• 25.07.2002 16:01

  • von Marcus Kollmann

Button: "Fisichella war unglaublich schnell"

Der Brite über die Hintergründe seiner Entscheidung zu Gunsten von BAR, frühere Teamkollegen und seine Erfahrungen bei Renault

(Motorsport-Total.com) - Nach seinem Debüt in der Formel 1 mit BMW-Williams und zwei Jahren bei Benetton-Renault/Renault, bricht für Jenson Button ab der Saison 2003 ein neues Kapitel in seiner Karriere als Rennfahrer an.

Titel-Bild zur News: Jenson Button (Renault)

Button konzentriert sich 2002 weiter darauf für Renault viele Punkte zu holen

Nachdem ihm Renault signalisierte, dass man seine Dienste trotz der diese Saison guten Leistungen in Zukunft nicht benötigen wird, musste sich der Brite nach einem neuen Cockpit umschauen. Besonders achtete der 22-Jährige dabei auf die Perspektiven die ihm die möglichen neuen Arbeitgeber bieten würden und schlussendlich entschied er sich für das BAR-Honda-Team, wo er für 2 Jahre plus Option auf weitere zwei Jahre unterschrieb. Warum er gerade den Rennstall aus Brackley wählte der einst mit großspurigen Sprüchen in die Formel 1 einstieg dann aber auf Grund ausbleibender Erfolge immer leisere Töne von sich gab, wie er über die Fahrer denkt die er bislang zum Teamkollegen hatte und vieles weitere mehr, sprach Button im Interview mit der BAR-Teamhomepage.

"Mein langfristiges Ziel ist der Titel"

Frage: "Jenson, zuletzt wurdest du ja mit der Hälfte der Formel-1-Teams in Verbindung gebracht. Was hat dich letzten Endes bewegt bei BAR zu unterschreiben?"
Jenson Button: "Es gab jede Menge Gründe. Ich denke, David Richards war einer von ihnen. Er ist gerade einmal sechs Monate im Team und hat schon eine Menge verändert und ich glaube, dass das sehr positiv für die Zukunft ist. Dieses Team wird sicherlich im nächsten Jahr nicht Weltmeister werden, denn dazu bedarf es Zeit, der richtigen Ressourcen und richtigen Leute, doch der Titel ist das Ziel des Teams und mein langfristiges Ziel ist er auch."

Frage: "Du hast einen Vertrag unterschrieben der womöglich für einen Zeitraum von vier Jahren gültig ist. Wie wichtig ist dir selbst Kontinuität?"
Button: "Kontinuität ist immer eine sehr gute Sache. Es ist natürlich schwierig, zu wissen, wer mein Teamkollege sein wird, doch wenn es Jacques sein sollte, so werden wir meiner Meinung nach ein sehr gutes Team sein. Es wird ein neues, frisches Image für das Team sein und ich denke, dass es perfekt sein wird."

Frage: "Kannst du uns verraten wie lange sich die Gespräche mit BAR hingezogen haben?"
Button: "Ein paar Wochen. Ich unterschrieb den Vertrag am Sonntag. Es gab eigentlich recht viele Gespräche, doch die fanden alle in einem kurzen Zeitraum statt. Es ist fantastisch und ich freue mich schon auf nächstes Jahr."

"Viele Teams waren an mir interessiert aber..."

Frage: "Wie schnell wusstest du, dass BAR das Team sein würde bei dem du die nächsten Jahre fahren möchtest?"
Button: "Das dauerte schon eine Weile, denn es gab viele Teams die an mir interessiert waren und ich musste eine Wahl treffen. Es gab positive Dinge die für jedes der einzelnen Teams sprachen, doch BAR hatte am meisten positive Dinge und bot die meisten Möglichkeiten."

Frage: "Womit hat dich David Richards davon überzeugt zu BAR zu kommen?"
Button: "Nun, er ist eine Person die ich schon eine ganze Weile lang kenne. Er ist ein Mann der zu seinem Wort steht und immer das erreicht was er sich vorgenommen hat. Er hat das Team ja schon in den letzten sechs Monaten stark verändert und ich denke, dass man die Auswirkungen dessen nächstes Jahr in der Performance auf der Rennstrecke sehen wird. Er ist sehr begeistert was die nächsten Jahre angeht und wer ihn kennt, der weiß, dass das für ihn ziemlich untypisch ist. Er ist aber auch ein großartiger Mensch mit dem man zusammenarbeiten will und er kann es wirklich schaffen, so wir es schon in der Vergangenheit getan hat."

Frage: "Gut, sprechen wir einmal über die Ziele. Was ist deiner Meinung nach in der nächsten Saison - realistisch betrachtet - zu erreichen?"
Button: "Oh, ich glaube da müsste man besser die Designer befragen anstatt mich! Ich weiß nicht, was nächstes Jahr möglich sein wird, doch ich weiß, dass das Auto viel besser als der diesjährige Bolide sein wird und der Honda-Motor wird auch besser sein. Mehr weiß ich jedoch nicht. Geoff Willis ist der Technische Direktor, der an dem aktuellen Auto nicht viel machen konnte, doch seine Anwesenheit hat schon etwas bewirkt und ich wüsste nicht, warum wir nächstes Jahr nicht schnell sein sollten. Die Frage ist nur, wo wir im Vergleich zu den anderen Team stehen werden."

Fisichella beeindruckte Button von all seinen Teamkollegen am meisten

Frage: "Du hast ja schon damals mit Geoff Willis zu Williams-Zeiten zusammengearbeitet. Hat das auch eine Rolle bei deiner Entscheidung gespielt?"
Button: "Ja, in der Tat. Das war einer der Pluspunkte des Teams. Ich habe mit ihm bei Williams gearbeitet und er war ein fantastischer Typ. Er hört jederzeit aufmerksam zu und leistet immer sehr gute Arbeit. BAR hatte die Chance ihn sich zu angeln und es ist gut ihn im Team zu haben. Es ist aufregend - ich glaube, dass er auch aufgeregt ist hier zu arbeiten."

Frage: "Es ist einfacher sich in ein Team einzugewöhnen wenn man schon mit einigen Leuten vorher zusammengearbeitet hat oder?"
Button: "Genau. Bei BAR ist aber jeder sehr freundlich und umgänglich, weshalb ich mich schon auf die Zusammenarbeit mit allen Leuten freue."

Frage: "Du hattest ja schon einige starke Teamkollegen mit Ralf Schumacher, Fisichella und Trulli. Nächstes Jahr könntest du dich gegen einen Weltmeister beweisen müssen. Wie glaubst du wirst du dich schlagen und ändert diese Möglichkeit etwas an deiner Herangehensweise?"
Button: "Nein, es ändert nichts, nicht im Geringsten. Ich fuhr gegen Ralf, der offensichtlich ein sehr schneller Fahrer ist. Fisichella war unglaublich schnell, ein sehr kompletter Fahrer. Jarno ist auch ein guter Pilot und sehr schnell in der Qualifikation. Was ich sagen will ist, dass keiner von ihnen langsam ist. Wir sind in der Formel 1 und da ist niemand langsam. Diese drei Fahrer sind drei der weltbesten Piloten - meiner Meinung nach. Jetzt mit Jacques wird es nicht leichter werden, doch wir werden zusammenarbeiten. Wenn wir nicht als Team zusammenarbeiten können, dann werden wir auch keine Weltmeisterschaft gewinnen, so einfach ist das."

"Damals war ich noch sehr unerfahren"

Frage: "Du bist jetzt in deiner dritten Saison in der Formel 1. Wie sehr kann dir BAR dabei helfen zu einem noch besserem Fahrer zu werden? Glaubst du, dass du noch immer Dinge lernen musst?"
Button: "Ich denke, dass man in der Formel 1 ständig dazulernt. Ich werde besser werden, genauso wie alle anderen Fahrer auch. In den letzten drei Jahren habe ich aber eine Menge Erfahrungen gesammelt, mit zwei sehr erfahrenen und schnellen Teams. Ich denke, dass ich das Beste aus einem Auto herausholen und viele Informationen über das Verhalten weitergeben kann."

Frage: "Obwohl Renault ja in Oxfordshire seine Fabrik hat, so kehrst du jetzt in ein rein britisches Team zurück. Das wird vor allem auch die Fans erfreuen. Wie denkst du darüber?"
Button: "Für mich macht es ehrlich gesagt keinen großen Unterschied, ob ich nun für ein englisches oder ein französisches Team arbeite. Dieses Jahr bei Renault war die Arbeit mit den Franzosen sehr gut. Doch selbst BAR ist kein reines britisches Team, denn es gibt da ja noch Honda und die sind aus Japan. Solange wir aber alle gut miteinander zusammenarbeiten, und das werden wir sicher, ist das das Einzige was zählt."

Frage: "Wie gehst du jetzt in die restliche Saison? Wirst du dich voll darauf konzentrieren was bei Renault passiert oder doch schon eher auf BAR?"
Button: "Ich werde mich auf meine Arbeit bei Renault konzentrieren und beobachten wie sich BAR schlägt. Es wird ein komplett anderes Auto sein, weshalb ich nicht viel davon haben werde. Diese und die kommende Saison werden ganz anders sein. Jetzt werde ich mich aber auf meine Aufgaben in dieser Saison konzentrieren. Ich habe mit Renault anderthalb Jahre zusammengearbeitet und bin ihnen gegenüber noch vertraglich verpflichtet, weshalb ich mein Bestmögliches geben muss und so viele Punkte wie möglich holen möchte.

Frage: "Du hast beim Wechsel von Williams zu Renault schon einmal eine ähnliche Situation erlebt. Ist das eine schwierige Zeit sich an ein anderes Team zu gewöhnen?
Button: "Damals war es das. Ich hatte nicht damit gerechnet, doch ich war damals auch noch sehr unerfahren. Bei Williams gab es nicht viele Veränderungen, ganz einfach weil man schon ein gutes Auto hatte. Dann ging ich zu Renault und fand es dort sehr schwierig. Das lag aber auch an meiner fehlenden Erfahrung und jetzt bin ich in der Lage mehr mit einem Auto zu arbeiten. Ich weiß wie es reagiert, spüre es und mache mir deshalb keine Gedanken über den bevorstehenden Teamwechsel."