• 16.10.2005 07:13

Briatore: "Ich bin immer meinen Weg gegangen"

Renault-Teamchef Flavio Briatore über die Formel 1, Erfolg, Individualität und die Freiheiten seiner Fahrer

(Motorsport-Total.com) - Liebgewonnenes Ritual: Wenn die Protagonisten der Formel 1 an einem Grand-Prix-Wochenende früh morgens im Fahrerlager eintreffen, gilt ihr erster Griff oftmals einem starken Kaffee. Auf jeden Fall aber achten sie darauf, die jeweils jüngste Ausgabe der Fahrerlagerzeitung 'Red Bulletin' zu erwischen.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Flavio Briatore wie er sich am liebsten sieht: In Jubel-Pose

Auch am Samstag unterhielt das Magazin wieder mit lustigen Fotos und abwechslungsreichen Geschichten rund um die Geschehnisse beim Grand Prix von China. Auf dem Titel präsentierten die Blattmacher heute Flavio Briatore, den Geschäftsführenden Direktor des Renault-Teams. Die Redaktion verlieh dem charismatischen Italiener den Titel "Mann des Jahres". Lesen Sie Auszüge aus dem Interview.#w1#

Flavio Briatore über die Formel 1: "Die Formel 1 ist sicherlich eine komplizierte Angelegenheit - aber bei weitem nicht so kompliziert, wie uns viele Leute weismachen wollten. Wir müssen uns alle immer wieder kritisch selbst analysieren. Es geht darum, den Fans eine unterhaltsame Show zu bieten. Wir müssen junge Fahrer fördern und die Aspekte Marketing und Außendarstellung verbessern. Es geht um Unterhaltung auf einem hohen Niveau - auch in technischer Hinsicht."

... über Erfolg: "Nicht nur die Fahrer sind für den Erfolg verantwortlich. Die Grundlagen werden nicht erst auf der Strecke, sondern bereits viel früher gelegt. Das ganze Team muss zusammenarbeiten. Der Fahrer setzt dann schließlich die Arbeit von 100, 200 oder 500 Menschen um und kann ihnen damit unglaublich viel zurückgeben."

... über Individualität: "Ich bin immer meinen Weg gegangen. Ich habe mit Benetton und später mit Renault bewiesen, wie man gewinnen kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass Renault der erste Nicht-Sportwagenhersteller ist, der die Formel 1-WM gewinnt. Dieses Ziel haben wir in nur vier Jahren erreicht. Bei unserem ersten Grand Prix in der Saison 2001 in Australien starteten wir von den Plätzen 18 und 19. Ich erinnere mich noch daran, dass wir in diesem Rennen von einem Minardi überholt wurden. Am Steuer: Fernando Alonso..."

... über die Freiheiten seiner Fahrer: "Viele Teamchefs sind der Überzeugung, dass ihre Fahrer wie Soldaten funktionieren müssen. Ich bin völlig anderer Meinung. Wir müssen ihnen ihren Platz und Freiheiten lassen. Natürlich gibt es Grenzen, aber intelligente Piloten erkennen diese von ganz alleine."

"Sie müssen einfach Spaß haben dürfen. Das sind immerhin junge Menschen. Ich habe immer versucht, meinen Fahrern nicht vorzuschreiben, was sie gegenüber der Presse sagen dürfen. Ich stehe auch nicht daneben, wenn meine Jungs ein Interview geben, und höre mir an, was sie sagen. Das interessiert mich einfach nicht. Sie können sagen, was sie denken."