• 15.09.2012 11:10

Boullier: "Solange die mathematische Chance besteht..."

Lotus-Teamchef Eric Boullier über das Rennwochenende in Monza, die Erwartungen für Singapur sowie die Situation in der Team- und Fahrerweltmeisterschaft

(Motorsport-Total.com) - Lotus-Teamchef Eric Boullier glaubt, dass sein Team in Singapur wieder oben angreifen und aufs Podium fahren kann. In Monza sei es laut des Franzosen darauf angekommen, Schadensbegrenzung zu betreiben, was man mit Platz fünf durch Kimi Räikkönen in seinen Augen umgesetzt habe. Mit der Leistung von Grosjean-Ersatz Jerome D'Ambrosio in Monza zeigt sich Boullier ebenfalls zufrieden. Die Tatsache, dass man WM-Rang drei in der Konstrukteurswertung an Ferrari verlor, beunruhigt ihn nicht. Im Kampf um den Fahrertitel glaubt Boullier weiterhin an seinen Star-Piloten Räikkönen.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier (Lotus-Teamchef)

Eric Boullier lässt sich trotz des engen WM-Kampfes nicht aus der Ruhe bringen

Frage: "Monza scheint ein schwieriges Rennen fürs Team gewesen zu sein..."
Eric Boullier: "Ja, es war das bisher schwierigste, doch damit war zu rechnen. Es kam das ganze Wochenende über nur darauf an, Schadensbegrenzung zu betreiben und Kimi hat erneut 100 Prozent aus dem Auto herausgeholt. Deshalb waren wir mit Platz fünf auch ziemlich zufrieden, da wir kein besseres Ergebnis hätten erzielen können. Es fühlte sich aber etwas komisch an, nach dem Rennen nicht zur Podiumszeremonie zu gehen, was schon viel über unsere momentane Einstellung aussagt! Die Dinge können sich in der Formel 1 so schnell ändern. Vor einem Jahr wären wir mit Platz fünf noch sehr glücklich gewesen. Dieses Jahr sprechen wir in dem Zusammenhang vom schwierigsten Rennen der Saison..."

Frage: "Wird das Team in Singapur wieder aufs Podium fahren?"
Boullier: "Es gibt keinen Grund zu glauben, dass das nicht möglich ist. Wir waren dieses Jahr auf engen, verwinkelten Kursen sehr schnell und Singapur weist eine ähnliche Charakteristik wie Monaco und Valencia auf. Romain liebt diese Art von Strecken und Kimi war in Singapur schon immer schnell, auch wenn er in den Rennen nicht wirklich Glück hatte. Es wird ein interessantes Wochenende."

Frage: "Wird das Doppel-DRS zum Einsatz kommen, welches schon in Belgien eingesetzt werden sollte?"
Boullier: "Nein, weil es nicht zu der Streckencharakteristik passt. Das System dürfte erst in Japan zum Einsatz kommen. Wir reisen aber mit anderen Updates nach Singapur, die eine Leistungssteigerung mit sich bringen sollten. Ich bin übrigens sehr zufrieden damit, wie wir in diesem Jahr unsere Boxenstopps verbessert haben. In Monza unterboten wir mit 2,44 Sekunden unseren bisherigen Rekord. Am wichtigsten ist aber, dass wir bei den Boxenstopps sehr konstant arbeiteten. Das kommt nicht von ungefähr: Das ganze Team hat sehr hart trainiert und wie man weiß, kann so etwas große Auswirkungen auf den Rennausgang haben."

Frage: "Wie geht es Romain?"
Boullier: "Er ist guter Dinge. Monza war nicht leicht für ihn, doch es gibt auch ein paar positive Aspekte, die er mitnehmen konnte. Romain hat zum Beispiel Kimis Wochenende sehr genau verfolgt und hat sich bestimmt einiges abschauen können. Nun ist die Situation wieder normal und ich hoffe, dass wir die Geschichte zu den Akten legen können."

Frage: "Warst du zufrieden mit der Leistung von Jerome D'Ambrosio in Italien?"
Boullier: "Romain so kurzfristig zu ersetzen ist nie leicht, das hätte für jeden Fahrer gegolten. Doch Jerome gab sein Bestes und ich war von seiner Leistung beeindruckt, speziell auf der weicheren Reifenmischung im zweiten Teil des Rennens. Da waren seine Rundenzeiten richtig konkurrenzfähig. Leider verlor er in der sechsten Runde sein KERS, was große Auswirkungen auf sein Rennen hatte. Unseren Simulationen zufolge verlor er dadurch rund 25 Sekunden."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Italien


Frage: "Das Team verlor die dritte Position in der Konstrukteurs-Wertung. Beunruhigt euch das?"
Boullier: "Nicht wirklich. Wir haben Platz vier als Ziel ausgegeben, doch angesichts unseres Speeds ist es nur berechtigt, Platz drei in Angriff zu nehmen. Das Feld liegt so dicht beisammen, dass alles möglich ist. Wir müssen einfach bis zum Saisonende konstant mit beiden Autos in die Punkte fahren."

Frage: "Kann Kimi den Titel gewinnen?"
Boullier: "Natürlich kann er das. Er ist momentan Dritter, nur einen Punkt hinter Lewis Hamilton. Alles kann passieren. Wir sind dennoch nicht naiv und wissen, dass die Chance gering ist. Solange aber die mathematische Chance besteht, werden wir alles geben."