• 06.10.2006 07:36

Bridgestone-Pressekonferenz: Gebt Gummi, Jungs!

Lesen Sie, was die Teamchefs und Fahrer der Bridgestone-Partnerteams Ferrari und Super Aguri F1 Team auf der Bridgestone-Pressekonferenz gesagt haben

(Motorsport-Total.com) - Ferrari ist die Speerspitze des japanischen Reifenherstellers Bridgestone. Kein Wunder also, dass mit Michael Schumacher und Felipe Massa beide Fahrer des Rennstalls aus Maranello zur Pressekonferenz geladen waren. Begleitet wurden die beiden von ihrem Teamchef Jean Todt. Beim Heimrennen in Suzuka standen zudem Aguri Suzuki und seine Schützlinge Takuma Sato und Sakon Yamamoto Rede und Antwort.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Reifen

Auch in Suzuka dreht sich wieder einmal viel um die Reifen...

Frage: "Aguri, in einer sehr kurzen Zeitspanne konntest du ein neues Team aufbauen. Wie genau möchtest du das Team ausprägen und welche Hoffnungen hast du?"
Aguri Suzuki: "Im November des Vorjahres haben wir angekündigt, in der Formel 1 mitzumischen. Jeder sagte, dass das unmöglich wäre, dass es ein verrückter Plan sei. Aber wir haben das Team aufgebaut, Autos gekauft, Leute geholt."#w1#

Der harte Anfang des Super Aguri F1 Teams

"Bis wir nach Bahrain gingen, hatten wir nur wenig Zeit, darüber nachzudenken. Wir haben einfach nur hart gearbeitet. In der Anfangsphase bildeten fünf Leute das Kernteam, um diese herum haben wir das Team aufgebaut. Derzeit haben wir 154 Leute. Wir sind noch ein kleines Team, aber mit diesem kleinen Team haben wir es rechtzeitig bis Bahrain geschafft und wir haben die Autos im Laufe der Saison verbessert. Das war keine leichte Aufgabe."

"Anstatt uns also Gedanken darüber zu machen, wie wir das Team aufbauen wollten, haben wir einfach ohne Pause gearbeitet - 24 Stunden am Tag. Wenn es also darum geht, welches Team ich haben möchte, dann gilt es zunächst, dass alle von uns in dieselbe Richtung gehen. Wir mussten versuchen, ein gutes Team aufzubauen, diese Ansicht trieb uns voran. Nun hat es sich stabilisiert, und wir haben bereits harte Zeiten durchstanden. Für mich sind alle wie Familienmitglieder. Kein Teammitglied blickt in eine andere Richtung, alle versuchen, dass Team zu verbessern."

Japaner unter sich

Frage: "Takuma, dein Motor kommt aus Japan, ebenso die Reifen, und dein Teamchef ist auch Japaner. Deine Arbeitsumgebung hat sich gegenüber der Vergangenheit also geändert. Auf was bist du in diesem japanischen Team stolz und was kannst du erreichen?"
Takuma Sato: "Alle in diesem Team sind miteinander verschweißt. Die Bridgestone-Ingenieure reden natürlich auf Japanisch mit mir, so kann man auch kleine Nuancen bereden, aber die anderen im Team sprechen Englisch miteinander, auch bei den Motoren."

"Für mich war 2003 ein guter Moment, als ich Testfahrer (für BAR-Honda; Anm. d. Red.) war und an verschiedenen Reifentests für Bridgestone arbeitete. Ich kann mich sogar noch daran erinnern, dass ich 2003 in Monza einen einzigartigen Reifen testete. Ich erinnere mich an das Gefühl, ich war tief beeindruckt. Das Gefühl unterschied sich komplett von allem zuvor. Dort begann alles richtig."

"Wir verwendeten diese Reifen 2004 nicht, aber 2006 konnten wir in dieser Weise mit Bridgestone arbeiten. Wir waren nicht in der Lage, umfangreich zu testen, aber wir haben ausgereifte Reifen. Ich konnte miterleben, wie sie sich entwickelten. Damit war ich sehr zufrieden. Wir sehen erneut, dass die japanische Technologie an der Spitze steht. Dass ich und mein Team mit Bridgestone arbeiten konnten, hat sicher Spaß gemacht, war aber auch eine Herausforderung."

Der "neue" Japaner

Frage: "Sakon, seit dem Deutschland-Grand-Prix fährst du für das Team. Sehr viel Zeit ist seither noch nicht vergangen, aber was war dein bisher schönster Eindruck?"
Sakon Yamamoto: "Es ist schwer, jetzt nur eine einzige Sache zu nennen. Ein großartiger Moment war, als ich zum ersten Mal die Fabrik besuchte und der Sitz für mich angepasst wurde. Es war ein typisch britisch-verregneter Tag, ich betrat die Fabrik und die Atmosphäre änderte sich sofort."

"Die Teammitglieder waren hoch motiviert und selbst bei einer Sitzanpassung hatten sie ein Ohr für Detailanfragen von mir. Das hat mich beeindruckt. Auch der Grand Prix in Shanghai war toll, als ich zum ersten Mal die karierte Flagge sah. Die Mechaniker standen an der Boxenmauer und grüßten mich. Die ganze Nacht über arbeiten die Mechaniker, um unsere Autos aufzubauen, und wegen ihrer Anstrengungen konnte ich endlich ihre Arbeit erwidern."

Der "alte" Japaner ist zurück

Frage: "Aguri, 1990 standest du hier auf dem Siegerpodest. Welches Gefühl hast du, wenn du heute nun als Formel-1-Teameigner zurück an die Strecke kommst?"
Suzuki: "Die Saison hat 18 Rennen und für Suzuka hat sich das Team eigentlich 16 Rennen lang vorbereitet. In den vergangenen 20 Jahren habe ich hier an Rennen teilgenommen und viele gesehen. Es steht nun der 20. Formel-1-Grand-Prix an und zum letzten Mal ist er in Suzuka. Ich bin sehr froh, dass ich ein Teil des Teams bin. Wir sind noch ein kleines Team, daher kann ich nicht einschätzen, wie gut unsere Leistung im Vergleich zu den anderen Teams sein wird, aber unsere zwei Fahrer und die Teammitglieder werden alles geben, was sie können, um unsere Fähigkeiten in Suzuka zu demonstrieren."

Frage: "Takuma, was sind deine Ziele für dieses Wochenende und welche Hoffnungen hast für die nächste Saison?"
Sato: "In jedem Jahr bekomme ich von den Fans in Suzuka eine unglaubliche Unterstützung. In diesem Jahr werden auch alle Teammitglieder diese Unterstützung bekommen. Das Super Aguri Team ist vereint, aber wir werden uns noch stärker darauf fokussieren, hier das beste Ergebnis der Saison einzufahren. Beim China-Grand-Prix konnten wir unsere Fähigkeiten zeigen. Ich hoffe, dass wir unseren direkten Konkurrenzen schlagen können und im Rennen so weit es geht nach vorn kommen."

Frage: "Das klingt kämpferisch. Welches Team wollt ihr denn schlagen?"
Sato: "Spyker ist uns am nächsten. Ich möchte sie schlagen und versuchen, mit noch besseren Teams direkt zu kämpfen."

Frage: "Sakon, welche Ziele hast du?"
Yamamoto: "Als ich noch in der Schule war, fuhr ich jedes Jahr zum Formel-1-Rennen nach Suzuka. Seither möchte ich ein Formel-1-Fahrer sein. An diesem Wochenende werde ich nun in der Lage sein, als Formel-1-Fahrer nach Suzuka zu kommen. Das ist etwas, was mich wirklich glücklich macht. Ich freue mich sehr darauf, das Rennen in Suzuka bestreiten zu können. Dabei möchte ich das bestmögliche Ergebnis erreichen und meine Fähigkeiten zu 100 Prozent zeigen - vielleicht auch zu 110 Prozent."

Das "verwirrende Jahr"

Frage: "Aguri, mit welcher Stimmung gehst du in das Rennwochenende?"
Suzuki: "Es war ein verwirrendes Jahr. Wir haben unsere beiden Fahrer nicht gerade beschenkt, aber sie haben sich nicht beschwert. Sie haben das, was mit diesem Auto möglich ist, auch erreicht. Die anderen Teams konnten tausende Kilometer fahren, ehe sie zum Rennen kamen. Wir konnten das nicht."

"Daher verlief die Saison so, dass wir unsere eigentlichen Wintertests während der Rennen abspulten. Für das nächste Jahr werden wir uns ordentlich vorbereiten, wir werden vom ersten Rennen an ordentlich aussehen. Ich bin überzeugt, dass wir von Anfang an stark sein werden und im nächsten Jahr werden wir mit einem Team nach Japan kommen, auf das man noch stolzer sein kann."

Todt über die Auswirkung von mehr Bridgestone-Partnern

Frage: "Jean, in diesem Jahr gibt es mehrere Top-Teams mit Bridgestone-Reifen. Welchen Einfluss hatte das auf Ferrari?"
Jean Todt: "Der größte Unterschied ist, dass wir nun Informationen mit anderen Teams austauschen können. Wir haben eine Art Bezugspunkt, denn im Vorjahr waren wir nicht konkurrenzfähig. In diesem Jahr verstehen wir die Situation besser, wir können uns besser auf die Entwicklungen konzentrieren. Das hat uns zusammen mit Bridgestone stärker und konkurrenzfähiger gemacht. Die Ergebnisse zeigen das auch."

Frage: "Felipe, hat sich auch für dich einiges geändert, als du in der Türkei gewonnen hast?"
Felipe Massa: "Es war ein fantastisches Gefühl für mich, den ersten Grand Prix meiner Formel-1-Karriere zu gewinnen. Mir gab das viel mehr Motivation. Schon zu Beginn der Saison verbesserte ich mich sehr, speziell aber von Jahresmitte bis jetzt. Es war toll, das zu erreichen und den ersten Sieg zu erleben. Ich bin sehr glücklich, aber auch erfahrener und motivierter, um in der Meisterschaft zu kämpfen. Dabei geht es auch um meine Position in der Meisterschaft, ich kann unter die ersten Drei kommen. Das möchte ich erreichen."

Durch dick und dünn...

Frage: "Michael, wie stark bist du in die Reifenentwicklung bei Bridgestone vom Vorjahr bis jetzt eingebunden gewesen?"
Michael Schumacher: "Von Anfang an, was wichtig ist. Die Reifenentwicklung ging nicht erst zu Beginn dieses Jahres los. Von Anfang an - .auch wenn es für uns im vergangenen Jahr nicht so toll lief - waren wir in der Lage, ein paar der Probleme zu verstehen. Wir haben das alles zusammen getan und das ist das Tolle an unserer Arbeitsbeziehung."

"Mit Bridgestone haben wir uns zusammengesetzt wenn wir zusammen gewonnen haben, aber auch umso mehr, wenn wir zusammen gewonnen haben, was notwendig ist, um den nächsten Schritt zu machen. Und wir haben während des Winters verstanden, was uns nach vorne kommen lässt. Und wir haben natürlich sehr eng zusammengearbeitet und bis an den Punkt entwickelt, an dem wir nun ein sehr konkurrenzfähiges Auto haben, das Auto und die Reifen arbeiten gut zusammen. Und in diesem Jahr sind wir auf die Siegerstraße zurückgekehrt."

Frage: "Was kannst du uns über diese Saison sagen?"
Schumacher: "Wir mussten die Punkte vom Anfang gutmachen, wo es für uns nicht so gut lief, aber wenn man sich anschaut, wie viele Punkte wir seit Kanada im Vergleich zu unseren Gegnern geholt haben, dann sind wir sehr stark."

"Unser Ziel ist es nun, diese Stärke zu halten, natürlich mit der gleichen Geschwindigkeit, und hoffentlich holen wir genügend Punkte, um beide Meisterschaften zu gewinnen. Dies ist das letzte Jahr, in dem wir auf dem Reifensektor einen starken Wettbewerb haben, und wir wollen, dass Bridgestone gewinnt, und natürlich möchte Bridgestone, dass wir gewinnen. Wir wollen das zusammen schaffen."

Frage: "Jean, es gibt weitere zwei Rennen. Was sind die Hauptpunkte, die du als Teamchef und als Team beachten musst?"
Jean Todt: "Es gibt so viele Dinge, die man im Griff haben muss, dazu gehören ordentliche Reifen. Eine gute Reifenwahl, die auch die Zusammenarbeit mit Bridgestone beinhaltet, aber auch Zuverlässigkeit, Leistung und Strategie. Wir sind uns lediglich über die Tatsache im Klaren, dass wir zwei großartige Fahrer haben. All die anderen Faktoren haben wir bei jedem Rennen demonstriert."

Was sich Schumacher und Massa von Suzuka erhoffen

Frage: "Was sind eure Hoffnungen im Hinblick auf das Rennen in Suzuka?"
Schumacher: "Nun, ich denke, dass unsere Hoffnungen ziemlich klar sind. Wir möchten gewinnen, mit beiden Autos auf dem Podium auf den ersten beiden Positionen. Das ist unser Ziel, es ist der sicherste Weg, um sich die Meisterschaften zu sichern und um uns auf die bestmögliche Weise zufrieden zu stellen. Besonders weil wir hier in Suzuka, bei unserem Heimrennen von Bridgestone, sind, wollen wir dieses besondere Ergebnis erzielen."
Massa: "Ich denke, dass Michael alles gesagt hat. Ein sehr rotes Podium wäre fantastisch! Falls wir in diesen beiden letzten Rennen beide Ferrari in die vordere Reihe stellen könnten - das wäre ein Ziel. Und um ehrlich zu sein sind diese Rennen für mich sehr wichtig, zum einen weil Japan Bridgestones Heimrennen ist, und zweitens, weil das letzte Rennen in Brasilien mein Heimrennen ist. Ich freue mich aus diesem Grund auf dieses Wochenende, will alles erreichen, was wir uns wünschen. Und wie Michael schon gesagt hat sehen wir am Ende der Meisterschaft sehr stark aus. Hoffentlich finden wir die richtige Strategie, um zu erreichen, was wir wollen."

Schumacher sagt "Danke!"

Frage: "Michael, du wurdest gerade mit einem gravierten Silbertablett von Bridgestone ausgezeichnet. Es ist deine letzte Saison in der Formel 1. Was geht dir durch den Kopf?"
Schumacher: "Dies ist das letzte Mal, dass ich in Japan ein Rennen fahre, und ich freue mich auf dieses Rennen wegen verschiedener Gründe, wegen der Meisterschaft und wegen Bridgestone, denn es ist ihr Heimrennen. Besonders wegen Bridgestone, denn in all den Jahren, als wir so viel Erfolge hatten, fünf Titel in der Fahrer- und sechs Titel in der Konstrukteurswertung gewannen, gab es eine unglaubliche Freundschaft, die sich im Verlauf dieser Jahre aufgebaut hat."

"Das wurde noch besonders bewiesen, als es wie im vergangenen Jahr nicht so rund lief. Aber in diesen Momenten ist es umso wichtiger, zusammenzuhalten, zusammenzuarbeiten, zurückzukommen und zu kämpfen. Das haben wir dank einer Menge Unterstützung von Bridgestone im Besonderen, unserer anderer Partner und von Ferrari geschafft. Ich bin stolz darauf, dass ich wieder in der Position bin, mein letztes Jahr und meine letzten Rennen in einer Position zu bestreiten, in der ich um die Meisterschaft kämpfe. Ich möchte mich aus diesem Grund bei allen und besonders bei Bridgestone bedanken."