• 19.09.2008 13:08

  • von Roman Wittemeier

BMW Sauber F1 Team optimistisch vor Singapur

Beim kommenden Nachtrennen in Singapur sollen die Piloten im BMW Sauber F1 Team die Bilanz weiter verbessern

(Motorsport-Total.com) - Wenn es am Wochenende des 26. bis 28. September Nacht wird in Singapur, geht es rund: Die Formel 1 trägt das erste Nachtrennen der Geschichte aus. Für den 15. von 18 WM-Läufen der Saison 2008 wird ein gut fünf Kilometer langer Stadtkurs in der asiatischen Hafenmetropole unter Flutlicht gesetzt. Kunstlicht ist ein beherrschendes Thema im Vorfeld des Großen Preises von Singapur, und so ist die Illumination der deutschen Künstler Friedrich Förster und Sabine Weißinger, besser bekannt als 'Casa Magica', überaus passend.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Über den Tellerrand geschaut: Nick Heidfeld freut sich auch auf asiatische Kultur

'Credit Suisse' präsentiert auf der Fassade des "Meritus Marina" Hotels Impressionen der Partnerschaft und Parallelen zwischen der Arbeit des renommierten Schweizer Finanzinstituts und dem BMW Sauber F1 Team. Die Projektion erstrahlt vom 25. bis zum 28. September von Sonnenuntergang bis Mitternacht. Für die technische Vorbereitung auf den neuen Stadtkurs spielt die Austragung bei Nacht indes praktisch keine Rolle. Das BMW Sauber F1 Team hat sich für seinen 50. Grand Prix mittels seiner Simulationswerkzeuge genauso vorbereitet wie erst kürzlich auf den neuen Stadtkurs von Valencia.#w1#

Simulationen für die Grundanstimmung

Auf Basis der Streckendaten wurde die voraussichtliche Ideallinie errechnet. In verschiedenen Fahrzeugkonfigurationen wurden Rundenzeiten simuliert. Für die mechanische Abstimmung wurden die Gewichtsverteilung sowie die Feder- und Dämpferkennung bestimmt. Anhand der errechneten Geschwindigkeiten hat das Team die Getriebeübersetzung festgelegt und unter Berücksichtigung von Abtriebsniveau und Streckencharakteristik den Belastungsgrad der Bremsen ermittelt, um das Material und die erforderliche Bremsbelüftung zu definieren.

Bis zum ersten Fahreinsatz ungeklärt bleibt zwangsläufig die Frage nach dem Grip der Asphaltoberfläche und dem Reifenverschleiß. Einfach zu ignorieren, ob es gerade hell oder dunkel ist, empfiehlt sich für den Biorhythmus des gesamten aus Europa anreisenden Formel-1-Trosses. Gefrühstückt wird dann, wenn in
Singapur das Mittagessen schon vorbei ist, gefahren wird am Abend, gearbeitet bis in die frühen Morgenstunden.


Fotos: BMW Sauber F1 Team, Testfahrten in Jerez


"Alle sind extrem gespannt auf den Großen Preis von Singapur", sagte Nick Heidfeld mit Blick auf den kommenden Grand Prix. "Erstens, weil wir es mit einer neuen Rennstrecke zu tun haben, zweitens, weil es ein Stadtkurs ist, und drittens natürlich, weil wir nachts fahren werden. Mit dem Flutlicht soll es zwar taghell sein, aber wie die Lichtbedingungen im Formel-1-Tempo wirken, das hat eben einfach noch keiner ausprobiert."

Leichte Bedenken von Nick Heidfeld

Der Mönchengladbacher hat nach wie vor leichte Bedenken, wenn es um die Ausleuchtung der Strecke geht: "Ich hätte es begrüßt, wenn es eine Testchance gegeben hätte, zumal im Regen. Regen in Kombination mit dem Kunstlicht ist für mich die größte Unbekannte bei diesem Rennen. Das Klima dürfte ähnlich sein wie nebenan in Kuala Lumpur, und da regnet es erfahrungsgemäß häufig, vor allem am frühen Abend. Die Idee, ein Nachtrennen zu veranstalten, finde ich prinzipiell super."

"Regen in Kombination mit dem Kunstlicht ist für mich die größte Unbekannte bei diesem Rennen." Nick Heidfeld

Die Piloten und alle weiteren Mitglieder des Teams müssen sich in ihrem Tagesablauf komplett umstellen: "Ich bin eher Nachtmensch, gehe gern spät schlafen und stehe ungern früh auf. Von daher wird mir der
Rhythmus dieses Rennwochenendes entgegenkommen", erklärte Heidfeld. Und weiter: "Man muss sich darauf einstellen. Es ist wichtig, zur richtigen Zeit zu essen und zu schlafen, um topfit zu sein, wenn man
gefordert ist. Wir werden vermutlich nicht allzu viel Freizeit haben, aber da das Rennen mitten in der Stadt ausgetragen wird, werden wir schon einiges mitbekommen und die Atmosphäre spüren. Ich war noch nie in Singapur, wenn man von Aufenthalten am Flughafen einmal absieht, und erwarte eine pulsierende und interessante asiatische Metropole."

Die Vorfreude ist bei Teamkollege Robert Kubica ebenfalls groß: "Ich freue mich auf Singapur, denn das Rennen wird der zweite neue Grand Prix der Saison. Es ist immer interessant, auf neuen Strecken zu fahren, und ich bin unheimlich gespannt. Darüber hinaus bin ich extrem froh, auf einem weiteren Stadtkurs zu fahren, denn ich bin ein großer Fan von Stadtkursen."

Robert Kubica mit typischer Gelassenheit

Der Pole sieht in der Tatsache, dass es sich um das erste Nachtrennen der Grand-Prix-Geschichte handelt, keine besondere Herausforderung: "Viele Menschen finden es interessant, dass das Rennen ein Nachtrennen ist. Aus der Fahrerperspektive jedoch erwarte ich keinen großen Unterschied, ob wir nun nachts oder tagsüber fahren. Die Wetterbedingungen und die damit verbundene Lichtsituation werfen noch einige Fragen auf. Ich bin jedoch sicher, dass die FIA alles dafür getan hat, um das Rennen sicher zu machen."

"Das Abtriebsniveau ist hoch, vergleichbar mit jenem in Monaco." Willy Rampf

"Singapur ist in dieser Saison nach Valencia die zweite Unbekannte im Kalender", sagte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen. "Beides sind Stadtrennen, doch in Singapur wird darüber hinaus noch bei Nacht gefahren. Und das in einer Metropole Asiens vor großer Kulisse. Dies wird für zusätzliche Attraktivität und Spannung sorgen. Man braucht sich nur die spezielle Atmosphäre eines Fußballspiels unter Flutlicht anzusehen: Die Umgebung tritt in den Hintergrund, das eigentliche Geschehen rückt ins Zentrum. Die Premiere in Singapur wird nach meiner Erwartung der Saison-Höhepunkt."

"Bei einem Treffen der Teammanager in Singapur wurde die Strecke besichtigt und die Beleuchtungsanlage vorgeführt. Der Eindruck: Es wird zwar bei Nacht gefahren, doch es wird taghell sein", schränkte Theissen vor der Nachtpremiere die Bedenken ein. Aber: "Offen ist allein die Frage, ob bei Regen Lichtreflektionen von der nassen Fahrbahn ausgehen. Das werden auch wir erst wissen, wenn der Fall eintritt. Wir freuen uns sehr auf ein weiteres Rennen in einer boomenden Region. Die Vielfalt von Rennstrecken, auf denen die Königsklasse in diesem Jahr im Einsatz ist, halte ich für richtig und sinnvoll - und vor allem für sehr attraktiv für die Zuschauer. Das Gesamtpaket ist die wohl spektakulärste Streckenmischung, die es in der Formel 1 je gab."

BMW Sauber F1 Team in Spa und Monza erfolgreich

Auch sportlich geht man voller Zuversicht an die neue Aufgabe in Singapur. "Nick und Robert haben zuletzt beim Doppelpack in Spa und Monza nicht nur unser diesjähriges Konto auf zehn Podestplätze aufgestockt, sondern wir haben auch 21 Punkte gesammelt - so viele wie kein anderes Team", gab Theissen zu bedenken. "Diesem guten Abschneiden bei den beiden letzten Europa-Rennen des Jahres wollen wir ein starkes Saisonfinale folgen lassen."

Robert Kubica

Robert kubica geht mit der für ihn typischen Gelassenheit an das Rennen Zoom

"Aus Sicht der Zuschauer wird der Große Preis von Singapur, das erste Nachtrennen in der Geschichte der Formel 1, ein Highlight im Wortsinne", beschrieb Willy Rampf. Der Technische Direktor fügte hinzu: "Die Strecke hat zahlreiche 90-Grad- Kurven im Geschwindigkeitsbereich um 100 km/h, weshalb die Traktion oberste Priorität genießt. Das Abtriebsniveau ist hoch, vergleichbar mit jenem in Monaco. Die größte Unbekannte ist derzeit noch der Fahrbahnbelag. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss wird die fehlende Sonneneinstrahlung haben, werden doch die Asphalttemperaturen niedriger sein als bei anderen Rennen in diesen Breiten. Das gilt es bei der Abstimmung der Autos zu berücksichtigen."

Man habe daheim in München und Hinwil alle Vorbereitungen getroffen: "Weil die Strecke für alle neu ist, werden wir uns ganz auf unsere Simulation verlassen, die sich in der Vergangenheit sehr gut bewährt hat. Die ungewöhnlichen Arbeitszeiten werden allen Beteiligten bestimmt einiges abverlangen und zugleich eine interessante Erfahrung. Wir haben in Jerez einige neue Aerodynamik-Teile getestet, die wir in Singapur einsetzen werden. Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere positive Serie der vergangenen Rennen fortsetzen können und freue mich auf diese neue Herausforderung."