• 18.07.2002 08:35

  • von Marcus Kollmann

Barrichello: Nur Siege zählen

Der Brasilianer vor dem Frankreich-Grand Prix über die Bedeutung von Siegen und Platz 2 in der WM und das bevorstehende Rennen

(Motorsport-Total.com) - Während Luca Badoer, Luciano Burti und Michael Schumacher in der Woche nach dem Großen Preis von Großbritannien noch einmal ausführlich testeten, hatte Rubens Barrichello die Möglichkeit sich vor dem elften WM-Lauf etwas zu erholen. "Ich habe etwas ausgespannt, jedoch stand ich täglich in Kontakt mit dem Team, um herauszufinden wie es voran geht. Bei Ferrari stehen die Räder nie still, auch nicht obwohl wir uns dieses Jahr so gut schlagen. Die Autos werden durch die regelmäßigen Testfahrten immer besser. Die beiden Testfahrer leisteten fantastische Arbeit und Michael fuhr in Fiorano. All das hilft uns schon in Hinblick auf die kommende Saison. Wenn man ein Auto hat das schon jetzt fantastisch gut ist, dann spornt einen das für die Zukunft noch stärker an. Ich glaube an Ferrari, dass sie mir wieder beweisen werden, dass sie ein Auto produzieren können das immer schneller und schneller wird. Es liegt in ihren Händen und ich muss mich einfach auf das Fahren konzentrieren", schildert der gegenwärtig mit 32 WM-Punkten auf Platz 2 in der Weltmeisterschaft liegende Pilot.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Barrichello will noch ein paar Mal in diesem Jahr jubeln können

Da sein Teamkollege schon in Magny-Cours Weltmeister werden kann, und wenn dort nicht dann eine Woche später auf dem Hockenheimring, ist natürlich auch das Interesse am Team in diesen Tagen besonders groß. Doch Druck verspürt Barrichello selbst nicht: "Nein, ich kann nicht sagen, dass ich mich deshalb unter Druck gesetzt fühle. Die Leute sagen, dass Magny-Cours mein Rennen sein sollte, denn Michael möchte gerne in Deutschland den Titel holen, doch meiner Meinung nach ist das totaler Blödsinn. Es ist doch so: In der Formel 1 gewinnt man, wenn man dazu die Chance hat. Wir wissen von den bei den Tests erzielten Ergebnissen, dass wir dieses Wochenende in Frankreich konkurrenzfähig sein werden. Aus dem letzten Jahr wissen wir aber auch, dass die Michelin-Reifen, die unsere Konkurrenten einsetzen, sehr wettbewerbsfähig waren, weshalb wir unsere Arbeit einfach so gut wie möglich machen und dann schauen müssen was für ein Ergebnis herausspringt. Wir können es uns nicht leisten, dort hinzureisen und unsere Gedanken an die Weltmeisterschaft zu verschwenden. Wir müssen uns darauf konzentrieren weitere Rennen zu gewinnen", sagt "Rubhino", der die Scuderia mit seiner Aussage anspornen möchte.

Rennen zu gewinnen wichtiger als Vizeweltmeistertitel

Für viele Motorsportfans ist es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis die "Roten" beide Weltmeisterschaftstitel sicher haben. Und da es keinen Zweifel daran gibt, dass man in Maranello auch am Ende der diesjährigen Saison wieder allen Grund zur Freude haben wird, glauben viele, dass der Gewinn des Vizetitels durch Barrichello in den Fokus der Scuderia rücken wird nachdem Schumacher und das Team ihre Weltmeistertitel verteidigt haben. Barrichello denkt da jedoch etwas anders: "Für mich", sagt er, "ist es wichtiger Rennen zu gewinnen. Das befriedigt mich mehr als der Gedanke am Ende Platz 2 in der Meisterschaft zu belegen. Wenn man sich selbst vornimmt Zweiter in der WM zu werden, dann ist das nicht gut genug. Als Rennfahrer sehe ich jedes Rennen isoliert und ich versuche so viele wie möglich zu gewinnen. Wenn ich dann am Ende der Saison Zweiter werde, dann ist das aber auch schön."

Zweikämpfe zwischen "Rubhino" und "Schumi" nach dem Titelgewinn sind ausgeschlossen

Der Wunsch vieler Fans, dass sich die beiden Ferrari-Piloten nach dem Gewinn von Schumachers fünftem Titel auf der Rennstrecke bis aufs Äußerte bekämpfen werden, wird aber ein unerfüllter Traum bleiben: "Meine Renntaktiken verändern sich auch dann nicht, wenn Michael Weltmeister geworden ist. Deshalb glaube ich nicht, dass wir je einen riskanten Kampf zwischen den Teamkollegen sehen werden. So etwas gab es in der Vergangenheit schon in anderen Teams, wo sich die Piloten darauf verständigten, dass derjenige der in der ersten Kurve vor ist auch das Rennen gewinnen wird. Teamkollegen sollten fair gegeneinander fahren, ohne Risiken einzugehen. Man kämpft nie so erbittert mit dem eigenen Stallgefährten wie man es tut wenn man sich mit anderen Piloten im Zweikampf befindet", schließt Barrichello grundsätzlich sicher der Spannung dienliche interne Duelle auf der Rennstrecke aus.

Barrichello: "Ich mag Magny-Cours"

Doch deshalb muss die Weltmeisterschaft nicht grundsätzlich langweilig werden. So lange Michael Schumacher noch nicht zum fünften Mal Weltmeister geworden ist, besteht jedenfalls kein Grund den Ausbruch totaler Langeweile zu befürchten. Ein Ausfall des Deutschen hier, die Überlegenheit der Michelin-bereiften Konkurrenz da und schon zögert sich der Gewinn der WM heraus. In Frankreich dürfte es ganz sicher ein interessantes Wochenende werden. Barrichello, der in den letzten drei Jahren immer als Dritter die Ziellinie überquerte, freut sich jedenfalls schon auf Magny-Cours: "Ich mag die Strecke, denn es gibt ein paar Stellen wo man überholen kann. Magny-Cours ist ja für seinen glatten Asphalt bekann. Dadurch kann man das Auto besser abstimmen. Dennoch erfordert die Strecke in punkto Aerodynamik und mechanischem Grip eine gute Abstimmung. Aus technischer Sicht ist das interessant. Ein zu beachtender Aspekt ist, dass es einen Bereich gibt der wie Barcelona ist, er reagiert sehr stark auf Temperaturveränderungen. So könnte es sein, dass man im Freien Training am Vormittag schneller unterwegs ist als später in der Qualifikation. Das macht es etwas schwierig, denn man muss sicherstellen, zu jeder Zeit zu verstehen, weshalb das Auto so reagiert. Es sollte ein sehr interessantes Rennwochenende werden."