BMW und Sauber: Deal beschlossene Sache?

Zu einer Komplettübernahme des Sauber-Teams äußert sich BMW (noch) nicht, der Motorendeal für 2006 scheint aber besiegelt zu sein

(Motorsport-Total.com) - "Eher Spekulation als Information" seien jene Medienberichte, wonach BMW 2006 als Motorenhersteller parallel WilliamsF1 und Sauber beliefern und 2007 ganz auf Sauber setzen könnte, meinte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen heute Nachmittag im Interview mit 'Premiere'. Allerdings ließ er durchblicken, dass die Verhandlungen über eine reine Motorenpartnerschaft mit Sauber schon sehr weit fortgeschritten sind.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen präsentiert am Dienstag dem Vorstand von BMW seinen Plan

"Bestätigen kann ich, dass wir seit Beginn des Jahres mit Sauber über eine Motorenlieferung ab dem nächsten Jahr sprechen", erklärte der Deutsche. "Die Gespräche laufen konstruktiv, aber wir haben noch keine Vereinbarung getroffen. Ich sehe uns nicht unter Zeitdruck, aber wir können uns das vorstellen, denn nach dem neuen Reglement bauen wir nicht mehr so viele Motoren wie vor zwei Jahren. Sauber ist ein gut geführtes Team, bei dem wir glauben, dass die Motoren im richtigen Auto sitzen würden und dass Erfolge entstehen könnten."#w1#

Fällt schon am Dienstag eine Entscheidung?

Eine Entscheidung könnte schon bei der nächsten Vorstandssitzung von BMW am kommenden Dienstag in München fallen, bei der Theissen den einst von Gerhard Berger ausgeheckten Plan präsentieren wird, mit einem reinrassigen BMW an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilzunehmen. Eine Übernahme des Sauber-Teams würde jährlich allerdings geschätzte 200 Millionen Euro verschlingen, außerdem müsste die Belegschaft in Hinwil von derzeit 300 auf 450 Mitarbeiter aufgestockt werden.

Theissen wollte in diesem Zusammenhang nur bestätigen, dass es "eine regelmäßige Überprüfung der laufenden Strategie" gibt, aber: "Ich kann sagen, dass wir im Moment vor allem über eine Lieferung von Motoren sprechen. Alles andere ist Spekulation. Wir wollen den sportlichen Erfolg. Für uns steht nicht im Vordergrund, dass nur BMW im Spiel ist, sondern wenn wir den Erfolg mit einem Partner erreichen, dann ist das genauso gut."

"Was die Arbeitsweise angeht, haben wir gelernt, dass vor allem die Vernetzung aller Abläufe und aller Entwicklungsaktivitäten der Schlüssel zum Erfolg ist", fuhr er fort. "Das ist natürlich dann leicht, wenn alles unter einem Dach abläuft, aber notwendig ist das in meinen Augen nicht unbedingt. Wenn es ein durchgängiges Projektmanagement gibt, kann man so etwas auch von zwei Standorten aus machen, was viele Formel-1-Teams beweisen. Das wissen wir auch selbst aus der Entwicklung und dem Bau von Serienfahrzeugen. Wir sind es gewohnt, von mehreren Standorten aus zu operieren."

Für Theissen ist die Chemie ein wichtiger Faktor

Kein Geheimnis ist, dass die Partnerschaft mit WilliamsF1 auf menschlicher Ebene nicht freundschaftlich abläuft, weil Frank Williams und Patrick Head herzlich wenig Interesse daran haben, ihr über Jahrzehnte angehäuftes Know-how mit BMW zu teilen. BMW wünscht sich aber genau das: "Unter dem Begriff eines gut geführten Teams verstehen wir auch, dass die Chemie stimmt, dass man sich verständigen kann, gleich denkt und gleich arbeitet. Das ist ein Thema, das für uns eine wesentliche Rolle spielt", hielt Theissen fest.

"Wir unterhalten uns im Moment sehr intensiv mit den Sauber-Kollegen, auch im technischen Bereich, denn uns ist wichtig, dass unser Motor in deren Auto erfolgreich eingesetzt werden kann. Da geht es um weit mehr als nur um Geometrie, Maße und Bauteile. Ich habe den Eindruck, dass da durchaus eine ähnliche Denkweise besteht, was die Sache erleichtern würde", meinte er weiter.

Mit WilliamsF1 sei man "viel weiter als noch vor ein paar Jahren", so der Deutsche. "1999 ist ein reines Formel-1-Team mit einem reinen Automobilhersteller zusammengekommen. Wir haben uns von beiden Seiten angenähert und beidseitig Seiten viel gelernt. Die Kooperation ist heute auf einem deutlich höheren Niveau als noch vor ein paar Jahren." Allerdings schränkte Theissen ein: "Es ist aber auch so, dass weitere Verbesserungen möglich und nötig sind."