• 08.09.2012 19:05

  • von Dieter Rencken

Button: "Felipe sitzt uns im Nacken"

McLaren-Fahrer Jenson Button spricht über seine Ausgangslage beim Großen Preis von Italien und über die spannende Anfahrt zur ersten Kurve

(Motorsport-Total.com) - 0,123 Sekunden trennten Jenson Button im Qualifying zum Großen Preis von Italien von der Pole-Position. Eben diese fuhr sein McLaren-Teamkollege Lewis Hamilton ein. Und so kommt es am Start zum Monza-Rennen zu einem teaminternen Duell in der ersten Kurve. Davor hat Button aber keine Angst, wie er in seiner Medienrunde betont. Vielmehr zeigt sich der britische Rennfahrer gespannt darauf, was der Rennsonntag alles für ihn bereithält. In Monza hat er bisher nämlich nicht gewonnen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button überlegt, wie er am Sonntag an Lewis Hamilton vorbeigelangt Zoom

Frage: "Jenson, es geht schon das gesamte Wochenende sehr eng zu. Wie wird sich das Rennen ausgehend von deinem zweiten Startplatz entwickeln?"
Jenson Button: "Zunächst einmal muss ich mich dem anschließen, was Lewis gesagt hat. Es ist ein fantastisches Teamergebnis, dass wir beide in der ersten Startreihe stehen. Ich denke, in den vergangenen Rennen haben wir unsere Stärken aufgezeigt. Jetzt beide von uns im Qualifying ganz vorn zu sehen, ist klasse. Ich weiß nicht, ob das in diesem Jahr schon einem anderen Team gelungen ist."

"In Kürze denken wir dann auch über den Start am Sonntag nach. Ich weiß nicht. Auch wenn wir aus der ersten Reihe losfahren, wird es hier sicher kein einfaches Rennen. Wir haben aber schon einmal die beste Ausgangslage inne. Auch wenn keiner von uns die perfekte Runde hingekriegt hat. Monza ist aber auch ein schwieriges Pflaster. Lewis hat es besser gemacht und er steht vorn. Glückwunsch an ihn."

Frage: "Wie zufrieden bist du mit dem zweiten Platz?"
Button: "Relativ zufrieden. Ich habe das Wochenende mit einem ziemlich guten Auto begonnen. Am Freitag probierten wir ein paar Dinge aus, die für uns nicht so gut funktionierten. Deshalb hatten wir am Freitagnachmittag ein bisschen zu kämpfen. Am Samstag lief es deutlich besser. Im Qualifying war es deutlich heißer als noch am Vormittag."

"Dieser Ort erinnert mich sehr an meine Zeit im Kartsport." Jenson Button

"Da bewegte sich das Auto viel mehr. Dieser Ort erinnert mich sehr an meine Zeit im Kartsport. Es geht nur darum, die minimale Geschwindigkeit weit oben zu halten. Vor allem in Passagen wie der Ascari oder der Parabolica. Du hörst also immer auf die Drehzahlen des Motors, wenn du durch den Kurvenscheitel fährst. So weißt du, ob du schnell bist oder eben nicht."

"Es ist wirklich ein sehr interessanter Ort. In Q3 stellte ich fest, wie viel der Windschatten ausmacht. Im Training hatten wir noch Windschatten erhalten, doch es war schwierig, einzuschätzen, ob dich das wirklich schneller macht oder nicht. In Q3 war das definitiv der Fall. Ich holte mir einen ordentlichen Windschatten von Vettel, was überraschend viel brachte."

Massa ist bester McLaren-Verfolger

Frage: "Ferrari hatte den Windschatten im dritten Freien Training geübt. Für Felipe Massa ging es prima aus. Hatte sich McLaren etwas Ähnliches überlegt?"
Button: "Nein. Das ist etwas, das wir ... Nun, ich persönlich halte es für sehr schwierig, dergleichen zu planen."

"Es ist schwierig, so etwas auf die Reihe zu kriegen. Du konzentrierst dich dann zu sehr darauf. Dann ist schnell mal der Bremspunkt falsch gesetzt oder es passiert etwas anderes. Es ist schwierig. So, wie wir es gemacht haben, war es viel besser. Wir suchten uns den Verkehr auf der Strecke. Das hat ziemlich gut funktioniert."

Frage: "Du wirst im kommenden Jahr vielleicht nicht mehr im gleichen Team fahren wie Lewis Hamilton. Verleiht das deinem Kampfgeist für den Sonntag Flügel?"
Button: "Wohin soll ich wechseln? Entschuldigung. Das höre ich jetzt zum ersten Mal."

Frage: "Bekommst du dadurch eine Extramotivation, um Lewis Hamilton zu bekämpfen?"
Button: "Ja. Ich denke, wir alle schätzen ein schönes Duell. Jeder braucht eine Herausforderung. Wenn du einen konkurrenzfähigen Teamkollegen hast, dann wünschst du dir manchmal einen etwas weniger konkurrenzfähigen Teamkollegen. Oft ist es aber gut, denn er setzt dich unter Druck. Und du siehst an einem Rennwochenende ganz klar, wo du mit deiner Leistung stehst. Es gibt Positives und Negatives. Ich denke, das Positive überwiegt."

"Wir sind hier, um ein Rennen zu fahren. Das werden wir tun." Jenson Button

Frage: "Wirst du deinen Teamkollegen am Sonntag schlagen?"
Button: "Das ist das Ziel, ja. Und wenn ich die Antwort auf diese Frage wüsste, dann bräuchte ich nicht zu fahren. Nein. Wir sind hier, um ein Rennen zu fahren. Das werden wir tun."

Frage: "Du warst hier schon ein paar Mal Zweiter. Wie sehr willst du hier gewinnen?"
Button: "Sehr. Das ist am Sonntag natürlich das Ziel. Wir haben das Auto gut auf das Rennen vorbereitet. Und jetzt schauen wir einfach einmal, was passiert, wenn am Sonntag die Ampel erlischt. Die Strategien dürften interessant werden. Und hier kann man überholen. Es ist nicht so einfach, aber es geht. Wir haben auf jeden Fall viel Konkurrenz."

"Schön ist natürlich, dass wir acht Positionen vor Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) stehen. Er führt die Gesamtwertung an. Und ganz ehrlich: Es tut mir ein bisschen leid für ihn. Es ist zwar nicht sein Heimrennen, aber das Heimrennen von Ferrari. Da ist so etwas natürlich hart. So sitzt uns Felipe Massa im Nacken. In Kurve eins wird das nicht anders sein. Es dürfte ein interessantes Rennen werden."

Wer kann McLaren gefährlich werden?

Frage: "Denkst du, ihr seid in Monza unschlagbar?"
Button: "Nein, sicher nicht. Schau nur mal auf Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.), der in Spa vom zehnten Startplatz kam und im Rennen unsere Geschwindigkeit hatte. Vielleicht war er sogar schneller als wir. Hier in Monza ist er uns viel näher. Er startet als Fünfter und hat eine gute Chance. Ferrari ist ebenfalls sehr schnell. Felipe hat eine gute Chance. Schauen wir einmal, was er im Rennen zeigen kann."

Frage: "McLaren scheint einen höheren Topspeed zu haben als Ferrari. Könnte sich das als entscheidend herausstellen?"
Button: "Nun, das könnte eine Hilfe sein. Vielleicht aber auch nicht. Möglicherweise ist unser Getriebe länger übersetzt. Ich weiß es nicht. Vielleicht sitzen sie schon im Limiter und wir nicht. Wer weiß das schon? Schauen wir einmal."

Frage: "Martin Whitmarsh sagte im Fernsehen, die erste Kurve dürfte interessant werden. Wie sehr werdet ihr darüber nachdenken? Werdet ihr das vorher besprechen oder einfach drauflosfahren?"
Button: "Es spielt keine Rolle, wer neben dir steht. Wie du schon sagtest: Die erste Kurve ist immer sehr interessant. Vor allem hier in Monza."

"Kurve eins kannst du nicht planen." Jenson Button

"Bis zur ersten Kurve ist es ein ziemlich langer Weg. Kurve eins kannst du nicht planen. Jeder von uns wird versuchen, als Erster aus dieser Kurve zurückzukehren. Wir haben das schon oft gemacht. Es sollte kein Problem sein. Es geht auch nicht nur um den Start. Es ist ein langes Rennen."

Frage: "Welche Strategie wirst du am Sonntag verfolgen?"
Button: "Hoffentlich erwische ich erst einmal einen guten Start. Mein Teamkollege und ich haben eine gute Ausgangslage inne. Darauf wollen wir am Sonntag Kapital schlagen."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Italien


Frage: "Glaubst du noch immer an deine Titelchancen?"
Button: "Ich glaube nicht, dass man das anpeilen kann. Du nimmst es Rennen für Rennen. Jedes Mal, wenn du ein Rennen gewinnst, schaust du dir die Punktetabelle an. Dann denkst du: 'Oh, ich habe ganz schön aufgeholt.'"

"Nach einem schlechten Rennen denkst du aber nicht gleich, dass alles vorbei ist. Du musst es positiv sehen. Ich habe eine kleine Chance, aber es ist trotzdem eine Chance. Ich werde alles geben und jede Sekunde genießen. Außerdem bringt es mir nichts, an den Titel zu denken. Davon habe ich nichts."