• 10.01.2009 16:52

  • von Roman Wittemeier

Brundle: "Keine Vorhersage möglich"

Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle sieht der neuen Formel-1-Saison mit Spannung entgegen: "Vielleicht landet jemand einen Volltreffer"

(Motorsport-Total.com) - Seit fast einem Vierteljahrhundert begleitet Martin Brundle die Formel 1 aus nächster Nähe. Der ehemalige Benetton-Teamkollege von Michael Schumacher war zunächst zwölf Jahre als aktiver Pilot in der Boxengasse, die gleiche Zeit hat er mittlerweise als TV-Co-Kommentator auf dem Buckel. Angesichts der vielen Regeländerungen zur diesjährigen Saison stochert aber auch der erfahrene Formel-1-Kenner immer noch im Dunkeln.

Titel-Bild zur News: Martin Brundle

Martin Brundle wechselt zur kommenden Saison als Co-Kommentator zur BBC

"Es ist kaum vorherzusagen", so Brundle im Rahmen der 'Autosport International Show' in Birmingham. "Wir haben mal eine gewisse Zeit mit stabilem Regelwerk erlebt. Dadurch sind sich die Teams immer näher gerückt und viele waren konkurrenzfähig", blickte der 158-fache Grand-Prix-Teilnehmer zurück, "aber jetzt ist das anders. Auf der einen Seite bereitet mir das Sorgen, aber auf der anderen Seite ist es vielleicht auch ganz gut, wenn sich niemand seiner Position mehr sicher sein kann."#w1#

Warten auf die neuen Autos

"Vielleicht landet irgendjemand mit der neuen Aerodynamik einen Volltreffer und bringt alles richtig zusammen" Martin Brundle

Das neue Regelwerk mit Slicks, veränderter Aerodynamik und KERS könne fast wie ein "Reset-Knopf" bezüglich der Hackordnung wirken. "Es wird auf jeden Fall niemand den Fernseher einschalten und sofort wissen, dass einer alle Rennen gewinnt. Das ist sicher. Das wird keine dieser Saisons nach dem Motto 'Michael Schumacher dominiert auch den nächsten Grand Prix', sondern es bleiben Fragen: Wer bekommt die neue Aerodynamik gut hin und das KERS und wer bringt die Slicks bestmöglich zum arbeiten?"

Gerade die Phase bis zu den nächsten Testfahrten lasse viel Raum für Spekulationen, sagte Brundle: "Wir haben bisher nur Hybridmodelle gesehen, kein einziges richtiges 2009er Auto. Wir haben letztjährige Autos mit 2009er Teilen gesehen. Ich habe daher überhaupt noch keine Ahnung, wer es zu Beginn am besten hinbekommen wird."

"Natürlich kann man davon ausgehen, dass die Teams mit dem meisten Geld und den besten Ressourcen - also Ferrari und McLaren - wieder vorne landen. Aber es kann in diesem Jahr auch große Überraschungen geben. Vielleicht landet irgendjemand mit der neuen Aerodynamik einen Volltreffer und bringt alles richtig zusammen", machte Brundle allen Fans den spannenden Auftakt der neuen Formel-1-Saison noch einmal besonders schmackhaft.

Suche nach Abtrieb nicht zu bremsen

"Mir ist es egal, ob ein Motor 20.000, 17.000 oder 15.000 Touren dreht." Martin Brundle

Bei KERS begrüße er zwar den "grünen Gedanken" dahinter, aber er bezweifle, dass man mit der Hybridtechnologie sportlich einen Fortschritt machen könne. "Wenn ein Fahrer auf einer Geraden an einem anderen vorbeizieht, dann weiß ich doch gar nicht, ob das jetzt am Fahrer oder an der Technik liegt." Auch bei der neuen Aerodynamik sei er noch skeptisch: "Da haben sich schlaue Köpfe Gedanken darüber gemacht, wie ein Auto einem anderen besser folgen kann."

"Wir wollen wieder richtig enge Zweikämpfe erleben. Wir wollen wieder driftende Autos sehen wie man sie früher bei Jim Clark oder Graham Hill erlebte. Ich bin solche alten Autos schon mal gefahren. Die haben Profilreifen und keinen Abtrieb, sondern Auftrieb gehabt", erklärte der Ex-Formel-1-Pilot. "Die Ingenieure schmeißen doch ihr Wissen nicht weg. Die werden nicht plötzlich dafür sorgen, dass die Autos herumdriften."

Auch er wünsche sich eine Verbesserung der Show, fügte Brundle hinzu: "Selbst wenn die Autos fünf Sekunden langsamer würden. Die MotoGP-Motorräder sind in Barcelona sogar 30 Sekunden langsamer. Das ist ein Haufen Zeit. Aber die fahren zu viert Seite an Seite und driften dabei. Das sieht aufregend aus. So etwas wollen wir in der Formel 1. Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage: Mir ist es egal, ob ein Motor 20.000, 17.000 oder 15.000 Touren dreht. Mir ist es auch egal, ob ein Getriebe zwei Jahre oder zwei Minuten hält, solange die besten Piloten der Welt damit Rad-an-Rad-Duelle ausfechten können."