Bourdais: "Es ist nicht das Ende der Welt"
Sébastien Bourdais spricht über sein Zwischentief in den vergangenen Rennen und seine Rolle als Lokalmatador in Magny-Cours
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat zuletzt zweimal Punkte geholt. Sébastien Bourdais schien hingegen das Schicksal gegen sich zu haben. Aber der französische Toro-Rosso-Pilot möchte an diesem Wochenende bei seinem Heim-Grand-Prix zurückschlagen, wie er vor versammelter Presse verkündete.

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Sébastien Bourdais steht vor seinem ersten Heimrennen in der Formel 1
Frage: "Sébastien, die Hälfte deiner ersten Formel-1-Saison liegt fast hinter dir. Wie zufrieden bist du bisher?"
Sébastien Bourdais: "Nein. Die vergangenen vier Rennen waren katastrophal, ziemlich enttäuschend. Wir waren in guten Ausgangspositionen, aber dann ging etwas schief. Barcelona war nicht schlecht, Istanbul war nicht schlecht bis zum Boxenstopp und dem Bremsdefekt. In Montréal hatte ich ein mageres Wochenende und in Monaco Pech, als ich hinter Fernando Alonso und David Coulthard Aquaplaning hatte. Aber das gehört zur Karriere eines Rennfahrers dazu - manchmal läuft es, manchmal nicht. Man muss hart arbeiten, abschalten und schauen, wo man landet. Irgendwann wird der Wind drehen."#w1#
Führung im teaminternen Qualifyingduell
Frage: "Die Pace ist ja da, nicht wahr?"
Bourdais: "Im Qualifying steht es 3:3 gegen Sebastian (eigentlich sogar 4:3; Anm. d. Red.) - es liegt also nicht an der Pace. Es läuft einfach nicht für uns. Wenn man meine Leistung in Montréal beurteilen will, in Ordnung - aber ich weiß halt nicht, wie man mit einem Formel-1-Auto auf Schotter fährt! Einige Jungs kamen damit gut klar, aber für mich war es ein Rennen zum Vergessen. Ich hätte das Auto 20 Mal fast in die Mauer gesetzt. Das fand ich sehr dämlich - man hätte das Rennen nie fahren sollen. Auf dieses Spiel habe ich mich nicht eingelassen."
Frage: "Montréal hätte nicht viel schlimmer sein können. Ist Magny-Cours ein neuer Auftakt für dich?"
Bourdais: "Ja. Wir hatten einen Test, wir haben ein neues Aerodynamikpaket. Zumindest ist das ein Ausgangspunkt. In Montréal hatten wir keinen Plan vom neuen Heckflügel, den wir erst am Dienstag bekommen hatten, also begannen wir ohne ein bekanntes Setup. Unter solchen Bedingungen ist es schwierig. In Monaco war es nicht anders: Manchmal geht der Poker auf, manchmal nicht. Wir lagen in den vergangenen paar Rennen einfach immer daneben. Das ist nicht das Ende der Welt, aber in der Formel 1 schert sich niemand um die Gründe für dein Versagen."
"Was mich angeht, habe ich das alles hinter mir gelassen. Wir werden jetzt ein konstanteres Auto haben, können am Setup arbeiten und kommen auf Strecken mit vergleichbarer Charakteristik, nämlich Frankreich, England und Deutschland. Jetzt können wir Erfahrung sammeln, was bisher nicht der Fall war. Wir verstanden den STR2B wirklich gut und wechselten, aber dann wurde es schwierig. Das ist eine Herausforderung."
Frage: "Wie ist das heutige Training gelaufen?"
Bourdais: "Ich weiß nicht, was heute Morgen passiert ist. Ich war extrem unzufrieden mit der Balance. Am Nachmittag lief es besser, aber wir sind uns noch nicht sicher, weil wir das Auto noch nicht ganz verstehen. Es ist ein Lernprozess. Wir hoffen nur, dass wir gerade auf dieser Strecke ein gutes Resultat holen können."
Anderes Trainingsprogramm als Vettel
Frage: "Hat dein Teamkollege eine andere Richtung mit dem Setup eingeschlagen, die du vielleicht übernehmen kannst?"
Bourdais: "Wir hatten heute Nachmittag ein unterschiedliches Testprogramm, also werden wir sehen, was ich von ihm übernehmen kann. Viel kann ich dazu aber nicht sagen, weil ich nicht weiß, was die andere Crew gemacht hat."
Frage: "Du fährst hier vor deinem eigenen Publikum. Vor ein paar Jahren bist du Le Mans gefahren, also ist es noch nicht so lange her, aber wie ist es, die Erwartungen einer ganzen Nation zu tragen?"
Bourdais: "Es ist immer nett, an einem Donnerstag 200 oder 300 Leute vor der Garage zu haben. Das verleiht einem Selbstvertrauen, man fühlt sich unterstützt. Ansonsten ist es aber ein normales Wochenende, das man ganz normal anpacken muss. Man kann die Herangehensweise gar nicht ändern, weil es der Heim-Grand-Prix ist, denn sonst würde man ja in jedem anderen Land etwas in Reserve haben. Das ist nicht der Fall, aber es ist schon nett, in der Heimat zu fahren."
Frage: "Ihr habt nach dem Freien Training die neue Safety-Car-Prozedur getestet. Was hältst du davon?"
Bourdais: "Es hat ja keinen Zwischenfall auf der Strecke gegeben, also war es schwierig, auch weil kein Safety-Car unterwegs war. Das System scheint aber zu funktionieren, zumindest hat es das in meinem Auto. Man kann nur so schnell fahren wie das Auto vor einem - so war es jedenfalls für mich. Mal sehen, wie es in Zukunft funktionieren wird."

