• 26.08.2010 20:27

  • von Dieter Rencken

Button: "Der McLaren sollte gut funktionieren"

Jenson Button will auf dem schnellen Kurs in Spa-Francorchamps zurückschlagen - Im Interview spricht der Weltmeister über die aktuelle Situation

(Motorsport-Total.com) - Weltmeister Jenson Button will die Schlappe von Ungarn mit zwei starken Resultaten in Belgien und Monza gutmachen. Die Hochgeschwindigkeitskurse kommen für McLaren genau richtig, da das Team genug Zeit hat, neue Teile für mehr Abtrieb zu entwickeln. Im Interview spricht Button über seine Möglichkeiten.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Weltmeister Jenson Button ist für Spa-Francorchamps sehr zuversichtlich

Frage: "Du warst in der Sommerpause krank. Wie geht es Dir?"
Jenson Button: "Ja ich hatte Fieber und eine Magenverstimmung, aber mir geht es ganz gut. Ich war einige Tage in Südfrankreich, das hat geholfen. Ich fühle mich ganz gut."#w1#

Frage: "Seit der auspuffangeströmte Diffusor an eurem Auto ist, gab es einige Probleme. Ist das Zufall, oder hat das bestimmte Gründe?"
Button: "Ich denke Ferrari und Red Bull haben sich über die letzten Rennen stark verbessert. Es gibt ja viele Gespräche über Frontflügel und Bodenplatten. Das ist zur gleichen Zeit gekommen, wie unser Diffusor. Für uns ist der angeströmte Diffusor eine Verbesserung. Es gibt dir mehr Grip am Kurvenausgang, speziell wenn man Gas gibt. Es ist ein positiver Schritt für uns. Aber es gibt noch einige Bereiche, wo wir noch keinen Vorteil ziehen können. Daran arbeiten wir. Vielleicht verlieren wir dort sogar Performance. Im Gesamten ist es eine große Verbesserung für uns und hilft dem Auto. Es ist positiv und nicht negativ."

Frage: "Wie schätzt du eure Konkurrenzfähigkeit in Spa-Francorchamps ein?"
Button: "Ich denke das Auto wird hier gut funktionieren. Wir haben wieder Verbesserungen im Gepäck. Wir ziehen hier einen größeren Vorteil aus dem angeströmten Diffusor, das ist gut. Es sind nicht 1,7 Sekunden, aber es wird ein Schritt vorwärts sein, den wir im Moment dringend brauchen. Soweit ich abschätzen kann, werden Red Bull und Ferrari nicht so schnell sein, aufgrund der Regeländerung. In Spa wird mit weniger Abtrieb gefahren, dem wenigsten in der bisherigen Saison. Das sollte ein Vorteil für uns sein."


Fotos: Großer Preis von Belgien, Pre-Events


"Auf einer Strecke wie Ungern spielt die Höchstgeschwindigkeit keine Rolle. Dort waren wir schnell auf der Geraden, weil wir nicht mehr Abtrieb auf das Auto bauen konnten. Das war es. Red Bull hatte viel mehr Abtrieb als wir. Wir hatten das nicht, weshalb es ein schwieriges Rennen war. Hier fährt man mit weniger Abtrieb. Damit sie nicht auf der Geraden von uns geschnappt werden, müssen sie ungefähr das gleiche Abtriebsniveau fahren wie wir."

"Das heißt, dass wir praktisch den gleichen Luftwiderstand fahren werden. Spa ist eine gute Strecke für uns, wir haben einige Verbesserungen, die aber nicht die Welt niederbrennen werden. Das meiste hat mit dem Diffusor zu tun. Wir haben das Auto im Simulator auch verbessern können."

"Dann kommt Monza, das uns ebenfalls liegen kann. Es ist aber tückisch eine Vorhersage zu treffen, denn jeder fährt dort mit einem speziellen Flügel. Man weiß nie was die Leute bringen, aber wir sollten dort auch konkurrenzfähig sein. Ich bin sehr froh, dass diese beiden Rennen zum jetzigen Zeitpunkt der Saison kommen. Trotzdem müssen wir auch in den übrigen fünf gut sein, aber diese beiden Rennen geben uns Zeit, um das Auto für die anderen Rennen zu entwickeln."

Frage: "Hast du spezielle Erinnerungen, die du mit Spa verbindest?"
Button: "An das letzte Jahr habe ich eine schlechte Erinnerung, weil ich mit Grosjean gecrasht bin. Es gab aber auch schöne Momente. In meinem ersten Jahr in der Formel 1 habe ich mich als Dritter qualifiziert. Das war echt toll, es war mein erstes Top-3-Ergebnis in der Qualifikation. Ich hatte einige gute Rennen in der Vergangenheit und bin auch auf dem Podium gestanden."

Jenson Button

Dem Mclaren-Mercedes sollte die schnelle Strecke in Spa-Francorchamps liegen Zoom

"Ich mag die Strecke sehr. Jeder sagt, dass es ein Fahrerkurs ist - ich meine fast jede Piste ist eine Fahrerstrecke - aber hier ist es etwas anderes, denn es ist sehr eng und nur wenige Kurven werden unterhalb des dritten Gangs gefahren. Es ist eine schnelle Strecke und es ist schön, dass sie sich in den letzten 11 Jahren kaum verändert hat. Der letzte Sektor ist zwar anders, aber sonst ist es noch wie 2000, als ich zum ersten Mal hier war. Wir Fahrer lieben schnelle Kurven. Aus dieser Sicht ist es eine Fahrerstrecke. Wir lieben die R130, Eau Rouge und Kurven wie diese."

Frage: "Wieviel Spaß wird Eau Rouge machen?"
Button: "Wenn man in Führung liegt, wird es nicht schlecht sein. Mit 140 bis 150 Kilo im Tank wird es aber schon schwierig. Man ändert nur für diese eine Kurve nicht die Fahrzeughöhe. Es wird trickreich. Ich glaube man muss klarstellen, dass die Leute wissen, wo die Grenze der Strecke ist. Manche Leute werden abkürzen und einen großen Vorteil daraus ziehen. Wir müssen das mit Charlie Whiting klarstellen. Das werde ich machen. Die erste Rune ist hier sowieso durchgeknallt. Beim Start ist die Strecke sehr breit, dann wird es zur ersten Kurve hin eng. Dann geht es Seite an Seite durch Eau Rouge, mit 150 Kilo an Bord. Die Autos setzen auf - das wird verrückt und man muss große Eier haben."

Frage: "Wie sieht es da bei dir aus?"
Button: (lacht) "Ich habe mir für dieses Wochenende welche gekauft. Es geht darum, wie verrückt man sein kann und nicht wie mutig man ist. Aber es gibt eine kleine Auslaufzone, wenn man ausweichen muss. Hoffentlich bin ich dann schon in Führung und muss mir darüber keine Gedanken machen."

Frage: Glaubst du, dass du den Grand Prix gewinnen kannst?"
Button: "Für das Team ist es ein wichtiges Rennen, denn es kommt gleich nach Ungarn. Dort haben wir uns schwer getan. Hier in Belgien sehe ich eigentlich keinen Grund, warum wir nicht an der Spitze mitkämpfen können. Wir haben hier keine Ausrede, dass wir nicht genügend Abtrieb haben. Wir werden sehen, wie effizient unser Auto ist und wie stark wir mechanisch sind. Man weiß natürlich nie, wie gut man sein wird, aber ich fühle, dass wir konkurrenzfähiger als in Ungarn sind."

"In Belgien sehe ich eigentlich keinen Grund, warum wir nicht an der Spitze mitkämpfen können." Jenson Button

Frage: "Was hältst du von dem neuen Test für die flexiblen Frontflügel? Hast du von deinen Ingenieuren die Bestätigung, dass Red Bull und Ferrari durchfallen werden?"
Frage: "Zu 100 Prozent sicher sind wir nicht, aber ich wäre schon überrascht. Die Flexibilität ist schon eklatant, wenn man das im Fernsehen sieht. Ich weiß es nicht sicher, aber das ist meine persönliche Sicht der Dinge."

Frage: "Entwickelt McLaren so einen Frontflügel?"
Button: "Wir halten uns wie immer so nah an das Reglement, wie es geht und produzieren so schnell wie möglich neue Teile. Wenn man nur zwei Wochen zwischen den Rennen Zeit hat, ist es schwierig darauf zu reagieren. Da reicht einfach die Zeit nicht. Deshalb sind die beiden schnellen Strecken jetzt wichtig für uns, denn in dieser Zeit können wir an unserem Abtrieb arbeiten. Man kann nicht über Nacht neue Teile entwickeln und gleichzeitig verstehen, was andere Leute tun."

Frage: "Wie groß ist deine Sorge, dass Red Bull wieder überlegen ist?"
Button: "Sie haben großartige Arbeit abgeliefert. Manchmal braucht es längere Zeit, um aufzuholen, speziell wenn sie so einen Vorsprung wie auf einer Strecke wie Ungarn haben. Es ist heimtückisch und dauert seine Zeit. Zu diesem Zeitpunkt der Saison ist jeder zuverlässig, oder sollte es zumindest sein. Man verliert einfach viele Punkte, wenn man nicht diese Teile hat. Webber hat vor ein paar Wochen in einem Interview gesagt, wenn jemand ein spezielles Teil entwickelt hat, dann sollen es andere Leute nachbauen können. Warum sollte es nicht erlaubt sein? Wir werden sehen was hier passiert."

Frage: "Barrichello fährt an diesem Wochenende sein 300. Rennen. Kannst du dir vorstellen auch solange zu bleiben?"
Button: "Ich sehe mich selbst nicht so lang Rennfahren. Ich glaube nicht, dass ich dann noch die Leidenschaft dafür hätte. Vielleicht das Fahren alleine schon, aber alles rundherum, die Reisen, das Training und all das würde mich auslaugen. 300 Rennen ... Ich weiß gar nicht, wie viele Jahre er schon fährt. Das ist einfach nur unglaublich. Er kämpft aber immer noch und gibt nie auf. Er liebt Racing immer noch."