Brawn: Glaubt nicht, was sie sagen!
Nach dem Doppelsieg von Melbourne startet Teamchef Ross Brawn tief und gibt Einblicke in das geplante Entwicklungsprogramm der laufenden Saison
(Motorsport-Total.com) - Wie Phönix aus der Asche tauchte das ehemalige Honda-Team bei den Testfahrten im Winter auf und knallte eine Rekord-Runde nach der anderen auf den Asphalt. Die Konkurrenz bekam das große Zittern, das beim Auftakt der Formel-1-Saison an Intensität zunahm, denn allen Beteiligten war klar, dass man den Rennstall unter normalen Umständen nicht schlagen kann. Und dank einer darüber hinaus noch guten Zuverlässigkeit räumte Brawn in Melbourne voll ab und sicherte sich 18 WM-Punkte.

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Ross Brawn spricht nicht davon, dass er die kommenden Rennen dominieren wird
In Malaysia tauchten die beiden Autos von Jenson Button und Rubens Barrichello bisher nicht ganz vorne auf, doch einige unken in der Boxengasse bereits, dass sich Teamchef Ross Brawn einen Spaß daraus macht, erst am Samstag richtig zuzuschlagen und mit etwas mehr Benzin an Bord einigen Fans und Teams Hoffnung macht, dass die spezifische Charakteristik der Strecke im Albert Park für die Überlegenheit verantwortlich war.#w1#

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Vor allem die Traktion ist die Stärke des BGP001 Zoom
"Es ist noch ein bisschen zu früh, um darüber etwas zu sagen", gab sich der Brite auf der Pressekonferenz nach dem Freien Training am Freitag auf die Konkurrenzfähigkeit seines Teams in Malaysia angesprochen bedeckt. "Heute haben wir mit der Balance des Autos etwas zu kämpfen gehabt, diese ist nicht ganz so gut wie in Australien. Trotz der Auffassung, wie das Auto ist, verfügt es bei niedrigen Geschwindigkeiten tatsächlich über sehr gute Haftung, hat eine sehr gute Traktion."
"Dies hier ist vielleicht keine Strecke, die diese Elemente sehr gut zum Vorschein bringt, und keiner der beiden Fahrer war heute mit der Balance seines Autos besonders glücklich. Wir müssen also über Nacht gute Arbeit leisten, um dies zu verbessern. Ich denke jedoch, dass wir nahe an der Spitze seien und kämpfen werden."
"Wann auch immer jemand sagt, dass ein Auto oder ein Team dominant sein wird, so darf man dies nicht glauben, denn dieses Geschäft ist für alle zu umkämpft, als dass man dominant sein könnte. Wir werden sehr, sehr hart kämpfen müssen, um an diesem Wochenende Punkte zu holen und hoffentlich auf dem Podium zu stehen."
Das "Märchen von Melbourne" liegt noch nicht einmal eine Woche zurück und Brawn erinnert sich gern daran: "Wenn man überlegt, was das Team die vergangenen paar Monate durchgemacht hat, dann ist es unvorstellbar und unglaublich, ein solches Ergebnis zu erzielen, wie wir es in Melbourne hatten."
"Ich habe in der Formel 1 schon viele Dinge erlebt. Ich hatte Glück, dass ich ein paar sehr besondere Erfahrungen gemacht habe, und dies ist sicherlich eine der besten, wenn nicht sogar die beste in meiner Karriere."
"Da wurde viel innerhalb der Firma geleistet, aber es gab auch eine Menge Leute außerhalb des Unternehmens, die uns dabei geholfen haben zu überleben. Martin (Whitmarsh, McLaren-Mercedes-Teamchef; Anm. d. Red.) war einer von ihnen. Wir hätten ohne die Hilfe dieser Leute nicht überlebt. Das war wunderbar und zeigt, dass selbst wenn wir im Moment eine etwas schwierige Zeit mit Protesten durchmachen, es eine andere Seite des Business' gibt, die sehr vereint ist und die zusammen versucht, Probleme zu lösen und die Formel 1 zu verbessern."
Trotz des großen Erfolges war es jedoch nicht so gewesen, dass nach dem Doppelsieg gleich das Telefon klingelte und Sponsoren Schlange standen: "So einfach ist es nicht, aber es gab eine Menge Interesse und natürlich war das Ergebnis, das wir vergangenes Wochenende erzielten, perfekt, um die kommerzielle Seite zu entwickeln. Wenn wir am Ende der Startaufstellung gestanden wären, dann wäre es sicherlich viel schwieriger."
"Aber im Moment herrscht dort draußen ein schwieriger Markt und wir lesen alle, wie die wirtschaftliche Situation ist. Aber die Dinge entwickeln sich ganz gut. Für uns wird es der Schlüssel sein, Partner zu finden, die wir die kommenden zwei, drei oder mehr Jahre an Bord haben können, nicht nur jemanden, der vorbeischaut, kurz mitmacht und dann verschwindet."
"Wir werden uns die Zeit nehmen, um die richtigen Partner zu finden. Mit 'Virgin' beginnt es in einem kleinen Rahmen aber mit einer Menge Potenzial für die Zukunft. Ich denke also, dass wir einen guten Start hingelegt haben, einen, den wir uns besser hätten nicht erträumen können angesichts der Ergebnisse und des Autos, das wir haben."
Angesichts der Tatsache, dass sich das Team von 270 Mitarbeitern trennt, stellt sich die Frage, ob das Entwicklungsprogramm ausreichend potent ist, um im Verlauf der Saison mit der Konkurrenz mithalten zu können: "Wir haben einen ziemlich traumatischen Winter durchgemacht und unglücklicherweise ging dies diese Woche noch so weiter, da wir das Team deutlich umstrukturieren mussten. Wir sind kein Team mit einem Budget, das Honda hatte, es gab diese Woche aus diesem Grund unglückliche Restrukturierungen."
"Wir hoffen, dass wir mit unserem neuen Team in die kommende Woche gehen und wir dann nach vorn schauen können und die Umstrukturierung sich sehr auf die Leistung konzentriert. Es wäre nicht gut, ein Team mit fantastischen Anlagen der Produktion aber ohne Ideen zu haben. Das Team wurde also umstrukturiert mit dem klaren Fokus darauf, ein gutes Entwicklungsprogramm zu halten."
"Wir haben aus diesem Grund versucht, die technischen Gebiete nicht zu sehr zu beeinflussen, die Entwicklung ist am Laufen. Wir planen für Barcelona oder kurz nach Barcelona ein Upgrade. Wir haben natürlich kommende Woche oder in der Woche danach den Einspruch, und wir müssen schauen, welchen Ausgang dieser haben wird, denn dieser könnte die Richtung verändern. Ich bin ganz zuversichtlich, aber man kann nicht hundertprozentig zuversichtlich sein."
"Ja, wir müssen nach vorn kommen. Diese neuen Regeln, die Entwicklungsgeschwindigkeit wird sehr hoch sein. Wir müssen so gute Fortschritte wie unsere Gegner machen, wenn wir die Hoffnung haben wollen, dass wir dieses Jahr ein weiteres Rennen gewinnen."
Der 54-Jährige war über ein Jahrzehnt bei Ferrari und hat dort eine Menge gelernt, wie er erklärt: "Vor allem, nicht aufzugeben. Es gab Zeiten während des Winters, als es ein Leichtes war zu denken, dass die ganze Sache es nicht wert ist. Es war teilweise sehr, sehr schwierig. Großartig ist jedoch, dass das Team zusammengehalten hat. Wie ich schon zuvor sagte, hatte ich während des Winters ein paar schwarze Tage."
"Wie ich schon zu Beginn sagte, war die Unterstützung von McLaren Mercedes außergewöhnlich. Sie wussten nicht, ob wir es schaffen würden oder nicht, aber sie gaben die ganze Zeit über 110 Prozent. Es gab von ihrer Seite aus keine Zweifel, uns alles zu geben, was wir wollten. Wenn ich also etwas von Ferrari und von Luca di Montezemolo, Jean Todt und Michael Schumacher gelernt habe, dann niemals aufzugeben."

