• 12.06.2011 04:22

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Bleibt Glock auch 2012 bei Marussia-Virgin?

Timo Glock ist froh, dass Pat Symonds die Nachfolge von Nick Wirth antritt - Teamchef John Booth möchte seine Nummer eins für 2012 halten

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Wechsel zu Marussia-Virgin ist Timo Glock für die breite Masse praktisch von der Bildfläche verschwunden: Erzielte er in seinem letzten Toyota-Rennen in Singapur 2009 noch einen zweiten Platz (wegen des Unfalls in Suzuka konnte er dort und in Sao Paulo nicht mehr antreten), so ist seit dem Teamwechsel ein 14. Rang (Suzuka 2010) sein bestes Ergebnis.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock kann sich vorstellen, ein weiteres Jahr im Team anzuhängen

Glock kann sich inzwischen einzeln von den Journalisten verabschieden, die zu seinen Medienrunden kommen ("Danke, dass du mal wieder hier warst!") - und genauso wie bei den Medien hält sich dem Vernehmen nach auch bei anderen Teams das Interesse in Grenzen. Zwar hat der 29-Jährige das Rennfahren nicht verlernt, aber mit dem unterlegenen Marussia-Virgin-Material hat er kaum Gelegenheit, sich in Szene zu setzen.

D'Ambrosio wieder im Griff

Noch dazu schien ihm Jerome D'Ambrosio zuletzt den Rang abzulaufen, aber das dürfte nur ein kurzes Phänomen gewesen sein: "Die zwei Rennen, in denen er ein bisschen unter Niveau war, haben wir viel mit dem angeströmten Diffusor getestet. Vielleicht hat ihn das aus dem Rhythmus gebracht, weil er am Samstag im Qualifying ein ganz anderes Auto hatte als am Freitag", nimmt ihn John Booth in Schutz. "Aber Monaco war fantastisch und hier ist er auch schnell."

Frage an den britischen Teamchef: Wollt ihr Timo behalten? "Ja", entgegnet er klipp und klar. Glock hat im Herbst 2009 einen Dreijahresvertrag unterschrieben, der ihn eigentlich bis Ende 2012 bindet, doch wenn ihm ein anderes Team ein Angebot macht, kann er jederzeit gehen. Booth ist aber zuversichtlich, seine Nummer eins halten zu können: "Im Vorjahr gab es um diese Zeit Diskussionen, obwohl er unter Vertrag stand, und jetzt, wo er gehen könnte, ist er fest verankert."


Fotos: Marussia-Virgin, Großer Preis von Kanada


"Er hat eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag und könnte theoretisch gehen, aber ich glaube, er ist sehr glücklich. Er sieht, dass wir Fortschritte machen und etwas ändern, und er mag die Jungs", spricht Booth die Umstrukturierung rund um den Rauswurf des gescheiterten CFD-Gurus Nick Wirth an. Außerdem habe Glock die Chance, "ein Team um sich herum aufzubauen. Jetzt sieht er, dass das aufgehen kann. Er scheint mir sehr glücklich zu sein."

In der Tat glaubt Glock, dass der angedachte Wirth-Nachfolger Pat Symonds "der Richtige" für Marussia-Virgin ist: "Wir haben in den letzten Tagen ein paar Mal gesprochen. Das war positiv. Wir haben die gleiche Wellenlänge. Ich mag ihn. Wir werden auf jeden Fall eine neue Richtung einschlagen, die auf jeden Fall positiv sein wird." Die Entwicklungen der vergangenen Wochen stuft er daher als "definitiv positiv" ein.

Bald wieder Windkanaltests

"Ich glaube, es gab keinen anderen Ausweg. Es ist richtig so. Die nächsten Wochen (ohne eigenes Designteam; Anm. d. Red.) werden hart, aber langfristig ist es der richtige Weg", findet der Deutsche. Froh ist er auch darüber, dass das Team bald im Windkanal testen wird, wovon Wirth stets Abstand genommen hat - auch wenn er das derzeit nur mit kryptischen Andeutungen bestätigt: "Es wird auf jeden Fall frisch um die Nase werden in nächster Zeit..."

"Dann haben wir schnell realisiert, dass da etwas nicht stimmt." Timo Glock

Erfreulich ist für ihn auch, dass er in die Wirth-Entscheidung eingebunden wurde: "Ich habe gesagt, was ich denke. Das Team hat mir zugehört, aber am Ende muss das Management die Entscheidung treffen, nicht ich", schildert Glock und erinnert sich: "Die Zahlen haben im Winter angedeutet, dass wir definitiv einen Fortschritt geschafft haben, aber auf der Strecke war es anders. Dann haben wir schnell realisiert, dass da etwas nicht stimmt."

"Wir haben alles versucht, hatten ein großes Update für die Türkei, das wieder nicht funktioniert hat - und in etwa zu der Zeit habe ich gesagt, dass wir unsere Strategie überdenken müssen. Das haben wir gemeinsam als Team getan. Das Management weiß, was los ist, und versucht nun für die Zukunft einen anderen Weg", gibt Glock zu Protokoll. Dass er diesen Weg mitgehen wird, ist seit dem Rausschmiss von Wirth deutlich wahrscheinlicher.