Bernoldi: "Ich will zurück in die Formel 1"
Bei zwei Tests für BAR-Honda im Oktober will sich Enrique Bernoldi für ein Formel-1-Comeback empfehlen - Interview
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Enrique, kam die Testgelegenheit bei BAR völlig unerwartet für dich?"
Enrique Bernoldi: "Nein. Mein Manager kennt David Richards gut und sie haben schon vor Monaten darüber gesprochen. Als sich diese Möglichkeit dann tatsächlich ergeben hat, haben wir ohnehin bereits verhandelt."

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Enrique Bernoldi bei seinem ersten Test für BAR-Honda in Silverstone
Frage: "Wie sieht dein Programm aus?"
Bernoldi: "Ich hatte in Silverstone schon kurz Gelegenheit, mich ans Auto zu gewöhnen, und dann folgen im Oktober noch zwei Tests in Jerez. Das ist das, worauf wir uns geeinigt haben. Das Team hat danach eine Option auf mich und kann entscheiden, was sie mit mir machen wollen. Ich konzentriere mich zuerst einmal auf diese beiden Tests. Hoffentlich laufen sie gut, dann sehen wir weiter. Motiviert bin ich jedenfalls."#w1#
Frage: "Wünschst du dir einen BAR-Testvertrag für 2005?"
Bernoldi: "Das würde mir natürlich gefallen. Mein Ziel ist es, wieder in die Formel 1 zu kommen. Das Team hat wie gesagt eine Option auf mich und ich werde mein Bestes geben, um bei der Weiterentwicklung während der verbleibenden Saisonrennen zu helfen. Danach bin ich natürlich wirklich heiß darauf, nächstes Jahr weiterzumachen. Das liegt aber nicht an mir. Ich habe es nur in der Hand, den bestmöglichen Job für das Team zu machen."
Fast 30 Grands Prix und ein Jahr als Testfahrer
Frage: "BAR kämpft gerade mit Renault um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM. Was kannst du dazu beitragen?"
Bernoldi: "Ich habe fast 30 Grands Prix bestritten und weiß daher, wie man ein Formel-1-Auto fährt. Es kann ein Weilchen dauern, weil ich ja zwei Jahre weg vom Fenster war, aber meine Erfahrung wird dem Testteam helfen und ich möchte so viel es geht dazu beitragen, dass es mit dem zweiten WM-Platz klappt."
Frage: "Was sind deine ersten Eindrücke vom Team?"
Bernoldi: "Vor Monza habe ich auf nasser Piste in Silverstone einen kurzen Shakedown absolviert und es wurde für mich schon ein Sitz angepasst. Von daher kenne ich die Ingenieure und Mechaniker schon ein bisschen. Bisher lief es großartig."
Frage: "Hast du das Gefühl, dass du damals bei Arrows nicht dein volles Potenzial zeigen konntest?"
Bernoldi: "In meinem ersten Jahr bin ich in 17 Rennen nur sechsmal ins Ziel gekommen. Das zeigt, was für Chancen man mir geboten hat. Das Auto hatte im zweiten Jahr etwas mehr Performance, aber das Team ging dafür finanziell den Bach runter und wir konnten nicht mehr weiterentwickeln. Darüber hinaus hatten wir oft Pech. Ich lag in Silverstone an sechster Stelle, bis die Antriebswelle kaputt ging, und war auch in Malaysia Sechster, bis mir das Benzin ausgegangen ist. Da hätte ich jeweils Punkte holen können und das wäre zu dem Zeitpunkt für mich und das Team ungemein wichtig gewesen."
Bernoldi zum ersten Mal seit sechs Jahren in einem guten Team
Frage: "Hast du in der Formel 1 noch Rechnungen offen?"
Bernoldi: "Absolut. Ich war ein Jahr Testfahrer für Sauber und hatte dann diese beiden Jahre bei Arrows. Jetzt bin ich in einer gänzlich anderen Position, denn ich bin da, um das Auto weiterzuentwickeln. Ich will wirklich einen Neuanfang machen. BAR ist ein großartiges Team und ich freue mich auf das Fahren, will so viel es geht beitragen. Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, seit meiner Formel-3-Zeit, dass ich für ein gutes Team fahre."
Frage: "Warum hast du nach dem Arrows-Konkurs einen Schritt zurück gemacht und bist in die Nissan World Series gewechselt?"
Bernoldi: "Die Nissan ist die schnellste Serie außerhalb der Formel 1, sogar schneller als die Formel 3000. Außerdem waren dort ein paar gute Fahrer. Ich kenne ein paar Kollegen, die sich zurückgelehnt und auf einen Anruf aus der Formel 1 gewartet hätten, aber ich entschied, dass es das Beste sei, weiterhin Rennen zu fahren, Qualifyings zu bestreiten, aktiv zu sein und fit zu bleiben. Das war meiner Meinung nach die beste Entscheidung, denn jetzt, wo sich so eine Möglichkeit ergibt, bin ich dafür bereit. Abgesehen davon hatte ich viel Spaß. Ich bin zu einem sehr kleinen Team gekommen, aber wir sind Sieger geworden. Bei acht noch zu fahrenden Rennen liege ich im Moment an zweiter Stelle in der Meisterschaft."

