• 30.03.2011 18:43

Button: "Das Auto ist in den Kurven unglaublich stark"

Jenson Button im Interview: Warum das Potenzial des MP4-26 enorm ist, wieviel das Update wert war und wie er das Kräfteverhältnis einschätzt

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button erlebte in Melbourne einen durchwachsenen Saisonstart. Der Sieger 2009 und 2010 bewies sein Kämpferherz, musste aber durch ein nicht regelkonformes Überholmanöver an Felipe Massa eine Strafe hinnehmen und landete schließlich auf dem sechsten Platz. Der Brite konnte das unverhoffte Potenzial des MP4-26 nicht so gut nutzen wie Teamkollege Lewis Hamilton, der Zweiter wurde. McLaren ist aber besser in Form als erwartet - Buttons Titelchancen sind daher durchaus intakt. Im Interview spricht der 31-Jährige über sein Rennen, das Potenzial des MP4-26 und verrät, wie er das Kräfteverhältnis nach dem Saisonauftakt einschätzt.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button sieht sich in einer besseren Position als vor einem Jahr

Frage: "Jenson, das war wohl ein Rennen mit gemischten Gefühlen."
Jenson Button: "Mit Sicherheit. Einerseits bin ich enttäuscht, nur Sechster geworden zu sein, denn ich weiß, dass unser Auto am Sonntag viel besser als das war. Andererseits bin ich wirklich ermutigt darüber, was wir in wenigen Wochen erreicht haben. Jetzt trotz einer Durchfahrts-Strafe über Platz sechs enttäuscht zu sein, sagt viel darüber aus, wie zufrieden wir mit unseren Fortschritten sind."

Frage: "Dein Rennen wurde mit Sicherheit durch die Strafe beeinträchtigt, aber abgesehen davon war deine Leistung unglaublich solide."
Button: "Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich ein gutes Rennen hatte. Wie du schon sagtest, habe ich rund 25 Sekunden durch die Strafe verloren, aber zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, nicht komplett mit dem Auto verwachsen zu sein. Das ermutigt mich am meisten."

"Beim Start des Rennens steckte ich hinter Massa fest. Selbst im Schlepptau konnte ich das Auto unmittelbar hinter ihm halten. Unser Auto fühlt sich in den Kurven unglaublich stark an. Er ist ein bisschen hin und her gefahren, um mich hinter ihm zu halten. Insgesamt hat er sich gut verteidigt, aber es wurde etwas frustrierend, da es eindeutig war, dass ich schneller bin als er."

"Am Ende des Rennens war es auch ermutigend, dass wir das Tempo der Dreistopper mitgehen konnten, die frischere Reifen hatten. Wie ich schon sagte, war es frustrierend, hinter ihnen festzuhängen und nicht vor ihnen zu sein. Wir sehen aber ganz klar das Potenzial, in den kommenden Rennen ein paar gute Resultate einfahren zu können."

Frage: "Du hast am Sonntag gesagt, dass das Update-Paket die Erwartungen übertroffen hat. Kannst du erklären, was du damit gemeint hast?"
Button: "Ja, wir haben natürlich den neuen Auspuff mitgebracht, der viel einfacher als der ursprüngliche Auspuff war, den wir beim Testen probiert hatten. Wir hatten auch einen überarbeiteten Unterboden und einen Frontflügel dabei, was dabei hilft, die neuen Aerodynamikelemente im Strom des Autos auszubalancieren."

"Jedes dieser Elemente bringt ein gewisses Maß an Performance, das wir auf ungefähr eine Sekunde schätzen. Wenn du aber im Auto bist und diese Performance 'einschalten kannst', dann ist es plötzlich viel mehr wert. Die zusätzliche Performance bedeutet, dass man später bremsen kann, schneller durch die Kurven kommt und früher aufs Gas steigt. Das gibt dir auch zusätzliches Vertrauen, das Auto etwas mehr zu pushen. Abtrieb ist die magische Zutat und die Jungs in der Fabrik und an der Strecke haben dieses Wochenende wirklich etwas Tolles abgeliefert."

Frage: "Melbourne zeigt nicht immer das wahre Kräfteverhältnis. Hat dieses Wochenende Aufschlüsse über die Saison gebracht, die vor uns liegt?"
Button: "Red Bull ist schnell, das ist klar. Sebastians Pole-Runde hat das allen gezeigt. Wenn es um das Renntempo geht, dann sieht es so aus, als wären wir schon zu diesem Zeitpunkt in der Saison viel näher dran als letztes Jahr. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass Red Bull das Hybridsystem KERS nicht verwendet hat, was ein paar Zehntel Unterschied macht. Ich glaube aber nicht, dass es so eindeutig ist, wie es am Samstagabend ausgesehen hat."

"Wir sind ziemlich sicher die Verfolger. Ich glaube, dass in diesem Auto noch sehr viel verborgenes Potenzial liegt. Am Sonntag haben wir zum ersten Mal eine Renndistanz mit diesem Auto zurückgelegt. Das sagt uns, wie viel wir noch aus diesem Paket herausholen können. Ich glaube auch, dass Ferrari sehr stark sein wird. Sie haben das Wochenende stark begonnen, aber es wirkt so, als wären sie am Samstag und am Sonntag rückwärts gegangen."

"Ihr Renntempo war aber gut, also glaube ich, dass sie bei den nächsten beiden Rennen stärker sein werden. Alles in allem sieht es so aus, als würde der Kampf der drei Topteams, den wir letztes Jahr gesehen haben, weitergehen. Das wäre großartig für den Sport und für die Fans."