Barrichello über Familie, Freund und Feind
Rubens Barrichello hat als dienstältester aktueller Formel-1-Pilot viele Freunde im Fahrerlager, aber auch einen Intimfeind: Fernando Alonso
(Motorsport-Total.com) - Er ist meist freundlich, wirkt immer ehrlich und kann herrlich emotional sein: Rubens Barrichello hat durch so manchen Gefühlsausbruch schon für ganz besondere Momente im Motorsport gesorgt. Der Brasilianer versteht es - im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen - bestens, seine Emotionen eben nicht immer zu unterdrücken in der klinisch sauberen Formel-1-Welt. Das hat dem Brasilianer viele Sympathien und Freundschaften eingebracht.

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Motorsport im Blut, Familie im Herzen: Formel-1-Veteran Rubens Barrichello
"Auf jeden Fall. Ich habe viele Freunde. Einer der besten ist zum Beispiel David Coulthard. Mit ihm fuhr ich schon zusammen in der Formel 3", beschrieb Barrichello gegenüber der 'Schweriner Volkszeitung'. "Robert Kubica und Giancarlo Fisichella sind auch Freunde. Alonso gehört allerdings definitiv nicht dazu", brachte der 35-Jährige seine Abneigung gegen den zweifachen Weltmeister deutlich zum Ausdruck. Woher diese Fehde rührt, wollte Barrichello nicht näher erläutern.#w1#
Das schwere Erbe von Aytron Senna
Beim Großen Preis der Türkei im Mai in Istanbul wird Barrichello zum alleinigen Rekordhalter bezüglich der Anzahl von Rennstarts. Mit dann 257 Grands Prix wird er den alten Rekord von Riccardo Patrese übertreffen. "Ich war 20 Jahre alt, als ich in die Formel 1 kam und gerade 22 Jahre, als Ayrton Senna starb. Alles passierte so schnell. Meine Zeit bei Jordan war sehr hart mit diesen Belastungen im Rücken, aber als ich 1997 bei Stewart startete, ging es viel besser und ich hatte keine Probleme mehr damit."
Die gewaltige Erwartungshaltung der brasilianischen Formel-1-Fans hatte sich nach dem Tod des Idols auf den jungen "Rubinho" fokussiert. Mittlerweile ist er der Veteran und blickt auf die Jugend in der Königsklasse, zum Beispiel auf die fünf Starter aus Deutschland: "Ich halte sie für sehr kompetent und wettbewerbsfähig. Sie haben nur ein Problem: Sie werden bei allem, was sie tun, mit Michael Schumacher verglichen. Das ist nicht gut. Wir sollten sie ihre eigene Karriere machen lassen." Barrichello bescheinigte dem gesamten deutschen Formel-1-Quintett viel Potenzial für die Zukunft.
Bei seinem Besuch der Leipziger Messe konnte sich der brasilianische Star von den hiesigen Autobahnen ohne Tempolimit kaum losreißen: "Das ist das Beste, was Deutschland zu bieten hat. Ich habe das Gefühl, dass die Leute ziemlich egoistisch sind und zum Beispiel ständig links fahren. Das ist eigentlich das einzige Problem, das ich auf der Straße habe."
Die Liebe zur Familie
Er selbst fahre zwar etwas zügig, allerdings nur, wenn er allein im Auto sei. Sobald die Familie mit an Bord ist, wird anständig gefahren. Die beiden jungen Söhne begeben sich langsam schon auf die Spuren des Vaters: "Schön wäre es, wenn sie überhaupt die sportliche Schiene einschlagen, das prägt den kompletten Menschen. Ich habe zum Beispiel noch nie in meinem Leben Drogen gesehen, ich denke vor allem auch, weil ich mich auf den Sport konzentrierte."
Das Benzin im Blut hat Barrichello offensichtlich mindestens zum Teil vererbt: "Mein älterer Sohn Edoardo ist jetzt sechs und fährt bereits Kart. Ich weiß nicht, ob er das macht, weil sein Vater es tut oder ob er das selber will. Parallel spielt er auch gern Fußball und Tennis", berichtete der stolze Vater, der sich immer wieder bemüht, möglichst viel Zeit mit der Familie verbringen zu können - was allerdings aufgrund der vielen Reisen im Rahmen der Formel 1 nicht immer einfach ist.
"Sie wissen, dass ich etwas mache, das ich sehr liebe. Es gibt nur eins, was ich noch mehr liebe: Das sind sie, die Familie. Tagsüber bin ich beim Motorsport, aber abends wissen sie, dass ich viel lieber bei ihnen bin", sagte der 35-Jährige und räumte sofort auch mit dem Vorurteil auf, dass Väter langsamere Formel-1-Fahrer seien: "Vielmehr fahre ich schneller, seitdem ich Vater geworden bin, weil ich einfach viel glücklicher bin und mich also nicht runterbremsen lasse."

