• 25.09.2009 18:30

  • von Stefan Ziegler & Dieter Rencken

Bell: "Ich schätze diese Herausforderung"

Renaults neuer Teamchef Bob Bell über die schwierige Lage in seinem Rennstall, die Arbeit am sportlichen Comeback und die Fahrerfrage für 2010

(Motorsport-Total.com) - Die "Crashgate"-Affäre erschütterte die Formel 1 schwer - und auch das Renault-Team musste sich nach dem Urteil des FIA-Weltrat erst einmal neu orientieren. Weil Flavio Briatore und Pat Symonds nicht mehr an Bord sind, traf der französisch-britische Rennstall eine Nachfolgeregelung, um das Team weiterhin wettbewerbsfähig zu halten. Der neue Teamchef trat in Singapur seinen Dienst an.

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Bob Bell kümmert sich ab sofort als Teamchef um die Belange von Renault

Für den früheren Technischen Direktor Bob Bell ändert sich ab diesem Wochenende einiges, denn der nordirische Ingenieur ist ab sofort für die Belange des Teams verantwortlich - zumindest bis zum Ende der laufenden Saison. "Das Team brauchte jemanden, der einspringen und für die restliche Saison das Steuer übernehmen konnte. Ich habe mich bereiterklärt, das zu machen", sagt Bell in Singapur.#w1#

Sponsorenabgang kam nicht überraschend

"Ich freue mich darüber und es macht mich sehr stolz, dass man mich gefragt hat. Ich schätze diese Herausforderung", so der Amtsnachfolger von Briatore, der nun in erster Linie Aufbauarbeit leisten will: "Das Team steht im Augenblick nicht im besten Licht da, doch da müssen wir durch. Das Leben geht weiter - die Formel 1 bildet da keine Ausnahme. Das Team wird sich aus dieser Lage befreien."

"Es wird auf der Strecke und in der Fabrik beweisen, dass wir die große Reputation, die wir schon immer hatten, auch wirklich verdienen", meint Bell, dessen Mannschaft unmittelbar vor dem Grand Prix in der asiatischen Großstadt den sofortigen Abgang zweier Sponsoren verkraften musste. "In gewisser Weise kam das nicht unerwartet", gesteht Teamchef Bell am Rande des Trainingstages.


Fotos: Renault, Großer Preis von Singapur


"Beide Sponsoren hätten ihr Engagement ohnehin am Jahresende beendet. Aus ihren eigenen Gründen haben sie entschieden, schon früher zu kündigen. Das war keine große Überraschung", meint Bell. "Es war eine Enttäuschung, doch das haben wir erwartet. Wir werden jetzt einfach weitermachen. Aus offensichtlichen Gründen kann ich nicht auf mögliche Konsequenzen eingehen."

Französischer Fahrer kein Muss bei Renault

Schade findet das neue Teamoberhaupt, wie sehr sich die Formel 1 in den vergangenen Jahren gewandelt hat: "Heutzutage kommt es relativ oft vor, dass du eher nach einem Gesetzbuch als nach einer Ingenieursfibel greifen musst, wenn du morgens in die Arbeit gehst", gibt Bell zu bedenken. "Das ist ein trauriges Abbild der Formel 1, aber so ist das Leben nun einmal", sagt der Renault-Teamchef.

In seiner neuen Rolle muss sich Bell möglicherweise auch sehr intensiv mit der Fahrerfrage für 2010 auseinander setzen - schließlich könnte Fernando Alonso das Team Richtung Ferrari verlassen: "Ich kann nicht kommentieren, ob Fernando im kommenden Jahr bei uns sein wird. Sicherlich können wir es uns aber nicht leisten, herumzusitzen und zu warten", stellt der nordirische Techniker heraus.

"Für den Fall, dass er wechselt, werden wir alternative Optionen abwägen. Uns geht es darum, die besten Fahrer zu bekommen. Wichtig ist nur, einen schnellen Piloten zu haben, der auch WM-Punkte einfahren kann. Renault besteht nicht auf einen Franzosen", so Bell. "Die Nationalität spielt keine Rolle. Wenn man es mit dem Siegen ernst meint, dann ist das eine absolut logische Herangehensweise."