• 11.06.2011 15:30

  • von Fabian Hust

Buemi: "Kein Vergleich zum Vorjahr"

Der Schweizer Formel-1-Pilot erklärt, warum er sich dieses Jahr nicht nur deutlich stärker fühlt, sondern auch deutlich stärker ist

(Motorsport-Total.com) - Sebastien Buemi absolviert in diesem Jahr seine dritte Formel-1-Saison. Von dem einen oder anderen Medium wird der Schweizer mit einem Aufstieg vom kleinen Red-Bull-Team Toro Rosso zu Red Bull Racing in Verbindung gebracht. Gleichzeitig hat Mark Webber jedoch angeblich um eine Vertragsverlängerung gebeten, und nach Signalen von Teamchef Christian Horner sieht es auch ganz gut aus, dass der Australier doch noch ein Jahr im Team anhängen kann.

Titel-Bild zur News: Sebastien Buemi

Sebastien Buemi ist mit sich zufrieden: Reifer, konzentrierter und stärker als 2010

Der 22-Jährige steht dieses Jahr unter Druck, denn Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko macht kein Geheimnis daraus, dass Buemi dieses Jahr abliefern muss. Mit dem jungen Talent Daniel Ricciardo hat man bereits einen Fahrer, der im Hintergrund nur darauf wartet, eines der Cockpits bei Toro Rosso im kommenden Jahr zu übernehmen.

Buemi gegen Algersuari - das Blatt hat sich gewendet

Und vor der Saison sah es eher danach aus, als sei der Platz von Jaime Alguersuari sicherer als jener von Buemi - denn Buemi hatte vergangenes Jahr gegen Ende der Saison Schwierigkeiten. Doch in den ersten Saisonrennen hat der Wind zu Gunsten von Buemi gedreht, der seinen Teamkollegen im Griff hat. Im Qualifying steht es fünf zu eins, sieben Punkte hat Buemi gesammelt, sein spanischer Teamkollege keinen. Er hatte allerdings auch mehr technische Probleme.

"Was meine eigene Leistung betrifft, so ist diese deutlich besser als im vergangenen Jahr", so Buemi im Interview mit dem Fachmagazin 'Autosport'. "Wir haben mehr oder weniger alle Chancen genutzt, die wir auf Punkte hatten, mit der Ausnahme vielleicht von der Türkei, wo wir am Ende aufgrund der Reifen vier Punkte verloren."

Der Vergleich mit seinem Teamkollegen stimme ihn im Moment "ziemlich glücklich", das sei jedoch nicht seine Hauptpriorität: "Meine Priorität ist es, das Beste aus dem Auto herauszuholen und alle Chancen zu nutzen, die sich mir bieten. Es ist schwierig, in die Punkte zu kommen. Man muss in Bezug auf die Strategie gute Arbeit leisten, die Rundenzeit im Qualifying und im Rennen muss passen."

Ziele sind relativ

Es sei schwierig, sich konkrete Ziele zu setzen, denn diese hängen von der Qualität des eigenen Autos und von der Stärke der Konkurrenz ab: "Sie wollen, dass ich aus dem Auto das Maximum heraushole. Wenn das Maximum der zwölfte Platz ist, dann muss es Position zwölf sein. Wenn es der sechste ist, dann muss ist der sechste Rang sein. Vor der Saison kann man das nicht sagen. Das einzige Ziel ist es, das Maximum aus dem Auto zu holen und vor meinem Teamkollegen zu sein. Das ist der einzige faire Vergleich in der Formel 1."

Im Moment sieht es für Buemi gut aus, dass er auch kommendes Jahr für Red Bull fährt - in welchem Team auch immer. Doch der Rennfahrer ist sich bewusst, dass die Saison noch lange nicht vorbei ist, und sich das Blatt genauso schnell wieder wenden kann: "Es geht nicht um deine heutige Leistung. Es dreht sich um den morgigen und den kommenden Tag. Ich möchte nicht über die Vergangenheit nachdenken, denn die Dinge können sich schnell verändern."

Es sei noch "zu früh", über das Jahr 2012 "oder sogar über das Ende der Saison nachzudenken". Denn es ist nicht undenkbar, dass sich Toro Rosso dazu entscheidet, Ricciardo sogar im Verlauf der aktuellen Saison noch einzusetzen. Dann müsste entweder Buemi oder Alguersuari das Cockpit räumen.


Fotos: Sebastien Buemi, Großer Preis von Kanada


Buemi machte den notwendigen Schritt

Buemi war sich Ende der vergangenen Saison bewusst, dass er sich steigern muss, und er hat sehr viel verändert: "Es gibt keinen Vergleich. Ich habe viele Dinge um mich herum verändert, um mich zu verbessern. Ich bin mental sehr gereift. Für gewöhnlich hatte ich Emotionen, aber nun bin ich glücklich, wenn ich gut unterwegs bin, jedoch stabiler, wenn es schlecht läuft. Ich bin reifer geworden."

Nach einer "sehr schwierigen" Saison im vergangenen Jahr habe er über den Winter einen großen Schritt nach vorn gemacht und möchte sich noch weiter verbessern. Von Vorteil sei vor allem sein neuer Trainer, der mit ihm auf "völlig andere Weise" trainiere: "Ich kann den Unterschied wirklich spüren." Er habe nicht nur sieben Kilogramm zugelegt, sondern auch an Kraft und Selbstvertrauen gewonnen. Und auch mit den Ingenieuren habe er zusammen daran gearbeitet, mehr aus dem Auto herauszuholen.

Erfahrung ist immer gut

Geholfen habe ihm im Winter bei den Testfahrten mit dem neuen Auto auch seine Formel-1-Erfahrung. Während er in der Vergangenheit als Neuling noch viele Dinge ausprobieren musste, konnte er sich in diesem Jahr ganz auf die Entwicklung des Setups und die Tests mit dem neuen Pirelli-Reifen konzentrieren. Aus diesem Grund gelang es ihm auch, im ersten Rennen schon in den dritten Qualifying-Durchgang zu kommen. Kein Vergleich zum vergangenen Jahr: "Da war ich zu unsicher, war nicht fokussiert und nicht konzentriert."

Buemi ist sich bewusst geworden, dass in der Formel 1 alles relativ ist. Jetzt sei er glücklich, wenn er weiß, dass er eine gute Runde absolviert hat, auch wenn es im Qualifying nur zur neunten Position gereicht hat. Schließlich hat er kein Auto, mit dem er ganz nach vorne fahren kann: "Wenn du älter wirst, verstehst du dies besser, das hilft dir dabei, nach vorne zu kommen."

Die Zukunft ergibt sich von alleine

Ob er nun kommendes Jahr bei Red Bull Mark Webber ablösen darf oder nicht, darüber macht sich der Rennfahrer keine Gedanken: "Wenn ich darüber nachdenke, würde mich das definitiv nicht schneller machen. Wenn man ein Red Bull-Junior bei Toro Rosso ist, dann gibt es keine Debatte darüber, dass man so schnell wie möglich zu Red Bull kommen möchte. Das gilt für mich, für Jaime, Danie und für Jean-Eric Vergne."

Das einzige, was er tun könne, sei eine gute Leistung zu zeigen und in die Punkte zu fahren: "Wenn ich das tue, dann wird Red Bull darüber nachdenken." Er habe gelernt, diese Gedanken zu verdrängen, um sich wirklich auf das konzentrieren zu können, was zählt.