BMW und Toyota mit perfekter Strategie

Nick Heidfeld und Timo Glock lagen schon weit zurück, durften sich am Ende in Malaysia aber dank einer cleveren Strategie über Podestplätze freuen

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Wer nach 20 Runden prognostiziert hätte, dass Nick Heidfeld und Timo Glock neben Sieger Jenson Button auf das Podium klettern dürften, den hätte man zu jenem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht ernst genommen. Doch dank des einsetzenden Regens bekamen die beiden Deutschen eine zweite Chance, die sie dank einer vorzüglichen Strategie perfekt nutzten.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld vor Timo Glock

Nick Heidfeld und Timo Glock erwischten im Regen die cleverste Strategie

Toyota pokerte mit den Intermediates für Glock, während alle anderen auf Regenreifen wechselten, am höchsten - und das ging auf: Der Deutsche fuhr phasenweise um zehn Sekunden pro Runde schneller als alle anderen und arbeitete sich mit Siebenmeilenstiefeln nach vorne. Nach Buttons letztem Boxenstopp lag er sogar kurzzeitig in Führung, doch bei zunehmendem Regen musste Glock den Brawn-Piloten doch passieren lassen. Zum Zeitpunkt des Abbruchs lag er an zweiter Stelle.#w1#

Bei Toyota wird gemeinsam entschieden

"Die Entscheidung war extrem schwierig, aber wir standen in permanentem Kontakt mit unseren Fahrern und haben alle Entscheidungen gemeinsam getroffen", strahlte Toyota-Chefingenieur Dieter Gass. "Wir haben an der Boxenmauer ein Intercomsystem, wo wir diskutieren. Dann schauen wir uns die Wettervorhersage an und dann reden wir auch mit dem Fahrer. Dann noch ein bisschen Gefühl - und alles zusammengewürfelt ergibt dann eine Entscheidung."


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Sonntag


Dass Toyota so goldrichtig gepokert hat, ist umso verwunderlicher, als man den Regen eigentlich "viel früher" erwartet hatte. Pech dann am Rennende: Gewertet wird der Stand der Runde vor dem Abbruch - und da war Glock noch nicht an Heidfeld vorbei. Somit erfuhr der Toyota-Pilot auf dem Weg zur Siegerehrung, dass er Dritter ist und nicht Zweiter - und auch Mario Theissen wunderte sich: "Ich muss zugeben, dass ich erst jetzt mitbekommen habe, dass Nick Zweiter ist."

"Wir haben immer nach oben geschaut", gab der BMW Motorsport Direktor zu Protokoll. "Das Wetter war entscheidend. Wir haben Nick mit viel Benzin rausgeschickt, weil Regen vorhergesagt war, und er konnte auch genau bis zum Einsetzen des Regens mit seiner Tankfüllung fahren, konnte im Gegensatz zu den anderen mit einem Stopp den Tank füllen und auf Regenreifen wechseln. Das hat perfekt gepasst."

Fahrer hat das letzte Wort

"Wir waren bestimmt zehn Runden lang immer darauf vorbereitet, dass Nick reinkommen könnte." Mario Theissen

Das letzte Wort habe bei allen Reifenentscheidungen der Fahrer: "Das ist ein Sicherheitsthema, denn nur er kann beurteilen, wie es auf der Strecke ist. Wir waren bestimmt zehn Runden lang immer darauf vorbereitet, dass Nick reinkommen könnte - die Crew stand draußen und die Reifen lagen bereit. Er hat sich aber entschieden, immer wieder eine Runde dranzuhängen, bis es richtig zu regnen anfing. Das war perfekt", lobte Theissen.

Den Abbruch empfand der Deutsche als richtig: "Solange es so regnet, ist an einen Restart nicht zu denken", sagte er wenige Minuten vor der Durchsage, dass das Rennen nicht mehr neu gestartet werden soll. "Danach dauert es eine Viertelstunde, bis das gröbste Wasser weg ist, und dann trocknet es halt noch vor Einbruch der Dunkelheit auf oder es gibt keine Chance mehr." Theissens Prognose sollte sich als richtig erweisen.