melbourne ist klasse. Das Wetter ist großartig. Wir sind zwar schon in Bahrain gefahren, aber es ist immer noch der Saisonanfang. Hier herrscht immer eine großartige Stimmung und es schön, dazu gutes Wetter zu haben."

Frage: "Warum ist die Atmosphäre in Melbourne so speziell?"
Button: "Es war meistens das erste Rennen der Saison, hier hat alles angefangen, es war aufregend. Das ist zwar in diesem Jahr nicht der Fall, aber es ist trotzdem noch etwas Besonderes. Die Stimmung ist immer toll, das Rennen findet in einem Park statt, was auch sehr schön ist. Und ich mag die Strecke einfach. Es lief für mich hier immer gut, also freue ich mich auf das Wochenende."

¿pbvin|512|2558||0|1pb¿Frage: "Was ist dein Lieblingsabschnitt auf der Strecke?"
Button: "Die schnelle Links-Rechts-Kurve. Diese beiden schnellen Kurven, die im fünften Gang gefahren werden, erst links, dann rechts, das macht viel Spaß. Vor allem, wenn man mit wenig Benzin und frischen Reifen fährt und die Strecke wie in Q3 schon ein bisschen Gummi hat."

Frage: "Man konnte den Eindruck haben, dass in Bahrain mit dem Auto noch nicht alles gepasst hat. Wie wird es hier sein?"
Button: "Das stimmt, aber ich glaube, dass es hier passen sollte. Ihr müsst abwarten und ich muss meinen Job erledigen. Im Training war das Auto recht gut, aber im Qualifying nicht. Wir haben ein paar Dinge ausprobiert, aber hatten geschlossen als Team Probleme. Die Rennpace war wesentlich besser. Aber ich bin das ganze Rennen über hinter Michael Schumacher festgehangen. Das war ein bisschen frustrierend und hat gezeigt, dass das Qualifying sehr wichtig ist."

"Ich glaube, es hat einige Leute geschockt, sogar Ferrari, das Red Bull auf der Pole gestanden ist." Jenson Button

Frage: "Wisst ihr, was in Bahrain das Problem im Qualifying war?"
Button: "Das versuchen wir noch herauszufinden. Wir haben uns wohl mehr auf die Rennpace als auf das Qualifying konzentriert. Ich denke, dass wir mit unserem Downforcelevel nicht das Beste aus dem Auto herausholen und das richtige Arbeitsfenster der Reifen finden konnten, im Rennen konnten wir es schon. Die Balance war im Rennen wesentlich besser. Im Qualifying war die Lücke noch sehr groß. Das Qualifying war ohnehin komisch, weil es sehr windig war, das hat man sogar in den Daten gesehen. In Lewis' Daten hat man die Windböen gesehen, das war schon sehr seltsam."

"Aber wir hatten im Qualifying einfach nicht die Pace und das ist ein Bereich, in dem wir uns definitiv verbessern müssen. Hier wird unser Downforcelevel gut sein, das ist eine Strecke mit weniger Downforce als Bahrain, was jetzt das Niveau von Monaco hat. Im Qualifying dort war es ein bisschen schwierig, das Beste herauszuholen."

Frage: "Es ist interessant, was du darüber gesagt hast, dass das Auto in Bahrain vom Wind etwas unruhig wurde. Du hast gesagt, dass du deshalb ein bisschen von Gas gegangen bist, Lewis schien das Problem nicht zu haben. Brauchst du ein Auto, das perfekt liegt?"
Button: "Er hatte im Qualifying die gleichen Probleme wie ich, er hat nur wahrscheinlich nicht darüber geredet. Nun, ich war nicht gut unterwegs, aber wenn man Lewis mit Sebastian vergleichen hat, das waren 1,1 Sekunden und das war für uns ein großer Schock. Ich glaube, es hat einige Leute geschockt, sogar Ferrari, das Red Bull auf der Pole gestanden ist. Unsere Stärke lag im Highspeedbereich, bei niedrigen Geschwindigkeiten hatten wir im Vergleich zu Red Bull und Ferrari ein paar Probleme. Aber ich denke, dass wir hier wesentlich konkurrenzfähiger sein werden. Im Simulator hat es zumindest schon einmal gut ausgeschaut."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Bahrain


Frage: "Sind Ferrari und Red Bull auch hier die Teams, die es zu schlagen gilt?"
Button: "Ja, da hat sich seit dem vergangenen Rennen nichts geändert. Ich denke, dass der Red Bull ein sehr gutes Auto ist, ebenso wie der Ferrari. Und die Zuverlässigkeit des Ferrari ist sehr gut. Wir konnten ihr Tempo im Qualifying nicht mitgehen, im Rennen auch nicht ganz. Wir müssen einen Schritt nach vorn machen und wir haben hier keine große Upgrades dabei. Aber wir denken, dass uns die Strecke hier mehr liegt. Und war haben in Sachen Setup ein paar Ideen. Hoffentlich sind wir also wesentlich näher an ihnen dran und können sie unter Druck setzen."

Frage: "Du hast hier im vergangenen Jahr gewonnen. Was ist dein Ziel für dieses Wochenende?"
Button: "Ich will gewinnen. Wenn man in einem schnellen Auto sitzt, dann will man jedes Rennen gewinnen. Ob das möglich ist, werden wir erst noch sehen. In Bahrain hatten wir noch nicht die Pace der beiden Topteams, aber hier wird es hoffentlich der Fall sein."

Jenson Button

Die Rennpace hat gepasst, das Tempo im Qualifying aber noch nicht Zoom

Frage: "Warst du überrascht, wie langsam die Rundenzeiten im Rennen waren? Liegt das am Reifenreglement?"
Button: "Das Reifenreglement spielt da schon eine Rolle, aber der Zeitunterschied war schon massiv. Es ist interessant, denn im Qualifying sind manche Autos auf der Geraden auf dem Boden aufgeschlagen, obwohl sie mit leerem Tank gefahren sind. Und im Rennen hast du 150 Kilo drin. Das hat mich ein bisschen überrascht, vielleicht kamen die Zeitunterschiede im Qualifying auch daher. Aber die Pace - das war schon sehr seltsam. Vielleicht haben manche auf ihren Benzinverbrauch geachtet. Das war vielleicht der Grund, warum manche gegen Ende des Rennens langsamer geworden sind. Aber eigentlich nicht so viel langsamer."

Frage: "Du warst auch überrascht davon, wie gut die Reifen gehalten haben. Wirst du beim nächsten Mal ein bisschen mehr pushen?"
Button: "Das hier ist ein anderes Rennen. Aber so ist das: Ich dachte, dass ich lieber sorgsam mit den Reifen umgehe und so an den anderen vorbeikomme. Das ist mir mit Mark Webber gelungen. Er hat seine Hinterreifen im ersten Stint ziemlich abgefahren und war plötzlich eine Sekunde langsamer. Bei Mark hat es also funktioniert. Aber zweiten Stint habe ich angefangen zu pushen und bin auf Michael Schumacher aufgelaufen. Aber ich konnte nichts ausrichten, er hat keine Fehler gemacht."

Frage: "Ist es schwierig, die anderen unter Druck zu setzen, schneller zu fahren und seine eigenen Reifen zu schonen?"
Button: "Das Problem ist: Wenn du dahinter bist, hast du weniger Downforce, damit schadest du deinen Reifen mehr als der Typ vor dir. Man kann leichter die Vorderräder blockieren, man kann leichter das Heck verlieren, es ist eine schwierige Situation. Als ich hinter Michael war, habe ich so gut es ging gepusht. Aber ich hatte Webber hinter mir, der schneller war als ich und Michael. Das war schon tückisch. Ich denke aber, dass wir hier andere Strategien sehen werden und dass auch der Reifenabrieb hier anders sein wird. Hoffentlich. Denn denn es wieder so ist, werden wir die gleichen Strategien und das gleiche Rennen sehen."

Mark Webber, Jenson Button

Jenson Button hatte in Bahrain Mark Webber im Nacken hängen Zoom

Frage: "Konzentriert man sich jetzt mehr auf das Qualifying, nachdem man festgestellt hat, wie schwierig das Überholen ist?"
Button: "Ja, alle werden jetzt ein bisschen am Qualifying arbeiten. Ich denke, dass wir uns beim letzten Rennen nicht genug darauf konzentriert haben."

Frage: "Geht es jetzt nur noch darum, im Qualifying eine gute Runde hinzulegen? Entscheidet sich jetzt alles am Samstag?"
Button: "Ja, der Samstag ist wichtig. Aber das war jetzt das eine Rennen in Bahrain. Das war schon 2009 nicht das aufregendste Rennen - außer für mich, für mich war es toll. Aber hier haben wir immer tolle Rennen und ich denke, dass wir hier verschiedene Strategien sehen können. Es hängt davon ab, wie die Reifen funktionieren. Wir haben härtere Reifen dabei als früher. Aber wir müssen abwarten. Ich hoffe, dass die Strategien ein bisschen gemischt sind und dass es nicht wie in Bahrain wird. Das wäre nicht so aufregend, wie ich es gern hätte."

Frage: "Wie ist es, im Qualifying mit neuen Reifen und leerem Tank zu fahren?"
Button: "Es macht wesentlich mehr Spaß. In Bahrain war es zwar etwas komisch, weil sich die Strecke in Q3 ziemlich verändert hatte, womit wir Probleme hatten. Aber es ist wirklich gut. Alle Welt redet über das langweilige Rennen in Bahrain, aber ich denke, dass wir die positiven Seiten sehen müssen. Das Qualifying war sicher wesentlich interessanter anzuschauen als früher und hat uns Fahrern auch mehr Spaß gemacht."


Fotos: Großer Preis von Australien


Frage: "Es gab Leute, die sind auf den härteren Reifen gestartet, Adrian Sutil zum Beispiel. Ist das nicht ein bisschen riskant?"
Button: "Es ist schwer zu beurteilen, ob es funktioniert hätte, weil er am Start einen Crash hatte. Aber Liuzzi war am Start hinter mir und er hat an Boden verloren, obwohl ich meine Reifen geschont habe."

Frage: "War es im Rennen schwierig, den Spritverbrauch im Griff zu haben?"
Button: "Nein, ich hatte da kein Problem damit. Wir wissen ziemlich genau, wie viel Benzin wir haben und wie viel wir sparen müssen."

Frage: "Und wenn du im Verkehr steckst, kannst du dann bewusst mehr Sprit verbrauchen, um ihn loszuwerden?"
Button: "Es gibt einen Punkt, an dem man nicht noch mehr Benzin verbrauchen kann, sonst wäre es unfahrbar. Es gibt ein Limit, wie viel Benzin man pro Runde verbrauchen kann, und wie viel man mindestens verbrauchen muss. Man hat also Parameter, innerhalb deren das funktioniert."

"Hier ist immer möglich, dass es eine Safetycarphase gibt, die alles ein bisschen durcheinanderwürfelt." Jenson Button

Frage: "In Bahrain hat sich gezeigt, dass man in diesem Jahr wohl mit einem Stopp durchkommt. Das Timing dieses Stopps ist entscheidend. Wie entscheidet ihr, wann ihr stoppt? Lewis war schnell unterwegs und kam in der Box an Nico Rosberg vorbei..."
Button: "Ja, da war ich ein bisschen überrascht. Der vordere Fahrer sollte dann stoppen, wenn er will. Und das einzige Team, das das nicht gemacht hat, war Mercedes. Aber so ist es, der vordere Fahrer hat die Möglichkeit zu entscheiden, wann er stoppt. Die Runde vorher wäre die beste Runde dafür gewesen, da hätte man zum ersten Mal freie Fahrt gehabt. Das Problem war, dass ich nicht vor Lewis war. Hoffentlich ist das Szenario hier anders. Ich denke, auch, dass es hier nicht darum gehen wird, die Lücke zu finden, denn es wird wegen der Reifenunterschiede viele verschiedene Strategien geben. Es gab Sorgen wegen des Grainings, deshalb haben wir nun härtere Reifen. Es ist nur die Frage, ob sie funktionieren und das werden wir morgen im Training herausfinden."

Frage: "Das Safetycar könnte hier dann auch noch eine Rolle spielen..."
Button: "Ja, hier ist immer möglich, dass es eine Safetycarphase gibt, die alles ein bisschen durcheinanderwürfelt. Das hilft allerdings eher den Jungs weiter hinten als denen an der Spitze. Wenn wir vorn sind, dann wäre mir ein Rennen ohne Safetycar lieber."

Frage: "Stichwort Diffusoren: McLaren musste ihn umbauen. Hast du deshalb Bedenken?"
Button: "Nein."

Frage: "Aber er wäre ja nicht so am Auto gewesen, wenn er nicht die Performance verbessert hätte..."
Button: "Ja, aber man sucht ja immer nach irgendwelchen Kleinigkeiten, umd as Auto ein bisschen besser zu machen, aber das sind Details. Alle Zusammen können einen großen Unterschied ausmachen. Ich denke, dass viele Teams ihre Diffusoren ein bisschen verändert haben, aber der Unterschied ist nicht so groß wie in der vergangenen Saison. Er macht höchstens ein oder zwei Hundertstel aus. Ich weiß es nicht genau. Aber es ist nichts, was uns Sorgen bereiten sollte."

"Die Sicht ist sehr erschwert, weil man die Sonne mehr oder weniger genau auf Augenhöhe hat." Jenson Button

Frage: "Du hast dich ziemlich kritisch zu den Rennen im Sonnenuntergang geäußert..."
Button: "Ja, ich denke, dass viele Fahrer dazu etwas gesagt haben. Die Sicht ist sehr erschwert, weil man die Sonne mehr oder weniger genau auf Augenhöhe hat. Da müssen wir aufpassen. Vielleicht ist es bewölkt, dann passt es. Aber wir müssen abwarten. Im vergangenen Jahr hatte ich ein silbrig-gelbes Visier, das in der Sonne innen auch silber zu sein schien, das war natürlich nicht optimal. Ich denke aber, dass die Leute jetzt mit anderen Visieren fahren, was schon helfen sollte. Aber es ist tückisch."

Frage: "Gibt es schon Fortschritte beim Thema 'Physios in der Startaufstellung'?"
Button: "Ich habe dazu eine Email bekommen, aber ich hatte noch keine Zeit, sie zu lesen. Ich weiß es nicht, ich hoffe aber schon. Es ist für uns sehr wichtig, die Physios in der Startaufstellung dabeizuhaben. Beim letzten Rennen war ich die meiste Zeit über nicht in der Startaufstellung, sondern bei meinem Physio in der Box. Es ist gut, den Physio auf dem Grid dabei zu haben, vor allem bei Rennen wie in Malaysia. Auch in China ist es manchmal sehr schwül, oder in Bahrain. Es ist schön, wenn jemand dabei ist, der sich um einen kümmert, vor allem, um einen kühl zu halten. Es wird einem vor dem Rennen schnell zu heiß. Wir haben unsere Getränke und Kühlwesten, aber wenn man im Auto sitzt und allein gelassen ist, kann es recht heiß werden. Der Physio sorgt einfach dafür, dass alles passt und dass man sich auf das Rennen konzentrieren kann. Und ich bin sicher, dass jeder Fahrer so denkt."

Frage: "Du bist hier mit dem V8-Supercar von Jamie Whincup gefahren, wie war es?"
Button: "Das hat viel Spaß gemacht. Es war für mich wahrscheinlich genauso furcheinflößend wie es für Jamie war, das Formel-1-Auto zu fahren. Aber ich hatte Spaß und wäre gern noch ein paar Runden mehr gefahren. Das Bremsen war ein echter Schock, weil es eigentlich keine Bremsen hat, aber die langsamen Kurven waren großartig. Ich habe es genossen und würde es gern wieder machen."

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