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Berger: "Man weiß irgendwann, wann es reicht"
Ex-Grand-Prix-Pilot Gerhard Berger spricht im Interview über den möglichen Rücktritt von Michael Schumacher und seine Einschätzung der Situation
(Motorsport-Total.com/Premiere) - Am Sonntag wird Michael Schumacher seine Zukunftspläne bekannt geben, wobei die meisten Experten im Fahrerlager davon ausgehen, dass er sich insgeheim schon zum Rücktritt entschlossen hat. Einer, der diese Situation aus eigener Erfahrung kennt, ist Gerhard Berger: Der Österreicher trat 1997 nach 210 Grands Prix von der aktiven Motorsportbühne ab.

© xpb.cc
Gerhard Berger weiß, was es bedeutet, eine erfolgreiche Karriere zu beenden
Frage: "Gerhard, es gibt momentan viele Spekulationen, einen richtigen Hype um Michael Schumacher. Wie siehst du das?"
Gerhard Berger: "Ich möchte mich da möglichst heraushalten, weil es ganz an ihm alleine liegt, was er am Sonntag verkünden wird. Ich selbst hoffe eigentlich, dass er weitermacht, weil es für die Formel 1 ein Riesenverlust wäre, einen Fahrer wie Michael Schumacher zu verlieren. Die Sache ist offen. Ich glaube, er weiß in der Zwischenzeit, was er machen wird. Vielleicht hört er auf, vielleicht nicht - ich weiß es nicht."#w1#
Wäre eine frühere Bekanntgabe besser gewesen?
Frage: "Er wird auf Schritt und Tritt von den Medien verfolgt. Macht es das noch schwieriger für ihn, sich auf den Sport zu konzentrieren?"
Berger: "Gut, er hat sich dieses Szenario selbst so ausgesucht. Er hätte ja auch sagen können, dass er es am Freitagmorgen bekannt gibt, dann wäre dieses Thema erledigt. Er hat gesagt: 'Ich mache es am Sonntagnachmittag nach dem Rennen.' Jetzt muss er natürlich damit rechnen, dass er das ganze Wochenende gefragt wird, was er denn vorhat."
Frage: "Du kannst die Frage wahrscheinlich auch nicht mehr hören, aber was ist deine Meinung? Was wird er machen?"
Berger: "Ich habe keine Meinung, weil ich es nicht weiß, ganz einfach."
Frage: "Was würdest du ihm raten?"
Berger: "Da gibt es auch nichts zu raten. Da muss jeder in sich selbst hineinhorchen und selbst das Gefühl dafür bekommen, ob sich die Prioritäten verändert haben, ob andere Sachen im Leben wichtiger werden als das Rennfahren, ob man müde ist, ob man ausgelaugt ist, ob man körperlich noch imstande ist weiterzumachen. Das sind alles Fragen, die auf einen zukommen, aber das kann man nur selbst beantworten."
"Ich weiß das noch aus meiner Zeit: Das kommt ganz von selbst. Man weiß irgendwann, wann es reicht und wann es genug ist - und dann entscheidet man sich. Dann trifft man auch die richtige Entscheidung! Ich bin überzeugt, dass Michael in dieser Phase ist. Was ich von außen beobachten kann: Er ist topfit, körperlich sicher nicht angeschlagen, er ist nach wie vor einer der Besten oder sogar der Beste auf der Rennstrecke, er hat eine Riesenerfahrung und ein tolles Team um sich. Es spricht also auch einiges dafür, dass er weitermacht, aber wie gesagt: Das kann er nur selbst entscheiden."
Berger vertraut dem von Ferrari eingeschlagenen Kurs
Frage: "Was wäre es für eine Nachricht für Ferrari und für die Tifosi, falls er seinen Rücktritt verkünden sollte?"
Berger: "Michael ist der erfolgreichste Ferrari-Fahrer aller Zeiten. Natürlich verabschiedet man seine Fahrer sehr ungern, aber auf der anderen Seite gibt es immer eine Zeit danach. Man muss sich rüsten für die Zukunft, man muss junge Fahrer nehmen. Ich bin sicher, Ferrari hat das auch richtig gemacht. Wenn Michael sagt, dass er weiterfahren will, hat er bei Ferrari nach wie vor den besten Platz, und wenn er sagt, dass er aufhört, wird es für jeden bei Ferrari ein Schmerz sein, ein Verlust für Ferrari, aber es wird weitergehen."
Frage: "Was erwartest du sportlich von diesem Wochenende in Monza?"
Berger: "Der WM-Kampf ist superinteressant. Ich glaube, da ist noch alles offen, wenn man auch sagen muss, dass Alonso schon die Nase klar vorne hat und auch weiß, wie man Punkte nach Hause bringt. Er ist nicht nur ein Fahrer, der immer alles riskiert, sondern der auch manchmal überlegt: Was ist heute die richtige Platzierung für mich?"
"Es wird für Michael sehr schwer werden, ihn zu schlagen und die Punkte aufzuholen. Andererseits hat Bridgestone sehr aufgeholt, der Ferrari ist seit ein paar Rennen ein superschnelles Auto. Ich glaube, Michael hat noch eine Chance. Wie wir ihn kennen, wird er diese Chance nicht versäumen, wenn er sie wittert. In dem Sinn wird es ein Superfinale!"

