• 24.10.2006 16:14

  • von Fabian Hust

Briatore: Das war meine stressigste Weltmeisterschaft

Briatore musste 2006 viel verkraften: Die Krebsdiagnose, die Strafen gegen Alonso, das Verbot der Schwingungstilger und einen starken Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Flavio Briatore hat ein anstrengendes Jahr hinter sich. Beim Italiener wurde - zum Glück nicht zu spät - Nierenkrebs diagnostiziert und auch beruflich hatte der Renault-Teamchef einiges wegzustecken, sportliche Niederlagen gegen Michael Schumacher und Ferrari aber auch Bestrafungen durch die Rennleitung und das Verbot der Schwingungstilger.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Flavio Briatore: Der Italiener ist froh, dass die Saison vorbei ist

Im Kampf um die Konstrukteursmeisterschaft hatte der französische Rennstall am Ende die Nase um knappe fünf Punkte vor Ferrari: "Die letzten 15 Tage waren angesichts der Dinge, die passiert sind, hart ", so der 56-Jährige im Interview mit der 'Gazzetta dello Sport'. "Ich wachte um zwei oder drei Uhr am Morgen auf und konnte einfach nicht weiter schlafen."#w1#

Sieben Titel in 12 Jahren

Nachdem der ganze Stress von ihm abgefallen ist, verspürt er "eine große Erleichterung". Er habe damit ein schönes Kapitel in der Motorsport-Geschichte von Renault geschrieben, immerhin konnte man innerhalb von zwei Jahren vier Titel einfahren: "In 12 Jahren Formel habe ich nun sieben Meisterschaften (inkl. Konstrukteursmeisterschaften; Anm. d. Red.) gewonnen", so der Italiener voller Stolz.

Flavio Briatore gibt zu, dass ihn der Kampf um den Titel in diesem Jahr so sehr zermürbt hat wie noch keine Meisterschaft zuvor: "Ferrari und Schumacher waren sehr stark, ich wusste, dass er zum letzten Mal noch einmal alles geben würde."

Briatore sieht die Weltmeisterschaft immer noch beeinflusst

Hinzu kamen die erwähnten Strafen und Verbote durch die Rennleitung und den Automobilweltverband FIA: "Da gab es Dinge, die ich nicht verstanden habe. Ich hoffe, dass ich mit der Zeit in der Lage sein werde, diese Entscheidungen besser zu verstehen."

Die Leute in seiner Heimat, so meint Briatore, würden ihn oberflächlich beurteilen und sind ihm teilweise auch böse, dass er den ganzen Stolz der Nation, Ferrari, mit einem französischen Team geschlagen hat: "Für mich ist es jedoch eine Ehre, Ferrari zu schlagen, denn sie sind ein großartiges Team." Und Briatore verweist darauf, dass umgekehrt mit Jean Todt ein Franzose Ferrari leitet.

Die Medien und das System gegen Renault...

An einem Punkt der Saison habe er den Eindruck gehabt, als hätte Ferrari die Meisterschaft schon gewonnen: "Es fällt einem schwer zu begreifen, dass du die Medien und das System gegen dich hast", nimmt Briatore kein Blatt vor den Mund. "In Italien werde ich geliebt aber auch gehasst. Ich bin stolz darauf, Italiener zu sein, aber ich hätte es gern, würde mich Italien mehr lieben."

Renault war Briatore wichtiger als die eigene Gesundheit

In der Phase nach der Diagnose seiner Krebserkrankung stellte Flavio Briatore die Interessen seines Arbeitgebers über seine eigenen, wie er zugibt: "Ich dachte immer mehr an Renault als an mich selbst. Nach der Operation sagten mir die Ärzte, dass ich Stress vermeiden soll. Wenn ich schlau gewesen wäre, dann hätte ich sofort aufgehört. Stattdessen stand ich sogar in der Klinik im Kontakt mit den Ingenieuren."

Er habe sich den Aerodynamik-Chef von Renault, Dino Toso, zum Vorbild genommen, der in den vergangenen Jahren ebenfalls gegen den Krebs angekämpft hat: "Er ist ein außergewöhnlicher Mensch, wir haben uns gegenseitig Stärke verliehen. Vielleicht war die Krankheit eine zusätzliche Motivation, um in dieser sehr schwierigen Umgebung zu gewinnen."

Briatore ärgert gern die Konkurrenz

Und so will Briatore auch in der kommenden Saison wieder Energie aus Erfolgen mit seinem Team beziehen, am besten gleich mit seinem Neuling Heikki Kovalainen gegen Ferrari und McLaren-Mercedes gewinnen: "Es ist besser, gegen die großen Teams zu gewinnen, denn die ärgern sich richtig darüber", so Briatore.