Briatore: "Fernando ist cooler als es Michael je war"

Auf die Frage, ob Schumacher oder Alonso besser ist, weiß auch Flavio Briatore keine Antwort - Alonso hat in der Formel 1 noch viel vor

(Motorsport-Total.com) - Da nach fünf WM-Titeln en suite Michael Schumachers einzigartiger Erfolgsrun in der Formel 1 dieses Jahr ein Ende genommen hat, ist die Frage berechtigt, ob damit auch sein Status als herausragender Fahrer der Gegenwart dahin ist. Einer, der mit beiden Ausnahmetalenten gearbeitet hat, ist sich in dieser Frage genauso unsicher wie die Experten: Flavio Briatore.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore und Fernando Alonso

Champion Alonso mit seinem Ziehvater: "Ich hab dich lieb, Flavio!"

Der Renault-Teamchef war 1991 von Schumachers kurzem Debüt in Spa-Francorchamps so beeindruckt, dass er den Brasilianer Roberto Moreno kurzerhand aus dessen Benetton-Vertrag boxte und stattdessen das deutsche Supertalent unter Vertrag nahm. Genau ein Jahr später gewann Schumacher als 23-Jähriger seinen ersten Grand Prix, ehe er 1994 und 1995 Doppelweltmeister wurde und sich später zu Ferrari verabschiedete.#w1#

Zehn Jahre nach Schumacher entdeckte Briatore Alonso

Ziemlich genau zehn Jahre später wiederholte sich für Briatore die Geschichte, als er auf Alonso stieß und den Spanier prompt unter seine Fittiche nahm. Der heutige Weltmeister wurde nach der Premiere im Minardi ein Jahr lang als Testfahrer bei Renault geparkt, 2003 reaktiviert und zum jüngsten Grand-Prix-Sieger aller Zeiten gekrönt, ehe er dieses Jahr endgültig den Durchbruch schaffte und sich mit einem dritten Platz in São Paulo den WM-Titel sicherte.

Aber welcher von beiden ist denn nun besser, Flavio? "Beide sind phantastisch", antwortete der 55-Jährige im Interview mit der 'Auto Bild', "aber Michael ist eben siebenmal Weltmeister. Schumacher hat viel hinter sich, Alonso viel vor sich. Mit 24 Jahren ist Fernando cooler als es Michael je war. Alonso ist der älteste 24-Jährige, den ich kenne. Beide sind erfolgsbesessen, fast unerträglich begabt und bedingungslos siegorientiert."

Briatore vergleicht Alonso mit Senna und Schumacher

Alonso könnte seiner Meinung nach "einer der drei großen Champions der nächsten zehn Jahre" werden, was sich mit den meisten Expertenansichten deckt. Und: "Wenn Fernando trainiert, wenn er kämpft, wenn ich ihm in die Augen sehe, weiß ich, dass er etwas Besonderes ist. Senna, Schumacher, Alonso - die arbeiten nicht wie die anderen, die fahren nicht wie die anderen. Wenn solche Leute auftauchen, sind sie ihrer Zeit weit voraus", so Briatore.

Dabei findet Alonso selbst nicht, dass er sich seit seinem Formel-1-Einstieg im Jahr 2001 groß verändert hat: "Ich bin noch derselbe, bin gleich motiviert und habe mich als Fahrer nicht von gestern auf heute wahnsinnig verändert", erklärte er in einem Interview mit 'formula1.com'. "Der Hauptgrund für meine Leistungen ist, dass das Auto besser ist", aber "natürlich habe ich mich in allen Bereichen verbessert", spielte er auf seine rasante Entwicklung in den letzten Jahren an.

"Als ich zu Minardi gekommen bin, war es mein Ziel, mich erst einmal auf die Serie einzuschießen, aber nach fünf Jahren in der Formel 1 kann ich mit dem Auto klarerweise viel besser umgehen, ebenso wie mit dem Qualifying, den Kurvenausgängen und dem Einteilen der Rennen. Ich glaube, dass ich heute in der Lage bin, intelligente und besonnene Rennen zu fahren. Innerhalb von sechs oder sieben Jahren werde ich mich noch stärker weiterentwickelt haben", sagte er.

Verhältnis zwischen Briatore und Alonso besser denn je

Das Verhältnis des 24-Jährigen zu Briatore ist inzwischen übrigens außergewöhnlich eng und erinnert viele an die Harmonie mit Schumacher in den 90ern, als sich das damalige Benetton-Erfolgsgespann recht nahe stand und sogar ab und zu Streiche spielte - unvergessen Briatores Bauchlandung im Pool nach Schumacher-Rempler bei einer WM-Party oder auch das Revanchefaul des Teamchefs: ein Kuchen aus Elefantenmist...

Alonso ist zwar ein weniger aufgedrehter Zeitgenosse als Schumacher, aber mit seinem motorsportlichen Ziehvater versteht er sich eigenen Angaben nach "besser denn je", allerdings "nicht aus einem bestimmten Grund, sondern einfach wegen des Laufs der Zeit. Wir fliegen diesen Winter schon zum vierten oder fünften Mal gemeinsam zum Training nach Kenia. Jetzt, wo es gut läuft, ist der Druck von Flavio weg, und das lässt er uns spüren", so der sechsfache Saisonsieger.