Räikkönen vor Massa: Ferrari schlägt zurück
Zwei Ferraris vor zwei Deutschen, Melbourne-Sieger Jenson Button nur auf Platz sieben: Am Freitag in Malaysia bot sich ein ganz neues Bild
(Motorsport-Total.com) - Der befürchtete Regen blieb aus, die erwartete Hitze von mehr als 30 Grad hingegen nicht - und die von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo angekündigte Revanche seines erfolgsverwöhnten Teams auch nicht: Kimi Räikkönen und Felipe Massa setzten sich im zweiten Freien Training auf dem Sepang International Circuit an die Spitze des Tagesklassements!

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Kimi Räikkönen fuhr heute die erste Ferrari-Bestzeit des Jahres nach Hause
Nach dem überraschenden Ergebnis im Albert Park von Melbourne - auf einer für den WM-Kampf wenig repräsentativen Strecke, wie es heißt - ging es heute in der Nähe der Hauptstadt Kuala Lumpur quasi erstmals auf einem "normalen" Formel-1-Kurs zur Sache. Das führte zwar nicht zu einem kompletten Sturz der neuen Front um Brawn und Co., aber zumindest zu einer geringfügigen Verbesserung der etablierten Teams, allen voran Ferrari.#w1#
Räikkönen mit Bestzeit im Benzinsektor
Räikkönen kam nach 40 Runden auf eine Bestzeit von 1:35.707 Minuten und setzte sich damit 0,125 Sekunden vor seinem Teamkollegen Massa (38 Runden) an die Spitze. Allerdings war Räikkönen im kurvenreichen Mittelsektor mit einer Zwischenzeit von 31,7 Sekunden am schnellsten, was darauf hindeutet, dass er weniger Benzin an Bord hatte als etwa Rubens Barrichello (Brawn-Mercedes/+ 0,454/37 Runden), der mit 31,9 Sekunden in Sektor zwei Sechster wurde.

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Sebastian Vettel war am ersten Tag in Malaysia als Dritter bester Deutscher Zoom
Genau wie schon am Vormittag lagen die Abstände wieder sehr eng beisammen: 15 (!) Fahrer blieben innerhalb von einer Sekunde - nur die beiden BMW Sauber F1 Team Piloten, Sébastien Bourdais (18./Toro-Rosso-Ferrari/+ 1,571/30 Runden) und Giancarlo Fisichella (19./Force-India-Mercedes/+ 1,725/27 Runden) fielen von diesem Paket ab. Bei Fisichella war das durch einen harmlosen Unfall gut 20 Minuten vor Schluss zu erklären.
Aus deutscher Sicht verlief die 90-minütige Session wieder sehr erfreulich: Sebastian Vettel (Red-Bull-Renault/+ 0,247/40 Runden) war als Dritter bester Vertreter des schwarz-rot-goldenen Quintetts, sorgte aber für eine Schrecksekunde, als er Nick Heidfeld (20./+ 2,223/37 Runden) vom BMW Sauber F1 Team in der letzten Kurve beinahe ins Auto gefahren wäre. "Quick Nick" zeigte sich ob der bescheidenen Performance nur leicht beunruhigt: "In Melbourne sah es am Freitag ähnlich aus."
Erste Trainingsniederlage für Rosberg
Nico Rosberg (Williams-Toyota/39 Runden) verlor im fünften Freien Training der Saison seine blütenweiße Weste und musste sich heute mit Rang vier zufrieden geben, 0,308 Sekunden hinter der Spitze. Direkt hinter ihm landete Mark Webber (Red-Bull-Renault/+ 0,319/36 Runden), gefolgt vom Brawn-Mercedes-Duo Barrichello und Jenson Button (+ 0,547/31 Runden). Kazuki Nakajima (+ 0,583/35 Runden) wurde im zweiten Williams-Toyota Achter.
Apropos Williams: Bei Rosberg und Nakajima machten sich gegen Ende der Session fast gleichzeitig die Radkappen rechts hinten selbstständig, was für nachfolgende Fahrzeuge natürlich ein kleines Risiko darstellen könnte. Vorstellbar, dass die beiden morgen auf diese aerodynamischen Hilfsmittel verzichten müssen, was sich aber bestimmt nicht allzu stark auswirken würde. Ansonsten gab es heute Nachmittag keine nennenswerten Zwischenfälle - abgesehen von den üblichen Ausritten.
Mit am häufigsten wurde Timo Glock (14./Toyota/+ 0,932/29 Runden) neben der Strecke gesehen - der Deutsche war auch langsamer als sein Teamkollege Jarno Trulli (12./+ 0,809/34 Runden). Toyota musste sich damit sogar Nelson Piquet (10./Renault/+ 0,694/35 Runden) geschlagen geben, der erstaunlicherweise mit 308 km/h einen Fabeltopspeed markierte. Dabei dürfte aber entweder ein Windschatten oder der KERS-Boost-Button im Spiel gewesen sein.
Buemi mit starker Leistung
Stark präsentierte sich indes Rookie Sébastien Buemi, der seine 32 Runden im Toro-Rosso-Ferrari nutzte, um die für ihn neue Strecke besser kennen zu lernen. Unterm Strich reichte es für den Schweizer mit 0,921 Sekunden zu Platz 13 - wieder deutlich vor seinem Teamkollegen Bourdais. Adrian Sutil (Force-India-Mercedes/+ 1,168/36 Runden) lag zwischenzeitlich sogar in Führung, wurde am Ende aber nur 16.

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Weltmeister Lewis Hamilton fährt auch an diesem Wochenende hinterher Zoom
Enttäuschend das Abschneiden der Weltmeister Lewis Hamilton (11./McLaren-Mercedes/+ 0,808/30 Runden) und Fernando Alonso (15./Renault/+ 0,933/20 Runden), für die es morgen wieder ein harter Kampf wird, ins Top-10-Finale einzuziehen. Ebenfalls auffällig: Heikki Kovalainen (9./+ 0,690/40 Runden) war schon wieder schneller als Stallgefährte Hamilton. Generell zeigten die Silberpfeile heute eine ganz leichte Aufwärtstendenz.
Hinsichtlich der beiden Reifenmischungen von Bridgestone stellte sich heraus, dass die weichere Spezifikation dieses Wochenende deutlich konstanter zu sein scheint als beim Saisonauftakt. Teilweise waren mit den grün markierten Slicks sogar mehrere schnelle Runden am Stück möglich, wie vor allem von den Brawn-Piloten unter Beweis gestellt wurde. Wer morgen die Nase vorne haben wird, lässt sich wegen der knappen Abstände aber noch nicht prognostizieren...

