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Button: "Die Geschwindigkeit steckt im Auto"
Brawn-Pilot Jenson Button im Interview über die Qualifikation von Ungarn, die Temperaturen am Samstag und die Aussichten auf den Grand Prix
(Motorsport-Total.com) - WM-Spitzenreiter Jenson Button erlebte am Hungaroring ein schwieriges Qualifying: Weil die Temperaturen in Ungarn am Samstag etwas kühler waren als erwartet, stieß das Brawn-Team im Zeittraining auf Probleme. Im Interview nahm Button Stellung zur Reifenfrage bei seinem Rennstall und gab einen Ausblick auf das Rennen, das er vom achten Startplatz aus beginnen wird.

© xpb.cc
Beim Start in Ungarn sieht Jenson Button ungewohnt viele Autos vor sich...
Frage: "Jenson, du hast den größten Teil des dritten Qualifikationsabschnitts an der Box verbracht. Lag das am Auto?"
Jenson Button: "Genau. Bei Rubens war etwas kaputt gegangen und dieses Teil wollten sie bei meinem Auto ersetzen. Das haben sie auch gemacht und so konnte ich im dritten Qualifikationsabschnitt noch einmal rausfahren. Wir haben daher vier Runden mehr Sprit an Bord, als wir eigentlich vorgesehen hatten. Wir wären im Zeittraining eigentlich schneller gewesen. Wir dürften aber mehr Benzin dabei haben als andere."#w1#
KERS-Fahrzeuge als Wegbereiter am Start?
"Ich weiß nicht, wie lange wir auf der Strecke bleiben können, doch ich schätze einmal bis Runde 24. Die Führenden dürften etwa 18 Runden lang fahren können, Alonso vielleicht 13 Umläufe. Mit so viel Sprit an Bord war das Auto schwierig zu fahren. Wir hoffen einfach auf den Sonntag. Wenn es ein schöner und heißer Tag wird, dann sollten wir ein gutes Ergebnis einfahren können - wir fahren im ersten Stint schließlich ziemlich lange."
"Unser Auto kommt mit den Reifen ganz ausgezeichnet klar. Es ist also sehr schade, dass wir so weit zurückliegen. Wir hatten zwar nicht die Geschwindigkeit, um auf Pole zu fahren, doch unser Renntrimm sollte sehr gut sein. Die Situation ist natürlich nicht einfach für uns, wenn wir von Platz acht aus losfahren. Der erste Wagen ist vielleicht auf eine Dreistoppstrategie aus, andere möglicherweise ebenfalls, weil sie sich Gedanken um den Reifenverschleiß machen."
Frage: "Hoffst du darauf, ähnlich wie die KERS-Autos schon beim Start weit nach vorne zu gelangen?"
Button: "Ja. Ich werde am Start keine KERS-Fahrzeuge hinter mir haben. Ich gehe davon aus, dass die McLarens wieder sehr gut von der Linie wegkommen werden. Wir müssen einmal abwarten, wie weit nach vorne es für Lewis gehen kann. Er startet schließlich auf der schmutzigen Seite. Sollte er die Red Bulls schlagen können, dann würde uns das natürlich sehr helfen. Warten wir einmal ab, was passiert. Das Gute ist aber: Selbst wenn Lewis die Red Bulls nicht überholen kann, sollte er doch eine gute Geschwindigkeit vorlegen können. Vielleicht können wir uns dort anhängen und dann schauen wir einmal, was passiert."
Frage: "Das klingt nicht sehr zuversichtlich..."
Button: "Wir können am Sonntag trotz allem einen guten Tag erleben. Von Platz acht wird es natürlich sehr schwierig werden, das Rennen zu gewinnen. Ein gutes Ergebnis ist aber allemal drin."
Frage: "Wie aggressiv gehst du in dieses Rennen?"
Button: "Da Gute an unserer Situation ist, dass wir relativ viel Sprit dabei haben. Wenn du weniger Benzin im Tank hast, dann musst du wesentlich aggressiver zu Werke gehen - denn wenn die KERS-Autos erst einmal an dir vorbei sind, hast du verloren. Für uns wird es daher wichtig sein, eine gute Position zu erreichen. Die Startgerade ist recht lang, daher könnten Lewis, Kimi und Kovalainen durchpreschen. Es werden also überall Autos sein. Vielleicht können wir ein oder zwei Fahrzeuge überholen und uns so in eine gute Ausgangslage versetzen."
Button: Künftig muss die Qualifikation sitzen
Frage: "Du hast in dieser Saison schon mehrfach betont, dass du deinen Fahrstil je nach Situation an den Wagen anpassen musst. Wie schwierig ist das nach neun Jahren in der Formel 1?"
Button: "Die vergangenen Rennen waren sehr schwierig für uns, doch hier war unsere Geschwindigkeit bislang sehr gut. Nur die Qualifikation war etwas frustrierend. Im Freitagstraining waren wir sehr konkurrenzfähig - auch benzinbereinigt und nach unseren Berechnungen, wer mit welcher Spritmenge unterwegs war."
"In dieser Kalkulation waren wir sowohl im ersten als auch im zweiten Freien Training die Schnellsten. Ich möchte das nicht auf die Temperaturen schieben, aber am Samstag war es kühler. Unser Auto schien heute einfach nicht ganz so gut zu funktionieren. Trotzdem waren wir in den ersten beiden Qualifikationsabschnitten relativ konkurrenzfähig. Ich war sehr zufrieden damit, wie sich der Wagen mit einer geringen Spritmenge verhalten hat."
"Daher bin ich fest davon ausgegangen, dass wir es unter die Top 5 schaffen könnten. Doch dann mussten wir zu Beginn der dritten Qualieinheit an der Box bleiben - dabei hatten wir so viel Benzin an Bord. Außerdem war dann schon ein recht großer zeitlicher Abstand zwischen meinen beiden schnellen Runden. Mit dieser großen Spritmenge fand ich einfach keinen Grip und brachte auch keine großartige Runde zusammen."
Frage: "Du bist noch immer der Führende in der WM. Denkst du, dass Red Bull euch in Punkto Entwicklung überholt hat?"
Button: "Wir können uns jedenfalls keine schlechten Qualifikationen mehr leisten. Wir dachten eigentlich, dass wir hier recht gut aussehen könnten. Das tun wir auch! Wenn aber nur eine Kleinigkeit schiefgeht, dann wird es schwierig. Wir hatten in der Qualifikation sehr viel Sprit im Auto. Ich hoffe, wir sind das schwerste Auto der Top 9."
"Wenn nicht, dann müssen wir uns ganz gewiss Sorgen machen. Wir haben diese Strategie gewählt und müssen nun sehen, wie wir am Sonntag damit klarkommen. Wir müssen jedenfalls möglichst nahe an die Red Bulls herankommen. Die Red Bulls zu schlagen hat Priorität, doch das könnte in Ungarn ganz schön schwierig werden. Wir werden es dennoch versuchen."
Die Temperaturen bremsen Brawn
Frage: "Spielt die Temperatur der Reifen eine so große Rolle?"
Button: "Das ist natürlich eine frustrierende Sache. Bei diesem Rennen ist die Situation aber deutlich besser als bei den vergangenen Grands Prix. Wenn man aber den Freitag und den Samstag in Ungarn miteinander vergleicht, dann ist das Auto komplett anders und daher auch anders zu fahren."
"Wir befinden uns gerade so eben am Rande davon, die Reifen zum arbeiten zu bringen. Das ist schon sehr frustrierend, aber am Sonntag soll es zumindest etwas wärmer werden als am Samstag. Das sollte okay für uns sein. Wir waren am Freitag sehr schwer unterwegs und unsere Geschwindigkeit war dabei sehr gut. Die Geschwindigkeit steckt im Auto, wir müssen sie nur herausholen."
Frage: "Felipe und die Formel 1 sind offenbar glücklicherweise von einer Tragödie verschont geblieben..."
Button: "Ich weiß nicht genau, wie es um diese Situation bestellt ist. Sind wir wirklich 'glücklicherweise' davongekommen? Noch kennen wir schließlich nicht die Details und wissen auch nicht, wie es ihm genau geht. Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei um eine besorgniserregende Geschichte. Hoffentlich ist er okay. Ich hoffe, wir erfahren schon bald, wie es um ihn bestellt ist."
Frage: "Nach dem Rennen hat die Formel 1 eine Rennpause. Hast du schon irgendwelche Pläne für die rennfreie Zeit?"
Button: "Ich werde am kommenden Wochenende den London Triathlon absolvieren und anschließend zwei Wochen lang relaxen. Das wird sicherlich eine schöne Angelegenheit werden."
Frage: "Freust du dich über diese Sommerpause?"
Button: "Die Pause ist sehr lang. Ich persönlich denke, dass sie möglicherweise zu lang ist. Ich kann die Gründe dafür verstehen, doch die Unterbrechung zwischen den Rennen ist zu groß."

