BMW-Williams erwartet schwierigen Monaco-GP
BMW-Williams erwartet in Monte Carlo ein schwieriges Grand-Prix-Wochenende, hofft aber auf die erste Zielankunft seit 1999
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Monaco gehört zusammen mit dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans, der Rallye Monte Carlo und dem 500-Meilen-Rennen von Indianapolis zu den eindeutig prominentesten Motorsportereignissen des Jahres. Große Geschichten und kultische Tradition umwehen dieses erstmals 1929 ausgetragene Rennen, grenzenloser Glamour sind ein Markenzeichen. Die Einsatzteams indes erleben eine andere Seite des Grand Prixs: Was für die Zuschauer die prickelnde Atmosphäre von Nähe zum Geschehen ausmacht, bedeutet für sie Enge und erschwerte Arbeitsbedingungen. Routinemäßige Rennvorbereitungen werden in Monaco zur Herausforderung.

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Hatten bisher in Monte Carlo kein Glück: Ralf Schumacher und Montoya
Das BMW-Williams-Team beendet am Samstag (18. Mai) einen fünftägigen Test im spanischen Valencia, bei dem die beiden Testfahrer Marc Gené und Antonio Pizzonia sowie Ralf Schumacher zum Einsatz kamen. Konkrete Vorbereitungen für Monte Carlo zu treffen, ist aufgrund der ungewöhnlichen Streckencharakteristik allerdings extrem schwierig. Das Team baut auf Erfahrung und Einsatz, um im Fürstentum gute Startplätze zu erobern und die Verfolgung der Ferrari fortzusetzen.
Vor dem siebten von 17 Saisonrennen liegt das bayrisch-britische Team mit 50 Punkten auf Platz zwei der Konstrukteursweltmeisterschaft hinter Ferrari (66 Punkte). In der Fahrerwertung liegen Juan-Pablo Montoya (27) und Ralf Schumacher (23) auf den Plätzen zwei und drei hinter Leader Michael Schumacher (54). Bisher konnte das Team von Sir Frank Williams in der Saison 2002 erst einen Sieg feiern, als Ralf Schumacher den Malaysia-Grand-Prix gewann.
Ralf Schumacher: Monaco ist nicht mehr zeitgemäß
Glück hatte der Wahlösterreicher beim Rennen im Fürstentum aber bisher noch nicht. Bei fünf Anläufen schied er jedes Mal aus. In der Debütsaison 1997 stoppte den 26-Jährigen auf Platz drei liegend ein Fahrfehler, im Jahr darauf musste er mit einer gebrochenen Radaufhängung aufgeben. Auch 1999 und 2000 kam der Familienvater nach Drehern nicht bis ins Ziel. Im vergangenen Jahr schied er auf Position drei in der 57. Runde mit einem Elektronikdefekt aus.
Ralf Schumacher kennt daher die Tücken von Monte Carlo: "Ich erinnere mich an einen Spruch, der besagt, im Formel 1 durch Monte Carlo zu fahren, das sei wie mit einem Helikopter im Schlafzimmer zu fliegen. Besser kann man dieses Rennen nicht beschreiben. Monaco ist nicht mehr zeitgemäß. Aber die Atmosphäre ist schon etwas ganz Besonderes, auch wenn ich dem Rennfahren selbst dort wenig abgewinnen kann. Der Kurs wird dem Williams FW24 weniger gut liegen als den Ferraris. Aber ich hoffe, dass wir nach den letzten Tests in Valencia den Roten wieder einen kleinen Schritt näher kommen werden. Solange wir rein rechnerisch eine Chance auf den WM-Titel haben, werden wir dieses Ziel nicht aus den Augen lassen. Wir wollen auch in Monaco das Bestmögliche erreichen."
Montoya hat keine guten Erinnerungen an Monte Carlo
Auch Juan-Pablo Montoya brachte der 3,370 Kilometer lange Kurs in Monte Carlo bisher kein Glück. Bei seinem ersten und einzigen Formel-1-Grand-Prix schied der Kolumbianer im zweiten Umlauf nach einem Fahrfehler aus.
Folglich hat der 26-Jährige schlecht Erinnerungen an 2001: "Ich kann nicht behaupten, dass mir mein Formel-1-Debüt in Monaco im vergangenen Jahr gefallen hat. Ich dachte, es würde mir richtig Spaß machen, aber ich hatte dort 2001 ein ziemlich schwieriges Wochenende. In Monte Carlo Rennen zu fahren, empfinde ich schon als etwas sonderbar, weil die Strecke keine 150 Meter entfernt von meiner Haustür verläuft. Ich fahre jedes Mal, wenn ich irgendwohin will, den Kurs entlang. Das Grand-Prix-Wochenende ist ein bisschen schräg und sehr glamourös. Wenn ich nicht Rennen fahren und in Monaco leben würde, würde ich meine Wochenenden wahrscheinlich nicht dort verbringen. Es ist vielleicht ein bisschen zu nobel, und ich bin nicht der Typ dafür. Die Strecke selbst ist sehr langsam mit ein paar schnellen Ecken. Der Kurs ist wahrhaftig etwas Besonderes im Vergleich zu denen, die wir sonst befahren. Ich hoffe, dass wir nach dem Grand Prix Grund haben, uns zukünftig lieber an Monaco zu erinnern."
Chefingenieur Sam Michael weiß, wie ein Auto in Monte Carlo abgestimmt werden muss: "Monaco ist ein enger und gewundener Straßenkurs mit vielen langsam zu durchfahrenden Kurven und einem Saum von Leitplanken direkt an der Fahrbahn. Das Grip-Niveau verändert sich dramatisch während des Rennwochenendes, es steigt mit dem Gummiabrieb der Reifen, der sich auf dem Asphalt festsetzt. Bei der Fahrzeugabstimmung ist maximaler mechanischer Grip oberstes Gebot. Die Strategie ist normalerweise einheitlich. Entscheidend ist eine gute Startposition, weil man im Rennen kaum überholen kann. Michelin wird uns einen guten Reifen für das Qualifying zur Verfügung stellen."
Die Teams haben in Monaco kaum Platz zum arbeiten
BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen sieht eine harte Prüfung auf das Team zu kommen: "In den engen Straßen von Monte Carlo kommt es nicht auf Motorleistung an, dort zählen vielmehr eine gute Traktion des Fahrzeugs und die gute Fahrbarkeit des Motors. Die 'Rascasse'-Kehre ist die einzige Kurve im gesamten gegenwärtigen Formel-1-Kalender, in der die Drehzahl auch im ersten Gang unter 5000 U/min fällt. Für die Zuschauer ist der Grand Prix von Monaco faszinierend, aber für die Teams ist er das härteste Rennen des Jahres. Es gibt keine Boxen, es wird auf der Straße geschraubt, und wenn mal etwas während des Trainings schief geht, gibt es keine Möglichkeit, Material heranzuschaffen. Insofern ist Monaco für die Mechaniker und Logistiker eine harte Prüfung."
Williams konnte in Monaco immerhin schon zwei Rennen gewinnen ? 1980 mit Carlos Reutemann und 1983 mit Keke Rosberg. BMW konnte derweil bisher erst sechs Punkte im Fürstentum sammeln, als Nelson Piquet 1983 im Brabham-BMW auf Platz zwei ins Ziel kam. In den letzten zwei Jahren kam kein BMW-Williams-Fahrer in Monte Carlo ins Ziel. Die letzte Zielankunft eines Williams-Fahrers geht daher auf 1999 zurück, als Alessandro Zanardi Platz acht belegte.

