• 21.04.2008 16:00

Bell: Viele Baustellen bei Renault

Schnelle Kurven, langsame Kurven, Motorleistung: Renault hinkt in vielen Bereichen noch hinterher - Technikchef Bob Bell im Teaminterview

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bob, seit dem Rennen in Bahrain sind drei Wochen vergangen. was hat das Team in dieser Zeit gemacht?"
Bob Bell: "Wir haben uns hauptsächlich darauf konzentriert, uns auf den Barcelona-Test vergangene Woche vorzubereiten. Der war für uns sehr wichtig, da wir für den R28 ein umfassendes aerodynamisches Update und einige neue mechanische Komponenten haben. Ziel des Tests war, herauszufinden, ob diese Neuerungen einsatzbereit sind und dann die besten Teile für den Spanien-Grand-Prix herauszusuchen. Denn manche Updates sind streckenabhängig."

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Renault-Technikchef Bob Bell sieht sein Team noch vor vielen Baustellen

Frage: "Auf welche Bereiche hat sich das Team konzentriert, um die Performance zu verbessern?"
Bell: "Wir haben jetzt ein recht klares Bild davon, wo wir noch nicht gut genug sind. Einer dieser Bereiche ist die Aerodynamik. Im Moment mangelt es uns noch an aerodynamischem Grip in schnellen Kurven. Dort geben wir uns die meiste Mühe, da das wohl die Hauptursache für unsere mangelnde Performance ist. Gleichzeitig verlieren wir auch in den langsamen Kurven, wo die Performance des Autos vom mechanischen Grip abhängt. Deshalb haben wir die Aufhänung modifiziert, um dieses Problem anzugehen. Auch in Sachen Motorleistung hinken wir etwas hinterher - wir müssen eingestehen, dass wir im Vergleich zu anderen Teams auf den Geraden nicht schnell genug sind. In Zeiten von eingefrorenen Motoren können wir dagegen allerdings nicht viel machen."#w1#

Zuversicht und Realismus

Frage: "Wird sich der gemachte Forschritt auch in einer besseren Leistung auf der Strecke manifestieren?"
Bell: "Wir sind relativ zuversichtlich, dass unsere neuen Komponenten zu einer klaren und deutlichen Leistungssteigerung führen werden. Ich denke auch, dass das Auto dadurch fahrbarer wird. Wenn die Piloten im Auto ein besseres Gefühl haben - vor allem beim Bremsen - wäre das schon ein großer Fortschritt, der mehrere Zehntelsekunden ausmachen kann. Wir müssen aber realistisch bleiben und bedenken, dass jedes Team ein umfassendes Upgrade mit nach Barcelona bringt. Wir müssen sicherstellen, dass wir einen größeren Schritt machen als die anderen."

"Wir wissen aber, dass Fernando bis zur karierten Flagge mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfen wird, egal ob es um den Sieg oder den 15. Platz geht." Bob Bell

Frage: "Sprechen wir über die Fahrer. Wie ist die Stimmung bei Fernando Alonso vor seinem Heim-Grand-Prix?"
Bell: "Fernando ist sehr konzentriert und optimistisch. Ich denke, dass er auch ein bisschen enttäuscht ist, weil er kein Auto hat, mit dem er um Podestplätze kämpfen kann. Er erkennt aber auch an, dass das Team alles unternimmt, um ihm ein besseres Paket zur Verfügung zu stellen. Deshalb gehe ich davon aus, dass er mit gemischten Gefühlen nach Barcelona kommen wird. Er wird dort sehr viele Fans haben und es ist natürlich ein Rennen, bei dem er gern die Chance auf den Sieg hätte. Wir wissen aber, dass Fernando bis zur karierten Flagge mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfen wird, egal ob es um den Sieg oder den 15. Platz geht - er gibt nie auf."

Positiv überrascht von Nelson Piquet Jr.

Frage: "Nelson Piget Jr. hatte ein schwieriges Debüt. Wie bewertest du seinen Einstand in der Formel 1?"
Bell: "Er hatte einen schweren Einstand, mehr oder weniger genauso, wie ihn Heikki Kovalainen im vergangenen Jahr hatte. Heutzutage erwartet man von den jungen Fahrern sehr viel. Die Wintertests waren schwierig und wir hatten Bedenken, dass Nelsen für die Saison noch nicht bereit sein könnte. Aber er war es. Im letzten Wintertest hat er sein wahres Können gezeigt und uns alle beeindruckt. Melbourne war sicherlich ein schwieriges Debüt, aber in den letzten beiden Rennen hat er gezeigt, was er kann und uns in gewisser Weise positiv überrascht. Wir gehen davon aus, dass er im Laufe der Saison immer stärker wird."

Frage: "Was können wir vom Team an diesem Wochenende erwarten?"
Bell: "Bei den Wintertests haben wir in Barcelona nicht allzu schlecht ausgesehen und wenn sich dieser Trend fortsetzt - kombiniert mit den Upgrades - dann sollten wir einen Schritt nach vorn machen können. Barcelona ist eine Strecke, auf der die Spreu vom Weizen getrennt wird, was die aerodynamische Performance angeht. Wir wissen, dass wir in diesem Bereich im Vergleich zu den Topteams noch Defizite haben, aber ich habe dennoch das Gefühl, dass wir einen guten Job machen können."