BMW: Heidfeld, Villeneuve - oder eine Überraschung?

'F1Total.com'-Experte Marc Surer analysiert, welche Fahrer für ein Cockpit bei BMW in Frage kommen - Heidfeld ist Topkandidat

(Motorsport-Total.com) - Während Ferrari und McLaren-Mercedes beide Cockpits für 2006 schon fix besetzt haben und bei Renault sowie BAR-Honda zumindest schon je ein Platz vergeben ist, steht beim neuen Werksteam von BMW die Fahrersituation noch völlig in den Sternen. Grund genug, die Situation mit 'F1Total.com'-Experte Marc Surer zu analysieren.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber und Mario Theissen

Theissen zu Sauber: "Du, Peter, sollen wir den Villeneuve behalten oder nicht?"

Theoretisch sieht es folgendermaßen aus: Jacques Villeneuve hat einen zweijährigen Sauber-Deal in der Tasche und ist demnach eigentlich gesetzt, weil sich BMW bereiterklärt hat, alle bestehenden Verträge zu übernehmen. In der Praxis wackelt der Stuhl des Kanadiers freilich gehörig. Wer den zweiten BMW steuern wird, ist indes noch völlig unklar, obwohl es mit Nick Heidfeld in München einen erklärten Wunschkandidaten gibt.#w1#

Surer: "Heidfeld müssten sie eigentlich mitnehmen"

"Heidfeld", findet Surer, "müssten sie eigentlich mitnehmen, denn ihn kennen sie. Villeneuve hat einen Vertrag. Den müsste man entweder ausbezahlen, was sehr teuer werden kann, oder man muss ihn noch für ein Jahr akzeptieren. Ich würde noch einen Jungen dazunehmen als Testfahrer, denn ein Star ist nicht frei. So gesehen ist Heidfeld das Beste, was sie momentan am Markt bekommen können."

Allerdings soll der Mönchengladbacher bereits einen Vorvertrag bei BAR-Honda unterschrieben haben, während bekannt ist, dass Frank Williams bis September eine Option auf ihn einlösen kann. Williams hat allerdings mit Mark Webber bereits ein Pferd mehr oder weniger definitiv im Stall, während er zuletzt keine Absichten gezeigt hat, Jenson Button aus dem ebenfalls bereits besiegelten Abkommen für 2006 freizustellen.

Sollte Williams Heidfeld nicht benötigen und der 28-Jährige auch bei BAR-Honda durch den Rost fallen, wäre BMW eigentlich die logische Alternative - für beide Seiten: BMW kennt "Quick Nick" aus der laufenden Saison gut und schätzt seine rennfahrerischen und technischen Qualitäten sehr, während auch Heidfeld selbst in der Sauber-Fabrik in Hinwil kein Unbekannter ist, stand er doch zwischen 2001 und 2003 bei den Schweizern unter Vertrag.

Villeneuves Kündigung würde eine Stange Geld kosten

Ex-Weltmeister Villeneuve gilt indes nicht unbedingt als Wunschkandidat von BMW, könnte aber dennoch an Bord bleiben, wie Surer vermutet: "Wenn kein deutlich besserer Ersatz da ist als Villeneuve, warum soll man dann viel Geld locker machen, um ihn aus dem Vertrag auszukaufen? Das ist so ein Thema, denn die beenden dann ja nicht nur den Vertrag, sondern Villeneuves Anwälte werden dann sagen: 'Moment mal, ihr beendet ja seine Karriere!' Kein anderes Team wird ihn nehmen", so der Schweizer.

"So gesehen ist es eine teure Geschichte, ihn zu feuern, solange kein Ersatz da ist, der deutlich besser ist als er - und da sehe ich im Moment niemanden", analysiert der 53-Jährige, der den Kanadier außerdem besser einschätzt als seinen Ruf: "Villeneuve wird jetzt verschrien, aber er hat Massa als Teamkollegen - und der ist bekanntlich sauschnell. Wenn ein anderer Fahrer kommt, der auch drei Zehntelsekunden langsamer ist als Massa, dann ist der auch nicht besser."

De la Rosa oder Wurz als Überraschungskandidaten?

Von der spanischen Presse wurde zuletzt McLaren-Mercedes-Testfahrer Pedro de la Rosa mit BMW in Verbindung gebracht, was insofern Sinn machen würde, als der "Silberpfeil"-Mann über Routine verfügt und viel Know-how aus Woking und Brixworth mitbringen könnte, welches für den Aufbau eines Teams bestimmt hilfreich wäre. De la Rosa und auch Alexander Wurz seien deshalb zumindest "eine Überlegung wert", findet Surer.

Prinzipiell traut er dem neuen Team übrigens eine Menge zu: "BMW wird gleich vorne mitmischen, denn das jetzige Team hat noch Potenzial. Wenn sie die Windkanalarbeit verstärken, was im Moment aus finanziellen und personellen Gründen nicht voll ausgeschöpft wird, dann wird das Team einen Schritt nach vorne machen. Das gilt auch für die Testfahrten. Von daher können sie sich leicht verbessern, ohne viel zu ändern. So viel fehlt ja nicht", meint der Ex-Formel-1-Pilot.

Was die Besetzung des Teamchefpostens angeht, tappt Surer genauso wie die Medien noch im Dunkeln, obwohl er zu seinen Landsleuten naturgemäß einen besonders guten Draht hat: "Ich weiß nur, dass der Mann bereits gefunden ist", sagt der TV-Kommentator, "aber ich weiß nicht, wer das ist. Vielleicht übernimmt Willy Rampf die Leitung in der Schweiz und Mario Theissen steht dann darüber. Ich weiß es aber nicht."