• 01.11.2009 12:49

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Brawn hofft auf würdigen Saisonabschluss

Das Weltmeisterteam Brawn möchte die Saison mit einer starken Vorstellung abschließen - Jenson Button: "Bin Weltmeister, aber auch Rennfahrer"

(Motorsport-Total.com) - In São Paulo hat das Brawn-Team um Jenson Button und Rubens Barrichello sowohl die Fahrer-, wie auch die Konstrukteurs-WM entschieden. An diesem Wochenende in Abu Dhabi geht es sozusagen nur noch um die "Goldene Ananas", aber Ross Brawn wäre nicht Ross Brawn, wenn er das Saisonfinale nur noch als Showrennen betrachten würde.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Weltmeister Jenson Button möchte sich mit einem guten Ergebnis verabschieden

"Natürlich ist die Anspannung ein bisschen weg, aber wir sind nach wie vor sehr ehrgeizig. Wir wären enttäuscht, sollten wir hier ein schlechtes Rennen abliefern", sagt der frühere Ferrari- und heutige Brawn-Heilsbringer. "Außerdem geht es für Rubens noch um den zweiten WM-Platz. Aber daran, dass die Fahrer über ihre Startpositionen nicht glücklich sind, kann man erkennen, dass es für uns nach wie vor um etwas geht."#w1#

Nur zwischendurch faul

"Wenn es uns egal wäre, wären wir gar nicht mehr hergekommen", nickt Barrichello zustimmend. "Wir sind aber hier, also werden wir unser Bestes geben. Ja, wir waren an diesem Wochenende zu einem Zeitpunkt auch mal faul, mich selbst eingeschlossen. Aber dann haben wir uns wieder am Riemen gepackt." Und Button fügt an: "Ich möchte ein gutes Ergebnis. Ich bin zwar schon Weltmeister, aber ich bin auch Rennfahrer. Hoffentlich macht die Strecke im Rennen Spaß. Das müssen wir abwarten."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Abu Dhabi, Samstag


Die Ausgangsposition ist mit den Startplätzen vier (Barrichello) und fünf (Button) nicht schlecht, könnte aber besser sein. Brawn erwartet "ein interessantes Rennen zwischen den besten vier oder fünf Fahrern - und Trulli steht auch direkt hinter uns. Ich rechne mit einer aufregenden ersten Runde", so der Brite, der sich grundsätzlich eher nach vorne orientiert. Das bedeutet konkret: Polesetter Lewis Hamilton, der gestern deutlich am schnellsten war, Sebastian Vettel und Mark Webber.

"Unser Auto läuft gut, aber im Vergleich zu McLaren ist das nichts. Die sind in einer eigenen Liga", gesteht Button. "Wenn wir unsere Probleme von gestern (Vibrationen; Anm. d. Red.) in den Griff bekommen, kann es ein lustiges Rennen werden. Fünfter in der Startaufstellung - so weit vorne war ich schon lange nicht mehr! Die Red Bulls liegen in Reichweite, Rubens auch. Lewis ist nicht zu schlagen. Der ist pro Runde eine halbe Sekunde schneller."

Auch Barrichello geht durchaus optimistisch in das erste Tag- und Nachtrennen der Geschichte: "Ich bekam mit schwerem Auto eine gute Runde hin, aber leider ist die Performance nicht so da, dass wir es mit McLaren und Red Bull aufnehmen könnten. Ich glaube aber, dass sich die Strecke im Rennen zu unseren Gunsten entwickeln wird. Die Nacht sollte uns helfen - dafür habe ich das Auto abgestimmt. Aber McLaren ist mit Lewis trotzdem zu weit weg."

Reifentemperatur als Kriterium

"In der Dämmerung zu fahren und die Reifen zum Funktionieren zu bringen, ist hier das Schlüsselkriterium." Ross Brawn

"In der Dämmerung zu fahren und die Reifen zum Funktionieren zu bringen, ist hier das Schlüsselkriterium", analysiert Teamchef Brawn das Abschneiden im Qualifying und verweist auf ein bekanntes Problem: "Wenn du gleich von der ersten Runde an Temperatur in den Reifen hast, ist das für das Qualifying super, aber wenn du drei bis vier Runden brauchst, verlierst du ein bisschen. Ich glaube, das war bei uns wieder der Fall."

"Wir sind eine Runde kürzer, als wir gerne sein würden. Wir haben drei Autos vor uns, die wahrscheinlich länger fahren können. Das ist keine gute Situation. Also brauchen wir einen guten Start. Das ist entscheidend. Dafür ist unser Topspeed gut. Den müssen wir in den ersten ein bis zwei Runden nutzen, um Positionen gutzumachen. Aber niemand kennt diese Strecke und niemand weiß, welche Möglichkeiten sich im Rennen entwickeln werden", sagt er.

Im Kampf um den Vize-WM-Titel bei den Fahrern traut er Barrichello durchaus noch zu, die zwei Punkte Vorsprung von Vettel auszuradieren. Vettel steht zwar derzeit etwas besser da, aber dafür ist der routinierte Brasilianer hungrig und locker - trotz der verlorenen Weltmeisterschaft: "Rubens ist gut drauf. Das ist nicht gespielt. Natürlich war er in Brasilien enttäuscht, aber er war in seiner Niederlage sehr ehrwürdig", so Brawn.