Brawn: "Wir haben 30 Prozent Abtrieb verloren"
Ferraris Technischer Direktor über das verabschiedete neue Formel-1-Reglement und die Siegchancen beim Brasilien-Grand-Prix
(Motorsport-Total.com) - Wie erwartet hat der Automobilweltverband FIA das neue Reglement für die kommende Saison "durchgeboxt", weil sich die Teams selbst nicht auf eine Lösung einigen konnten. Die neuen Regelungen werden bewirken, dass die Aerodynamik, die Reifen und Motoren weniger Leistung zeigen, was schlussendlich dazu führen wird, dass die Autos langsamer werden.

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Ross Brawn will erreichen, dass man maximal 15 Prozent Abtrieb verliert
In den Augen von Ross Brawn, dem Technischen Direktor von Ferrari, ist es gerechtfertigt, die Autos einzubremsen: "Wir sehen ein, dass es regelmäßig notwendig ist, die Autos einzubremsen. Wir arbeiten alle sehr hart, um sie so schnell wie möglich zu machen, aber dann beginnen einem die Auslaufzonen an den Strecken auszugehen. Es ist aus diesem Grund periodisch notwendig, die Autos einzubremsen. Ich denke, dass wir es mit einem vernünftigen Reglement-Satz zu tun haben, um diesen Prozess zu beginnen."#w1#
Das Ende der Fahnenstange sieht der Brite noch nicht erreicht: "Ich denke, wir müssen wirklich darüber nachdenken, wie wir die Formel 1 ab 2008 haben möchten, wenn es keine Einschränkungen durch das Concorde Agreement gibt." Dass die Motoren ab 2005 zwei komplette Rennwochenenden eingesetzt werden müssen, findet Brawn in Ordnung: "Wir glauben, dass dies die Kosten reduzieren wird."
Handlungsbedarf sieht Brawn in Bezug auf die Tests der "Marathon-Reifen": "Ich denke, dass deutlich bessere Vorhersage-Methoden entwickelt werden, um zu viele Tests zu verhindern. Ich denke nicht, dass es praktikabel ist, jeden Reifensatz über 300 oder 400 Kilometer hinweg auszuprobieren. Ich denke, dass die Teams und Reifenhersteller Techniken entwickeln werden, mit denen man eine erste Einschätzung treffen kann, bevor man lediglich eine kurze Liste an Reifen auf Longruns ausprobiert."
Um die Beschneidung der Aerodynamik ausprobieren, hat Ferrari mit einem entsprechend modifizierten F2004 bereits getestet und weiß nun, was passiert, wenn man die Front- und Heckflügel sowie den Diffusor beschneidet: "Wir haben fast 30 Prozent Abtrieb im Vergleich zu dem aktuellen Level verloren", verrät der 49-Jährige. "Diesen bekommen wir langsam zurück. Wir wären zufrieden, wenn wir 15 Prozent weniger haben werden als im Moment."
Und wie schätzt Brawn die Siegchancen von Ferrari in Sao Paulo ein? "Es gibt natürlich eine Menge von Leuten, die versuchen, uns daran zu hindern, ich denke, dass es aus diesem Grund ein herausforderndes Wochenende werden wird. Es sieht danach aus, als würden Rubens und Michael sehr eng beieinander liegen. Rubens ist sehr entschlossen, seine Statistik in Brasilien zu korrigieren, es wäre fantastisch, wenn ihm dies gelingen würde. Aber Michael ist entschlossen, ihn daran zu hindern und ich wäre enttäuscht, wenn er dies nicht tun würde. Es gibt keine Teamorder und sie dürfen frei fahren, es wird aus diesem Grund ein fantastisches Wochenende werden."

