Briatore plädiert für einheitliches KERS

Mario Theissen bleibt ein KERS-Fan, Flavio Briatore ist dagegen - beziehungsweise möchte als Kompromiss ein System für alle Teams

(Motorsport-Total.com) - Die Hybridtechnologie KERS soll nächstes Jahr in der Formel 1 eingeführt werden. Schon jetzt sorgt die Energierückgewinnung aus Bremsabwärme für jede Menge Gesprächsstoff, nicht zuletzt durch die verschiedenen Zwischenfälle wie den Stromschlag für einen Mechaniker bei Tests in Jerez. Und noch immer gibt es keine Einigkeit zwischen den Teams.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore (Teamchef)

Flavio Briatore ist kein großer Fan der geplanten KERS-Einführung

Diejenigen, die KERS schon 2009 einführen wollen, sind inzwischen klar in der Unterzahl. Flavio Briatore von Renault ist einer, der mit KERS überhaupt keine Freude hat, weil Renault-Konzernchef Carlos Ghosn als eiserner Sparmeister gilt und nicht allzu viel Geld in die Formel 1 pumpen will. Aber je mehr Geld ein Hersteller in die KERS-Entwicklung investiert, desto besser wird das System voraussichtlich funktionieren.#w1#

Briatore sieht Widersprüche

"Einerseits haben wir die Motorenentwicklung eingefroren, um Geld zu sparen, andererseits entwickeln wir KERS, obwohl niemand weiß, wie viel das kosten wird", beschwerte sich Briatore heute in Valencia. "Wir haben eine Tür zugemacht, aber dafür ein Fenster geöffnet. Das ist doch unsinnig! Niemand kann mir sagen, wie stark sich KERS auf das Budget auswirken wird. Ich glaube, es ist der falsche Weg, die kleinen Teams zu solchen Ausgaben zu drängen."

Daher präsentierte der Italiener einen neuen Vorschlag: "Machen wir KERS doch gemeinsam! Ich bin happy damit, denn es ist der richtige Weg, auf die Umwelt zu achten, aber jedes Mal, wenn in der Formel 1 ein Prototyp entwickelt wird, glaubt jeder, dass er für viel Geld ein System entwickeln kann, das ihm einen kleinen Vorteil beschert. Dabei gleicht sich das meistens wieder aus. Auf diese Weise bleiben die Kosten unkontrollierbar."

Ein Argument, das gegen Briatores Vorschlag spricht, ist freilich, dass KERS mittelfristig von der Formel 1 in die Serie transferiert werden soll. Das funktioniert am effizientesten, wenn das System im Wettbewerb produziert wird, denn dann stehen die Teams unter Druck, bessere Lösungen als die Konkurrenz zu entwickeln. Bei einer gemeinsamen Lösung aller Teams wäre der Anreiz, die Entwicklung voranzutreiben, eher gering.

Theissen ein Fan von neuen Technologien

Daher betonte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen: "Die Formel 1 sollte künftige Technologien für die Straße hervorbringen, denn wir sind in einer einzigartigen Position mit großen Ressourcen, mit einem Umfeld, das unter Zeitdruck steht - und wir können Entwicklungen in einem Bruchteil der Zeit durchziehen, die in der Serienproduktion nötig wären." KERS sei wichtig für das Image der Formel 1 - Motto: Weg vom schmutzigen Motorsport, hin zum Umweltinnovator!

Und auf Briatores allgemein formuliertes Argument, man könne die Budgets "locker auf 60 Prozent" zusammenstutzen, entgegnete der Deutsche: "Wir haben KERS von Anfang an unterstützt. Es ist zwar nicht billig, sondern es kostet viel Geld, aber dieses Geld ist definitiv besser investiert als früher, als wir zwei Motoren am Freitag, zwei Motoren am Samstag und zwei Motoren am Sonntag verheizt haben..."