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Bartoletti entschärft seine Kokain-Anschuldigungen

Nachdem er für seine Behauptungen viel Kritik einstecken musste, zieht der Ex-Ferrari-Teamarzt seine Kokain-Anschuldigungen zurück

(Motorsport-Total.com) - Wo Rauch ist, da ist normalerweise auch Feuer, doch im Fall der Kokain-Anschuldigungen wurden die zweifelhaften Aussagen eines ehemaligen Teamarztes von Ferrari wohl übertrieben dargestellt. Bekanntlich hatte Benigno Bartoletti behauptet, dass jeder dritte Formel-1-Pilot Kokain einnimmt, um die Leistungsfähigkeit zu steigern, doch nun relativierte er seine Statements.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Volle Konzentration auch ohne Kokain: In der Formel 1 wird nicht gekokst

"Die Person, die mich interviewt hat", erklärte er, "hat die Bedeutung dessen, was ich gesagt habe, verdreht, um eine sensationellere Story machen zu können. Ich habe nur gesagt, dass ein Dopingrisiko im Motorsport besteht. Dabei würde man sicherlich keine anabolischen Substanzen verwenden, denn das hätte überhaupt keinen Sinn. Wenn jemand dopen würde, dann am ehesten mit Substanzen, die in der Wirkung Kokain ähnlich sind."#w1#

Bartoletti: "Verdacht ohne konkrete Hinweise"

"Solche Substanzen beschleunigen für einen beschränkten Zeitraum die Reaktionsfähigkeit. Das kann eine Stunde dauern oder vielleicht zwei, aber nicht länger", erklärte Bartoletti. Er habe "lediglich Zweifel" geäußert, was die Dopingvorwürfe angeht, "einen Verdacht ohne konkrete Hinweise. Wenn diese Zweifel beseitigt werden sollen, müssen strengere Dopingkontrollen während der gesamten Saison eingeführt werden. Dann wüsste man, ob die Zweifel nur hypothetisch sind oder nicht."

Dabei gibt es - was viele nicht wissen - schon jetzt regelmäßige Dopingtests im Motorsport. Die FIA hat alleine in der vergangenen Saison mehr als 50 Proben von Fahrern genommen, die allesamt negativ ausgefallen sind. Auch Michael Schumacher wurde zweimal auf Kokain getestet, war aber jeweils sauber. Insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Bartolettis Aussagen im Dezember für einen Sturm der Entrüstung im Formel-1-Zirkus gesorgt hatten.

"Jeder Fahrer, den ich kenne, wäre mehr als glücklich darüber, zu jedem Zeitpunkt eine Dopingprobe abzugeben", erklärte etwa Mark Webber. "Die FIA führt solche Tests ja auch laufend durch. Ich selbst hätte kein Problem damit, wenn es noch mehr Dopingtests geben würde, und ich bin mir sicher, dass das auch für meine Kollegen gilt. Jedenfalls habe ich noch nie, absolut nie davon gehört, dass Kokain in der Formel 1 konsumiert wird."

Alesi kann über die Vorwürfe "nur lachen"

Auch Jean Alesi findet die Vorwürfe lächerlich: "Ich kenne 'Ben' ganz gut. Ganz ehrlich, darüber muss ich lachen! Die Formel-1-Fahrer brauchen ihr gesamtes Wahrnehmungsvermögen, um so ein Auto am Limit bewegen zu können. Da kann es auf einen Millimeter oder eine Tausendstelsekunde ankommen, das sind kritische Reaktionen. Manche Leute müssen so etwas erfinden, um wieder im Mittelpunkt zu stehen und ein Forum um sich herum zu schaffen, weil sie sonst in der Anonymität versinken würden."

Der frühere Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck hält Kokain in der Formel 1 für einen Witz: "Der Mann soll lieber selbst ein paar Tabletten kaufen, damit er sich noch richtig erinnern kann", meinte "Striezel", der kürzlich seinen 54. Geburtstag gefeiert hat. Er jedenfalls halte Drogen im Rennsport für völlig ausgeschlossen. Niki Lauda schloss sich ihm an: "Absoluter Blödsinn. Für uns war Kokain jedenfalls nie ein Thema."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit Drogen im Blut sein Auto bei diesen hohen Geschwindigkeiten noch kontrollieren kann. Ich halte das für ausgeschlossen", schloss sich der dreimalige Le-Mans-Gewinner und Klaus Ludwig den Skeptikern an. "Und wer soll denn in der Formel 1 koksen? Michael Schumacher bestimmt nicht. Das kann ich mir nie und nimmer vorstellen."