Brawn: "Wären wir nicht in Indien, wie könnten wir helfen?"

Ross Brawn kontert die Kritik an der Formel-1-Premiere in Indien - Wenn man nicht dort fahren würde, wie kann man der Entwicklung des Landes sonst helfen?

(Motorsport-Total.com) - Nun ist die Formel 1 zum ersten Mal in Indien zu Gast. Der neue Buddh-International-Circuit präsentierte sich am Donnerstag mit gemischten Eindrücken. Die Fahrer waren begeistert über das Layout der neuen Strecke, auch wenn der Asphalt noch sehr schmutzig und staubig war. Auf der anderen Seite ist die Infrastruktur rundherum noch nicht makellos. Es gab am Freitag Stromausfälle und es tauchten in den Gebäuden sogar Ratten und Fledermäuse auf. Indien ist dennoch ein großer Wachstumsmarkt und wenn die Formel 1 eine Weltmeisterschaft sein will, gehört auch dieses Land dazu.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef)

Mercedes-Teamchef Ross Brawn denkt über das neue Land im Kalender nach

Abgesehen von den kleinen Infrastrukturproblemen herrscht trotzdem Kritik an dem Rennen, weil die glamouröse und millionenschwere Formel 1 in einem Land gastiert, wo es große Unterschiede zwischen reich und arm gibt. Die Formel-1-Macher sehen das aber nicht als Problem an. "Die Strecke ist fantastisch", schwärmt Mercedes-Teamchef Ross Brawn am Donnerstag. "Man weiß aber nicht genau, wie die Strecke genau sein wird, bevor nicht die Autos gefahren sind."

"Trotzdem ist der Kurs fantastisch. Es gibt unglaubliche Kurvenkombinationen und Gerade. Es gibt eine sehr lange Gerade, einige sehr wichtige Kurven und Kurvenkombinationen. Es wird knifflig werden. Die Einrichtungen sind gut. Natürlich ist alles erst fertig geworden. Das verstehen wir und üben keine Kritik. Es war eine große Herausforderung, alles rechtzeitig fertig zu stellen. Wir wissen, dass es im nächsten Jahr eine Verbesserung bei den Gebäuden geben wird. Wir sind tolerant und verstehen die Situation."


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Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone hat sich die Gebäude und Einrichtungen am Donnerstag genau angesehen und war zufrieden. "Es ist super. Die Strecke ist super. Sie haben alles gemacht, was wir von ihnen verlangt haben. Das ist seit der Vereinbarung innerhalb von nur zwei, drei Jahren geschehen. In Silverstone hat es 25 Jahre gedauert, also finde ich, dass sie es gut gemacht haben."

Trotz des großen Unterschieds zwischen arm und reich findet Brawn, dass es für die Formel 1 wichtig ist, Länder wie Indien zu besuchen. "Indien ist für uns ein fantastischer neuer Ort. Manche Leute kritisieren den Kontrast zwischen der Formel 1 und einiger Teile der Bevölkerung. Wenn wir aber nicht hierher kommen, wie könne wir dann helfen?", fragt sich der Brite.

"Wie können wir zum Fortschritt beitragen, wenn die Formel 1 nicht nach Indien kommt? Was für eine Hilfe wäre das? Das wäre überhaupt keine Lösung. Da die Formel 1 jetzt in Indien gastiert, können wir vielleicht einen kleinen Teil zur Entwicklung des Landes beitragen."

¿pbvin|512|4212||0|1pb¿Indien ist im Gegensatz zu beispielsweise Südkorea in den vergangenen Jahren auf die internationale Motorsportbühne gekommen. Narain Karthikeyan war der erste Inder in der Formel 1. Das Force-India-Team vertritt die Nationalfarben in der Königsklasse und auch Karun Chandhok mischt in der Formel 1 mit. Das Interesse an der Formel 1 ist in Indien vorhanden.

"Mich Fasziniert das Wissen, dass die Leute hier über die Formel 1 haben, denn die Formel 1 hat hier bisher nicht existiert", sagt Brawn. "Wenn ich mit den Fans oder den Medienvertretern spreche, ist es faszinierend, wie viel Wissen und Leidenschaft sie für unseren Sport haben."

"Ich schätze, dass liegt daran, dass sich Indien im Bereich der Technologie rasch entwickelt. Die Formel 1 drückt das aus. Die Formel 1 bedeutet hochgestochene Technologie, und in diesem Bereich entwickelt sich Indien sehr schnell. Das passt gut zusammen. Ich hoffe, wir können den Fans eine gute Show bieten."


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Wie sich die Show auf der neuen Strecke entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass der Kurs sehr schmutzig ist und abseits der Ideallinie wohl kaum Fahrbetrieb möglich sein wird. "Das hilft natürlich nicht", meint Brawn. "Es ist immer besser, wenn die Fahrer verschiedene Linien wählen können. Ehrlich gesagt, wird bei vielen Rennstrecken der Großteil der Strecke aufgrund des hohen Reifenabtriebs sowieso unbefahrbar."

"Wenn man sich die Strecken während der Rennen genau ansieht, dann gibt es Bereiche, wo man nie hinfahren darf, weil sich dort soviel Gummiabrieb sammelt. Ich glaube nicht, dass es hier ein Problem sein wird", meint der 56-Jährige über die schmutzige Strecke. Abschließend sagt Brawn zur Formel-1-Premiere: "Jeder ist hier sehr verständnisvoll. Wir sind sehr glücklich hier zu sein. Wir verstehen, dass einige Dinge für das kommende Jahr verbessert werden müssen, aber es ist eine fantastische Anlage."