Brunner: Zunächst überwiegt die Sorge
Toyotas-Chefdesigner Gustav Brunner erklärt, warum für ihn die ersten Tests mit einem neuen Auto nicht gerade angenehm sind
(Motorsport-Total.com) - Seit rund 25 Jahren ist Gustav Brunner mittlerweile in der Formel 1 tätig, da kann man dem Österreicher nichts mehr vormachen. Wer sich mit dem 52-Jährigen unterhält, der wird ein Wort fast am Ende eines jeden Satzes hören ? "oder?". Selbst wenn sich der Grazer mit den Kollegen auf Englisch unterhält, schiebt er ein "or?" an das Satzende. Das zeigt, was in dem Kopf dieses Mannes vorgeht ? Zweifel und zwar eine Menge Zweifel.

© Toyota
Gustav Brunner: Zweifel zu haben ist Teil seines Berufes
Diese Zweifel begleiteten Gustav Brunner auch in diesem Jahr wieder, als er für seinen Arbeitgeber Toyota den TF103 das erste Mal zur Jungfernfahrt ausrücken ließ: "Um ehrlich zu sein, ist es das Gefühl der Sorge, das in diesem Moment überwiegt", gibt Brunner gegenüber 'ITV' zu. "Kann das Auto den Job machen, den es machen sollte? Die Entwicklung steht nie still, nur weil das Auto nun auf der Strecke ist, heißt das nicht, dass unsere Arbeit erledigt ist. Kaum fährt das Auto, schon bekommt man eine Ahnung über dessen Schwächen und was man tun muss, um das nächste Auto schneller zu machen."
Ein Techniker wie Brunner wäre wohl ein schlechter Techniker, würde er nicht alles hinterfragen, aber dennoch bekommt man von einem Workaholic wie dem früheren Ferrari-Designer auch überzeugte Worte zu hören: "Unser Hauptaugenmerk bei der Entwicklung und dem Design lag auf der aerodynamischen Seite, wobei dabei ein großer Einfluss von unserem eigenen Windkanal her rührt, der seit Juli 2002 vollständig im Betrieb ist. Zudem haben wir das Auto leichter gemacht. Der TF102 war noch ein Kompromiss, den wir mit dem bauten, was wir hatten, denn es waren noch nicht alle Strukturen installiert. Dabei habe ich gelernt, dass es absolut entscheidend ist, dass man einen vollständigen und uneingeschränkt nutzbaren Windkanal hat."
In der kommenden Saison möchte Toyota Renault den vierten Platz abspenstig machen, in dem man regelmäßig in die Punkte fährt. Dabei will man sich auf eine Tugend des TF202 verlassen: Die Zuverlässigkeit. Laut Brunner wird am Ende der Saison erneut Ferrari das Rennen machen: "Sie werden aber nicht mehr alles gewinnen. Der Wettbewerb wird enger sein als 2002, aber Ferrari wird meiner Meinung nach dennoch die Nase vorne haben."
Bis Toyota einmal so weit ist, wird noch einige Zeit vergeben: "Im Moment ist Ferrari noch größer und in Sachen Leistung klar besser. Wir sind noch nicht dort angekommen, nicht auf ihrem Level. Wir beginnen erst unsere zweite Saison, wir müssen auf dem technischen Gebiet noch ein wenig wachsen, sind aber bereits ein gutes mittelgroßes Team und verrichten gute Arbeit. Ich denke, dass es weitere zwei Jahre dauern wird, bevor wir den Level der Top-Teams erreicht haben werden."

