Budgetobergrenze trotz Annäherung wahrscheinlich

Nach dem Meetingmarathon in Monte Carlo gilt die Einführung einer Budgetobergrenze ebenso als wahrscheinlicher wie eine Einigung

(Motorsport-Total.com) - Es ist schon ein bisschen kurios: Die von der FIA geplante Budgetobergrenze von 40 Millionen Pfund pro Jahr (umgerechnet knapp 45 Millionen Euro) ist gestern zwar wahrscheinlicher geworden, aber das gilt auch für eine Einigung mit der Teamvereinigung FOTA, die bisher so vehement gegen eine solche Ausgabendeckelung aufgetreten ist.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Max Mosley

Bernie Ecclestone und Max Mosley saßen gestern mehrere Stunden in Meetings

Nach insgesamt acht Stunden Meetings - drei davon mit FIA-Präsident Max Mosley und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone in den Räumen des Automobilklubs von Monaco - verkündeten Mosley und FOTA-Chef Luca di Montezemolo einhellig: "Es war ein konstruktives Gespräch." Nur die Mienen von Toyota-Teampräsident John Howett und BMW Motorsport Direktor Mario Theissen wirkten beim Verlassen des Gebäudes ein wenig bedröppelt.#w1#

Brawn wittert Fortschritte

"Wir haben Fortschritte gemacht", sagte Brawn-Teamchef Ross Brawn. "Es ist ermutigend. Wir haben noch Arbeit vor uns, aber es ist heute vorwärts und nicht rückwärts gegangen." Sein Kollege Nick Fry sprach sogar davon, dass man "Gemeinsamkeiten" gefunden habe. Dabei hatte das Gipfeltreffen denkbar ungünstig begonnen, denn nach FOTA-Meetings im McLaren-Mercedes-Motorhome und auf Flavio Briatores 80-Meter-Jacht Force Blue kamen die Teamchefs um über eine halbe Stunde zu spät.

Die Teamchefs hatten sich bereits im Vorfeld einen etwas späteren Termin gewünscht, um für die FOTA-Besprechungen ausreichend Zeit zu haben, doch das wurde von Mosley abgelehnt. Der FIA-Präsident reagierte auf die Retourkutsche des Zuspätkommens aber nicht verschnupft, sondern ließ sich auf sachliche und konstruktive Diskussionen ein. Allerdings machte er erneut klar, dass er von der Einführung der Budgetobergrenze nicht mehr abweichen möchte.

Damit scheint man sich inzwischen arrangiert zu haben. Es geht jedoch um das Wie: Denkbar wäre zum Beispiel eine sukzessive Reduktion des Maximalbetrags in mehreren Stufen - bis 2012 von 80 über 60 auf die derzeit anvisierten 40 Millionen Pfund. Das wäre ein Szenario, mit dem die meisten Teams gut leben könnten. Außerdem argumentiert die FOTA, dass die erwünschten neuen Teams noch bis 2012 Zeit hätten, um sich angemessen auf die Formel 1 vorzubereiten.

Mosley will einen radikalen Schnitt

Mosley jedoch fürchtet, dass das zu lange dauert, weil seiner Meinung nach schon jetzt das Engagement mehrerer Hersteller auf der Kippe steht. Man hört jedoch, dass auch der Brite einen Kompromiss angeboten hat: Es bleibt bei den beschlossenen 40 Millionen, aber neben Fahrergagen, Marketingausgaben und FIA-Strafen fallen auch die Ausgaben für die Entwicklung oder den Ankauf von Motoren zunächst noch nicht unter die Budgetobergrenze.

Über eines ist man sich inzwischen jedenfalls einig: Es wird 2010 kein Parallelreglement mit technischen Freiheiten nur für jene Teams geben, die sich auf eine freiwillige Budgetobergrenze einlassen. Stattdessen soll die Budgetobergrenze gleich verpflichtend für alle eingeführt werden. Doch man darf annehmen, dass die Teams noch an diesem Wochenende dafür kämpfen werden, den Betrag nach oben zu korrigieren...