Bianchi: "Können bald über Q2 nachdenken"

Jules Bianchi wurde in letzter Sekunde zum Heilsbringer für Marussia und sieht sein Team auf Mittelfeldkurs - Bringt er auch die Ferrari-Aggregate zum russischen Team?

(Motorsport-Total.com) - Zu Beginn der Wintertests schien die Lage bei Marussia dramatisch: Stammpilot Timo Glock hatte man aus seinem Vertrag herausgekauft, um Platz für Paydriver Luiz Razia zu machen, doch der Brasilianer zahlte nicht. Und so musste man die Tests mit Max Chilton bestreiten - wer das zweite Cockpit erhalten würde und somit Glocks Gage mitzahlt, war zu diesem Zeitpunkt unklar.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil, Jules Bianchi

Jules Bianchi im Infight mit Force India und Williams - bald der Status quo? Zoom

Doch mit der Verpflichtung des Franzosen Jules Bianchi manövrierte man sich doch noch aus der Sackgasse. Der 23-Jährige hatte im Cockpitpoker gegen Adrian Sutil durch die Finger geschaut - ohne das freie Marussia-Cockpit wäre er eine weitere Saison bestenfalls Testfahrer gewesen. Obwohl er nur eineinhalb Testtage hatte, ließ er in Australien und Malaysia mit den guten Plätzen 15 und 13 aufhorchen und ist bislang mit Abstand der stärkste Pilot der zwei Nachzüglerteams Marussia und Caterham.

Bianchi von Marussia-Fortschritten überrascht

Die Rundenzeiten des Franzosen sind um eine Sekunde schneller als die seines Teamkollegen Chilton - ein klares Signal, dass er durchaus Potenzial hat. Er sieht sogar die Möglichkeit, mit Marussia gegen die Mittelfeldteams zu bestehen. "Grundsätzlich ist das Potenzial da", sagt er gegenüber 'Motorsport aktuell'. "Beim Team und bei mir."

Er gibt ein Beispiel: "Im Qualifying von Malaysia waren wir nur 0,3 Sekunden langsamer als Williams. Im Vergleich zum Vorjahr waren wir hier zwei Sekunden schneller. Das ist nicht schlecht, oder?" Der Blick auf das Q1-Ergebnis aus Sepang beweist, dass Bianchi 2013 sogar um fast 2,5 Sekunden schneller war als Glock im Vorjahr.

"Im Qualifying von Malaysia waren wir nur 0,3 Sekunden langsamer als Williams und im Vergleich zum Vorjahr zwei Sekunden schneller." Jules Bianchi

Dementsprechend "überrascht" zeigte sich Bianchi, als er seine ersten Meter im aktuellen Marussia-Boliden zurücklegte - er spürte auf Anhieb, dass das Auto eine gute Basis darstellt: "Ich habe erwartet, dass der Unterschied größer ist." Bianchi hatte bei den Tests den direkten Vergleich, schließlich absolvierte er auch einige Versuche im neuen Force-India-Boliden, mit dem Sutil in Melbourne eine Zeitlang das Rennen anführte.

Ferrari hat Marussia-Deal unterstützt

Bianchis Zuversicht ist nach den beachtlichen Vorstellungen in den ersten zwei Rennen groß: "Ich glaube, dass wir über Q2 nachdenken können, wenn wir so weitermachen. Vielleicht sogar über den ersten WM-Punkt. Davon träume ich jedenfalls." Möglicherweise ab 2014 sogar mit Ferrari-Power? Da der Franzose aus dem Kader der "Scuderia" stammt, wäre ein Wechsel auf die italienischen Aggregate in Zukunft naheliegend.

"Da musst du das Team fragen", will Bianchi von einem derartigen Deal nichts wissen. "Ich weiß nicht, was dahintersteckt." Er gibt aber zu, dass die Ferrari-Connection bei den Blitzverhandlungen mit Marussia zumindest kein Nachteil war: "Ferrari hat mir geholfen, das Cockpit zu kriegen, weil ich Teil ihrer Academy bin. Aber es war jetzt nicht so, dass sie mich irgendwie aus dem Vertrag entlassen mussten."