• 13.01.2005 13:59

Barrichello: "Müssen noch viel lernen"

Rubens Barrichello über seine Zeit bei Ferrari, die Herausforderungen der Regeländerungen, Michael Schumacher und die Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie würdest du deine bisherige Ferrari-Karriere zusammenfassen wollen?"
Rubens Barrichello: "Zu Beginn war es extrem schwer, da ich mich erst an das Team gewöhnen musste. Aber ich bin stolz auf das, was ich im Ferrari-Team erreichen konnte, was ich mit dem Auto, den Ingenieuren und den Mechanikern gleistet habe. Insgesamt war es eine positive Erfahrung. Daher bin ich auch froh, dass ich für zwei weitere Jahre unterschrieben habe. Ich freue mich darauf, in die neue Saison zu starten. Ich bin aufgeladen. Ab dem 20. Januar werde ich in Barcelona wieder im Auto sitzen."

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello freut sich auf einer weitere Ferrari-Saison

Frage: "Du bist im Dezember in Jerez schon ein Auto gefahren, das an die Regeln der Saison 2005 angepasst war. Wie war dein Eindruck dabei?"
Barrichello: "Anders. Wir müssen dieses Auto erst kennen lernen. Ich habe erst eine frühe Version getestet. Es rutscht mehr, durch die neuen Regeln ist es etwas anders zu fahren. Aber Spaß macht das noch immer. Etwas an Bremskraft ging verloren, und in langsamen Kurven ist es langsamer. Die Tests in der kommenden Woche in Barcelona werden extrem wichtig werden."#w1#

Frage: "Am Montag steht auch noch etwas Besonderes an, oder?"
Barrichello: "Am Montag werden wir mit Michael Schumacher, Jean Todt und einer kleinen Ferrari-Gruppe den Vatikan besuchen. Es war schon immer mein Traum, den Papst zu treffen. Ich bin also besonders stolz."

Neue Regeln erfordern andere Arbeitsweisen

Frage: "In den vergangenen Jahren gab es immer viele Boxenstopps, die Teams haben die Fahrer angetrieben. Wird das in diesem Jahr anders sein? Werden die Teams den Fahrern andere Anweisungen geben, da man das Rennen ja mit einem Reifensatz fahren muss?"
Barrichello: "Das müssen wir noch lernen. Ich denke nicht, dass wir das Auto so fahren können wie im vergangenen Jahr. Wenn man sich jetzt einen Bremsplatten einfährt, dann ist es eigentlich schon gelaufen. In Monza könnte das beispielsweise gefährlich werden. Wir müssen also im Rennen entscheiden, ob wir angreifen oder nicht. Was aber die Reifen angeht, so war ich mit den Pneus, die Bridgestone Ende des vergangenen Jahres nach Jerez brachte, sehr zufrieden. Diese waren schon jetzt ein großer Schritt nach vorne. Für müssen unsere Köpfe womöglich stärker benutzen als unsere Füße."

Frage: "Du bist viele Grands Prix gefahren, hast einige Saisons absolviert. Bist du nicht sauer, wenn du immer wieder darauf angesprochen wirst, ob du nun die Nummer eins oder zwei im Team bist?"
Barrichello: "Was kann ich dazu sagen? Ich bin immer da, bringe mich voll ein. Wenn ich eines Tages denken werde, dass ich Michael nie schlagen kann, dann werde ich nicht in der Formel 1 bleiben, dann würde die Motivation, der Beste zu sein, weg sein. Ich habe diese Motivation aber noch. Und wann das eintreten wird, das wissen wir nicht. Es wird von meiner Arbeit abhängen, von dem, was ich kann, und auch davon, wie wir uns an die neuen Regeln anpassen werden. Aber das sind alles nur Worte. Ich muss einfach nur den rechten Fuß durchdrücken, meinen Kopf benutzen und so ruhig bleiben, wie ich es in Brasilien war. Ich war wirklich zufrieden, dass ich da ruhig geblieben bin, denn ich wollte das Auto einfach fahren, weil ich liebe, was ich mache. Ich habe ein großartiges Team hinter mir. Ich bin glücklich, dass ich mit Michael im gleichen Team bin, wir treiben uns gegenseitig an."

McLaren-Mercedes als großer Herausforderer

Frage: "Wer wird in diesem Jahr dein größter Gegner sein?"
Barrichello: "Das ist schwer zu sagen. In Jerez, als ich testete, waren viele noch mit 2004-er Autos unterwegs. Da kann man schwer eine Aussage treffen. Ich schätze, dass McLaren zu Beginn sehr stark sein wird, sie werden sicherlich früh Siege einfahren wollen. Den Rest kann man nur schwer einschätzen. BAR hatte ein fantastisches Jahr. Honda kann das sicher fortsetzen, aber wer weiß, ob das Auto gut genug ist. Es ist alles noch unklar. Noch sind es zwei Monate, bis wir nach Melbourne fahren."

Frage: "Was denkst du über Nick Heidfeld? Ist er stark genug, damit er um den Titel kämpfen kann? Hat er schon unterschrieben?"
Barrichello: "Ich habe gehört, dass er noch mit Antonio Pizzonia darum kämpft. Ich denke, dass Heidfeld ein sehr guter Fahrer ist. Er hätte es verdient, in der Formel 1 zu sein, das ist sicher. Wir haben schon in der Formel 3000, als er Meister wurde, gesehen, dass er ein guter Fahrer ist. Er verhält sich auf der Strecke gut, daher wäre es schön, wenn er in der Formel 1 bleibt. Ich bin natürlich auch ein Freund der Brasilianer. Sie sind beide sehr talentiert, daher hoffe ich, dass auch beide in der Formel 1 einen Job finden werden."

Stabilität als Erfolgsgarant

Frage: "Nur Ferrari und BAR haben ihre Fahrerpaarungen unverändert gelassen. Was denkst du, welches Team hatte bei den vielen Wechseln das glücklichste Händchen?"
Barrichello: "Wenn ein Team mit den Fahrern zufrieden ist, dann ist es einfach, an ihnen festzuhalten. Dann kann das Team das Auto auch besser weiterentwickeln. Wenn man beide Fahrer wechselt, dann muss alles neu entstehen. Es wird zum Beispiel schwierig, wenn man einen Fahrer hatte, der Untersteuern mochte, und nun kommt ein neuer, der Übersteuern mag. Die, die ihre Fahrer behalten haben, haben es also am besten gemacht. Das heißt aber nicht, dass man am Ende auch die besten Ergebnisse einfahren wird. Wir bei Ferrari haben ein wirklich gutes Team. Wir müssen nichts Neues erfinden. Wir arbeiten einfach an den Problemen. In Jerez habe ich gesehen, was am Auto noch notendig ist. Jetzt werden wir in Barcelona schon wieder einen Schritt weiter sein. Ein neuer Fahrer wird sagen, dass er einen weiteren Tag braucht, um sich an das Auto zu gewöhnen. So wird das Weiterentwickeln des Autos schwieriger, wenn man die Fahrer wechselt."

Frage: "Könnte es sogar ein Vorteil sein, in den ersten Rennen eine weiterentwickelte Version des Vorjahresautos einzusetzen?"
Barrichello: "Das hängt von unserer Leistung im Vergleich mit den anderen ab. Hoffen wir, dass das genügt, um weiterhin vorn zu stehen. Ich denke, es ist ein Vorteil, denn ich kenne das Auto und so haben wir Zeit, in Ruhe am neuen Auto zu arbeiten. Im vergangenen Jahr hatten wir zwar keine Probleme, aber wir kämpften mit dem schlechten Wetter. Da kamen wir in Melbourne mit einem Auto an, das wir kaum kannten. Das wird in diesem Jahr nicht passieren."