• 23.08.2002 08:13

  • von Marcus Kollmann

Brawn: Ferrari nach Titelgewinn nicht ziellos

Der Technische Direktor über die Pläne für die letzten vier Grand Prix und eine ganz spezielle Herausforderung

(Motorsport-Total.com) - Mit der durch Michael Schumacher bereits im elften von insgesamt siebzehn Grand Prix gewonnenen Fahrerweltmeisterschaft und der zwei Rennen später erfolgten Verteidigung der Konstrukteursweltmeisterschaft, hat Ferrari die Hauptziele für die Saison 2002 bereits alle erreicht. Eigentlich, so möchte man meinen, könnten die Roten in den noch ausstehenden vier Rennen auch einmal der Konkurrenz den Vortritt lassen, was man aber natürlich nicht tun wird.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Brawn und Co. haben trotz Titelgewinn noch Ziele für diese Saison

Dies hat zwei Gründe, wie Ross Brawn, der Technische Direktor des Weltmeisterteams, erklärt: "Wir möchten, dass Rubens am Ende des Jahres Zweiter ist." Wie sehr man auch an dem Erreichen dieses Ziels interessiert ist, hat das Rennen auf dem Hungaroring gezeigt. Doch während sich BMW-Williams und McLaren-Mercedes den Kopf darüber zerbrechen wie man der roten Macht beikommen kann, plagen die Verantwortlichen des italienischen Rennstalls ganz andere "Sorgen". Man möchte nämlich nicht nur dass Barrichello Vize-Weltmeister wird, sondern auch, "dass Michael 10 Rennen gewinnt, denn das würde einen neuen Rekord an Siegen die ein Fahrer in einer Saison geholt hat bedeuten", erklärt Ross Brawn.

Ohnehin stellt sich die Frage, warum Ferrari es den Konkurrenten bewusst leicht machen sollte, denn schließlich hat der Gewinn eines einzelnen Grand Prix ja auch einen gewissen Stellenwert; selbst nachdem die Weltmeisterschaftstitel schon vergeben sind. Außerdem hat man in Maranello im Laufe dieses Jahres an Verbesserungen des F2002 speziell für die Hochgeschwindigkeitsstrecken, die nun kommen, gearbeitet. Für das Heimspiel in Italien hält man zum Beispiel ein neues Aerodynamikpaket bereit und außerdem bedeutet Stillstand in der Formel 1 nun einmal Rückstand. Die Furcht, dass die Gegner doch noch etwas finden was ihnen einen Vorteil verschaffen kann, fährt immer mit. Schon aus diesem Grund will man sich bei Ferrari nicht ausruhen. Und überhaupt, wer sieht schon gerne dabei zu, einen mühsam erarbeiteten Vorsprung aus der Hand zu geben?

Dem britischen Fachmagazin 'Autosport' vertraute Ross Brawn noch an, dass man nach der Stallorder beim Österreich-Grand Prix vorsichtig sein muss was die Teamorder angeht. In der Realität heißt das, dass Barrichello, wenn er wie in Ungarn vor Michael Schumacher startet, auch vorne bleiben darf, denn einen Kampf zwischen den beiden Ferrari-Piloten will man nicht, wie Jean Todt kürzlich noch einmal unmissverständlich erklärte. Ob deshalb von vornherein Langeweile bei den Rennen in Belgien, Italien, Amerika oder Japan angesagt ist, wird sich zeigen müssen. Die Chancen, dass dem nicht so ist, stehen fifty-fifty. Das BMW-Williams-Team rechnet sich auf den Kursen mit vielen langen Geraden dank des BMW-Zehnzylinders nämlich durchaus etwas aus und auch bei McLaren-Mercedes steckt man den Kopf nicht in den Sand.