• 22.05.2011 19:12

  • von Dieter Rencken

Boullier: "Eine Freude, Nick zuzusehen"

Renault-Teamchef Eric Boullier zeigt sich von der Leistung Nick Heidfelds im Rennen beeindruckt, sieht aber noch Spielraum nach oben

(Motorsport-Total.com) - Renault-Pilot Nick Heidfeld konnte den Grand Prix von Spanien nach toller Aufholjagd vom Ende des Feldes letztlich auf Platz acht beenden. Nach Ansicht von Teamchef Eric Boulllier wäre bei optimalem Rennverlauf sogar noch etwas mehr drin gewesen.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Eric Boullier hatte seine helle Freude an der Leistung von Nick Heidfeld

Im Interview spricht Boullier über die Leistung der beiden Piloten Heidfeld und Witali Petrow am Barcelona-Wochenende, das kommende Rennen in Monaco sowie die gegenwärtige Position des Teams im Vergleich zur direkten Konkurrenz.

Frage: "Eric, Nick Heidfeld hat nach seinen Problemen am Samstag im Rennen eine tolle Leistung gezeigt. Wie schätzt du sein Rennen ein?"
Eric Boullier: "Das stimmt, Nick hat einen guten Job gemacht. Ich freue mich für ihn und seine Mechaniker, dass er von ganz hinten noch in die Punkteränge fahren konnte. Es war eine Freude zu sehen, wie er gegen Rennende Jagd auf die beiden Mercedes gemacht hat."

Frage: "Wie schwierig war das Rennen unter dem Aspekt, vom harten Prime-Reifen auf den weichen Option zu wechseln?"
Boullier: "Am Anfang war es etwas frustrierend. Gegen Ende hat Nick im Verkehr aber eine tolle Leistung gezeigt. Wir haben darauf geachtet, dass wir ihn zum richtigen Zeitpunkt mit den weichen Reifen ausrüsten, sodass er diese optimal nutzen konnte."

Frage: "Wir haben es bei Mark Webber in China gesehen und heute auch bei Nick, dass es manchmal besser ist, mit frischen Reifen von weiter hinten loszufahren als mit gebrauchten Reifen von weiter vorn. Siehst du darin eine vielversprechende Taktik für den Rest der Saison?"
Boullier: "Darüber müssen wir in der Tat nachdenken, auch wenn es nicht unbedingt im Sinne des Erfinders ist. Der Unterschied zwischen dem Prime und dem Option war hier sehr groß. Unter diesem Aspekt ist es wahrscheinlich wirklich besser, als Elfter denn als Achter zu starten und dafür einen Satz weiche Reifen mehr zur Verfügung zu haben. Das kann im Rennen einen großen Unterschied machen."


Fotos: Renault, Großer Preis von Spanien


Petrow mangelte es im Rennen an Konstanz

Frage: "Hatte Witali Petrow in diesem Jahr überhaupt schon ein schlechtes Rennen aus fahrerischer Sicht oder war es bisher immer eine Frage der Strategie, wenn es nicht ganz optimal lief?"
Boullier: "Das ist ein wenig komplexer. Grundsätzlich hatten wir hier nicht gerade die besten aller Boxenstopps des Jahres. Witali war heute etwas inkonstant unterwegs. Wir wissen noch nicht genau warum. Das werden wir in der Teambesprechung analysieren müssen. Fakt ist, dass er sukzessive etwas zurückgefallen ist im Rennen."

Frage: "Wo siehst du das Team derzeit im Vergleich mit der direkten Konkurrenz von Mercedes und Ferrari stehen?"
Boullier: "Wenn man bedenkt, dass Nick die beiden Mercedes gegen Rennende jagen konnte, so kann man glaube ich sagen, dass er ohne den Zeitverlust an der Box vor ihnen gelandet wäre. Die Qualifying-Performance von Witali bestätigt meinen Eindruck zusätzlich, dass wir vor den Mercedes stehen können, wenn alles optimal läuft."

"Ohne den Zeitverlust an der Box wäre Nick vor beiden Mercedes gelandet." Eric Boullier

Frage: "Wo siehst du das Team derzeit in Bezug auf die Updates am Fahrzeug stehen?"
Boullier: "Das ist schwer zu sagen. Witali hat im Qualifying eine tolle Leistung gezeigt. Im Rennen hatten wir dann etwas mehr Probleme, weil es uns an Konstanz gemangelt hat. Wir müssen unser Paket noch etwas verfeinern. Derzeit ist es zwar gut, aber nicht gut genug, um im Kampf um die Pole-Position mitreden zu können. Unser nächstes großes Update wird nach dem Grand Prix von Kanada kommen. Dieses sollte unser Auto einerseits deutlich schneller, andererseits auch konstanter machen."

Monaco sollte dem Renault entgegenkommen

Frage: "Monaco war im vergangenen Jahr wahrscheinlich das Highlight für das Team. Glaubst du, dass ihr dort auch diesmal wieder gut aussehen könnt?"
Boullier: "Es wird zunächst wie bei jedem Rennen darauf ankommen, sich im Vorderfeld zu qualifizieren. Für Monaco gilt dies ganz besonders, erst Recht mit den aktuellen Reifen. Wenn es uns gelingt, dort gut durch den Verkehr zu kommen, sollte unser Auto recht schnell sein, ja."

Frage: "Glaubst du, dass ihr auch in diesem Jahr in Monaco wieder zwischen die beiden Red Bull fahren könnt? Im vergangenen Jahr ist Robert Kubica dies bekanntlich gelungen."
Boullier: "Das hoffe ich doch."

Frage: "Hast du mit Blick auf Monaco eine spezielle Anweisung für eure beiden Fahrer auf Lager?"
Boullier: "Wenn unser Auto es zulässt, gibt es keinen Grund, warum wir nicht um die Spitze mitkämpfen können. Wir werden es erleben."

Frage: "Erwartest du in Monaco ein chaotisches Rennen?"
Boullier: "Das könnte durchaus passieren. Was die Reifen betrifft, so tappen alle noch etwas im Dunkeln. Keiner weiß im Moment so genau, wie sich die superweichen Reifen und die vielen Gummipartikel in Monaco auf den Rennverlauf auswirken werden. Abhängig davon, wann du an die Box kommst, kannst du sehr leicht hinter einem anderen Fahrzeug festhängen. Das könnte die Reihenfolge im Rennen komplett über den Haufen werfen. Das Rennen wird in diesem Jahr wohl noch mehr zum Glücksspiel werden als ohnehin schon."

"Monaco wird in diesem Jahr noch mehr zum Glücksspiel werden als ohnehin schon." Eric Boullier

Frage: "Die Strecke in Monaco sollte dem Renault besser liegen als der Kurs in Barcelona. Siehst du das genauso?"
Boullier: "Ja, davon gehen schon wir aus. Andererseits waren wir hier von Witalis Runde in Q3 wirklich überrascht. Leider ist ihm ein kleiner Fehler beim Schalten unterlaufen. Anderenfalls wäre er noch weiter vorn gelandet. Vom Konzept des Fahrzeugs her sollten wir in Monaco tatsächlich näher an der Spitze sein können als hier."