• 05.01.2004 13:29

BMW-Williams-Launch: Mario Theissen im Interview

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen über die Herausforderungen in der Saison 2004 und die Vorbereitungen der letzten Monate

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was bedeuten die für 2004 durch das Reglement noch einmal erhöhten Motorlaufzeiten für BMW?"
Mario Theissen: "Die Maßgabe, das gesamte Grand-Prix-Wochenende mit nur noch einem Motor bestreiten zu müssen, stellt in der Tat eine große technische Herausforderung dar. Dadurch verdoppelt sich die Laufzeit auf nahezu 800 Kilometer. Dafür muss jedes einzelne Bauteil standfester ausgelegt werden. Das kann neue konzeptionelle Lösungen erfordern, zumindest aber eine Neudimensionierung vorhandener Bauteile. Tendenziell werden alle Komponenten etwas größer und schwerer. Um diesen bereits 2002 beschlossenen Anforderungen gerecht zu werden, stand allen Motorenherstellern angemessene Vorbereitungszeit zur Verfügung. Wir haben unseren bisher üblichen Zeitplan noch einmal vorgezogen. Der BMW P84 lief bereits im Juli 2003 auf dem Prüfstand und am 4. September 2003 erstmals in seiner Spezifikation für 2004 im Fahrzeug."

Titel-Bild zur News: BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen

Mario Theissen erwartet in der Saison 2004 nur leicht sinkende Drehzahlen

Frage: "Die letzte Ausbaustufe des BMW P83 Motors erreichte beim Finale in Japan 19.200 U/min. Wie hoch wird der P84 drehen?"
Theissen: "Wenn die bewegten Teile größer und schwerer werden, sinken die erreichbare Drehzahl und folglich die Leistung. Unser Entwicklungsziel ist es, diese Auswirkungen möglichst gering zu halten. Dennoch rechne ich mit einem leichten Rückgang der Drehzahlen."#w1#

Frage: "Dient die Ein-Motoren-Regel der Kostenreduzierung in der Formel 1?"
Theissen: "Ja, sie ist ein richtiger Schritt in diese Richtung. Das trifft zwar nicht für die Entwicklungskosten zu, und auch die Herstellung eines Motors wird sicher nicht billiger. Durch die geringere Anzahl von Motoren für eine Renn- und Testsaison sollten allerdings unter dem Strich die Kosten sinken."

Frage: "Wie sähe für Sie der ideale Rennkalender für die Formel 1 aus?"
Theissen: "Als Automobilhersteller begrüßen wir die Entwicklung der Formel 1 von einer einseitigen Konzentration auf Europa hin zu einer echten Weltmeisterschaft. Es ist für uns außerordentlich attraktiv, in aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie China unsere technische Kompetenz mit der Formel 1 demonstrieren zu können. Auch der erste Einsatz im Nahen Osten ist aus unserer Sicht eine Bereicherung. Besonders große Bedeutung hat für uns der nordamerikanische Markt."

Frage: "Wie profitiert bei BMW die Serienentwicklung vom F1-Projekt?"
Theissen: "Weiterhin in zunehmendem Maße. Der permanente Austausch zwischen Motorsport und Serie ist bei uns durch drei Anbindungen gewährleistet. Da ist in erster Linie das BMW Forschungs- und Innovationszentrum zu nennen. Die Formel-1-Mannschaft kann auf die immensen Ressourcen des FIZ zugreifen, das betrifft vor allem die Materialforschung und die Elektronik. Für das FIZ wiederum stellt das F1-Projekt mit seinen extremen Anforderungen ein hervorragendes Labor dar, einen realen Technologiebeschleuniger."

"Zweitens haben wir unsere F1-Gießerei mit der Seriengießerei vernetzt und es drittens mit der Teilefertigung genauso gehalten. In allen Bereichen wird der Austausch sowohl durch räumliche Nähe als auch durch Verantwortlichkeiten generiert. So werden F1-Gießerei und ?Teilefertigung von den Experten betrieben, die auch Serienteile gießen und bearbeiten. In Summe generieren wir in kurzen Zeiträumen Innovationen für die kommende Generation von BMW Serienmotoren und ? durch unsere erweiterte Partnerschaft mit WilliamsF1 ? mittlerweile auch für serienmäßige Getriebe."