• 27.01.2003 11:18

  • von Fabian Hust

Bridgestone hadert mit neuem Reglement

Reifenhersteller Bridgestone ist von ein paar Regelungen im neuen Reglement nicht gerade begeistert

(Motorsport-Total.com) - Bridgestones Technischer Manager Hisao Suganuma hat sich besorgt über die bevorstehenden Testfahrten am Freitag geäußert: "Statt uns auf die Entwicklung unserer Produkte zu konzentrieren, werden wir gezwungen sein, eine große Anzahl an Reifen herzustellen. Wenn wir fünf oder sechs Reifen an die Strecke bringen, so wird ein Großteil von ihnen gar nicht verwendet."

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Reifen

Bridgestone wird für die neue Saison wesentlich mehr Reifen herstellen müssen

An den "Freitagstestfahrten" nimmt mit Jordan-Ford auf jeden Fall ein Bridgestone-Team teil, vermutlich wird mit Minardi nach dem Wechsel des Reifenpartners noch ein weiteres hinzukommen. Die Teams dürfen am Freitag zwei Stunden lang mit bis zu drei Autos testen und dabei so viele verschiedene Reifen ausprobieren, wie sie wollen.

Natürlich werden die Teams möglichst viele Reifenvarianten ausprobieren wollen, um den passenden Pneu für die Strecke zu finden. Es macht natürlich nur Sinn, jene Reifen auszuprobieren, von denen dann eine ausreichend große Stückzahl vorhanden ist, um den Pneu auch am Rennwochenende einzusetzen.

Pro Reifenvariante müssten dann für das Rennwochenende mindestens 70 Reifen angeliefert werden ? ein Reifensatz zum Testen und zwei Mal sieben Reifensätze für die Verwendung über das Wochenende hinweg. Würde Bridgestone dann pro Team zum Beispiel sechs verschiedene Reifenvarianten mit an die Strecke bringen, so wären dies bereits 420 Pneus. Da die Reifen aus Japan kommen, entstehen Bridgestone selbst bei den Rennen in Europa hohe Transportkosten.

Würde Bridgestone mögliche Reifenvarianten bei Testfahrten ausprobieren, so müsste man nur ein paar Testreifen herstellen und nicht gleich für den möglichen Renneinsatz jede Menge weiterer Reifen herstellen, von denen dann nach dem Rennwochenende fast alle Pneus ungenutzt bleiben, da je Team nur zwei verschiedene Reifenmischungen verwendet werden dürfen.

Als weiterer Kostenfaktor kommt für Bridgestone das neue Reifenreglement hinzu, das es den Japanern erlaubt, jedem Team zwei verschiedene Reifen anzuliefern. Waren es im vergangenen Jahr für alle Teams noch zwei Varianten sind es im kommenden Jahr bei vermutlich fünf Partnerteams zehn verschiedene Varianten: "Es ist auch möglich, dass die Größe, Form oder Konstruktion je nach Team unterschiedlich ist", so Suganuma. "Das bedeutet mehr Arbeit für uns ? mehr Entwicklungsarbeit und mehr Tests."

Neben den zusätzlichen finanziellen Belastungen, die auf die Reifenhersteller in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Situation hinzukommen, gibt es auch noch einen anderen Punkt im aktuellen Reglement, der Suganuma missfällt. Statt zwei verschiedenen Regenreifen plus einem Intermediate-Reifen dürfen die Hersteller ab der kommenden Saison nur noch einen Reifen für feuchte Bedingungen bereitstellen, der bei ein wenig Nässe genauso funktionieren soll wie bei starkem Regen.

"Persönlich würde ich mindestens zwei Regenmischungen pro Rennen erlaubt haben. Die Reduzierung der Regenreifen auf nur noch eine Spezifikation wirkt sich auf die Sicherheit aus. Wetterbedingungen sind komplett unvorhersagbar. Auch wenn die Entscheidung, welche Mischung man zu jedem Rennen mitbringt, sehr sorgfältig vorgenommen werden wird ? schlussendlich könnte das Wetter nicht so wie erwartet sein und die Reifen könnten mit den Bedingungen nicht zurechtkommen", so Suganuma.

Das Problem ist komplex: Eine leicht feuchte Strecke verlangt nach einem Reifen, der über wenig Profil verfügt und aus einer härteren Mischung besteht, damit der Reifen nicht überhitzt. Bei viel Regen benötigt man ein gröberes Profil und vor allem einen weicheren Gummi, damit der Reifen ausreichend auf Temperatur kommt. Ist der Regen zu schwach und der Reifen damit zu weich, drohen gefährliche Reifenplatzer. Ist die Mischung des Reifens wiederum zu hart, droht den Fahrern bei starkem Regen ein unfahrbares Auto.