• 03.10.2009 17:48

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Brawn: "Man tut, was man kann"

Das Brawn-Team kann in Suzuka beide Weltmeisterschaften gewinnen, doch nach den Strafen im Qualifying ist das eine schwierige Aufgabe

(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet auf der Haus- und Hofstrecke des ehemaligen Teameigentümers Honda kann Ross Brawn morgen in Suzuka Geschichte schreiben und als erster neuer Rennstall überhaupt gleich im ersten Anlauf beide Weltmeisterschaften gewinnen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Entscheidung erst in São Paulo oder Abu Dhabi fallen wird.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn und Jenson Button

Ross Brawn und Jenson Button stehen vor einem ganz großen Triumph

In der Fahrerwertung darf Jenson Button morgen maximal fünf Punkte auf Polesetter Sebastian Vettel verlieren, um den Sack für Brawn zuzumachen, während in der Konstrukteurswertung bis zu viereinhalb Zähler verloren gehen dürfen. Diese Aufgabe ist jedoch dadurch, dass Button (ursprünglich Siebenter des Qualifyings) und Rubens Barrichello (Fünfter) in der Startaufstellung um je fünf Positionen nach hinten versetzt werden, nicht einfacher geworden.#w1#

Gelbe Flaggen: Schuldeingeständnis

Die beiden wurden wegen Missachtung gelber Flaggen bestraft. Brawn gab den Regelverstoß auch offen zu: "Sie sind nicht vom Gas gegangen. Beide", gestand er in Bezug auf die Situation um Sébastien Buemis Abflug am Ende des zweiten Qualifyings. Einen großen Unterschied macht die Rückversetzung ohnehin nicht, denn wenn die Brawn-Piloten gelupft hätten, wie es das Reglement vorschreibt, hätten sie den Einzug ins Top-10-Finale nicht geschafft.


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Japan, Samstag


Brawn ist sich aber unsicher, ob man die Gelbregel nicht etwas großzügiger auslegen könnte: "Ich weiß nicht, ob es gut ist, dass ein Fahrer auch auf einer Geraden auch automatisch lupfen muss, wenn gelbe Flaggen angezeigt werden. Im Rennen kommt das oft vor, aber selten gehen die Fahrer auf einer Geraden vom Gas", sagt er. Da denkt man sofort an Jacques Villeneuve im Jahr 1997 - damals kam es zu einer vergleichbaren Situation. Brawn: "Daran erinnere ich mich noch sehr gut!"

Doch auch ohne Strafe wäre es aus seiner Sicht "eine durchwachsene Session" gewesen: "Rubens kam einigermaßen zurecht, aber Jenson verlor die Balance im ersten Sektor. Er hatte Übersteuern in der ersten oder zweiten Kurve, was davor nie der Fall war. Das hat ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Seine Zeit im ersten Sektor war furchtbar. In Sektor zwei und drei war er gut." Die zwei Zehntelsekunden, die das Stallduell heute entschieden, lagen tatsächlich komplett im ersten Sektor.

Punkte sammeln hat Priorität

"Man tut, was man kann, um die Anspannung, die diese Situation mit sich bringt, zu reduzieren." Ross Brawn

Für den WM-Kampf hat das Qualifying aber ohnehin nur bedingt Relevanz, denn abgerechnet wird morgen nach der Zielflagge. Die Marschroute ist klar: "Das Entscheidende ist, ins Ziel zu kommen und ein paar Punkte zu sammeln", betont Brawn, der in Suzuka schon viele WM-Schlachten geschlagen und im Jahr 2000 mit Michael Schumacher Ferraris ersten Fahrertitel seit mehr als 20 Jahren gewonnen hat.

Wie kannst du nun im WM-Kampf helfen, Ross? "Man tut, was man kann, um die Anspannung, die diese Situation mit sich bringt, zu reduzieren. Was immer wir auch machen, wir machen es sorgfältig und wir achten darauf, dass sich nirgendwo eine negative Spannung einschleicht. Falls doch, dann geht man mit der Situation um. Sehr viel mehr kann man nicht tun - einfach so gut und präzise wie möglich arbeiten, am besten so wie sonst auch", erläutert der Brite.

Auf konkrete Prognosen über den Rennausgang will er sich weiterhin nicht einlassen, denn: "Es war eine Saison voller Ups und Downs, sehr schwer vorherzusagen. Es gab einige Rennen, in denen wir Red Bull sehr stark erwartet hatten, dann waren sie es aber nicht, und von uns selbst müssen wir dasselbe sagen. Man kann sich nie ganz sicher sein, wie konkurrenzfähig die anderen Autos sein werden", weiß Brawn.