• 12.10.2003 11:40

Barrichello: "Manchmal ist es neben Michael schwer"

Rubens Barrichello über ein schwieriges Rennen mit haarigen Momenten und seine Rolle im erfolgreichsten Formel-1-Team

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du hast dieses Rennen gewonnen und zwar von der Pole Position aus. Aber es war in den ersten Runden ein schwieriges Rennen, oder?"
Rubens Barrichello: "Es war sehr schwierig, denn wir hatten eine Situation, die meiner Meinung nach den Gegnern geholfen hat. Es war nicht feucht aber in einigen Kurven war etwas Wasser auf der Strecke. In der Löffelkurve, wo mich Montoya in den ersten Runden überholen konnte, lag mein Auto sehr unruhig, es war schwer, es unter Kontrolle zu halten und ich habe es in der ersten Runde fast verloren. Es war schwierig und ich betete, dass es nicht regnen würde, weil dies für unsere Gegner gut sein würde ? auch wenn jeder weiß, dass ich Regen eigentlich mag."

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello: Verdienter Sieg nach einem schwierigen Rennen

"Ich habe im Prinzip das ganze Rennen gekämpft, hoffte, dass es nicht regnen würde. Hinzu kam die Tatsache, dass mein Helmvisier ziemlich beschlagen war und bei jedem Boxenstopp mussten sie es putzen, damit es offen bleibt, denn das machte die ganze Sache schwierig. Ich musste meine Konzentration aufrechterhalten und ich machte bis zur letzten Runde Druck, denn ich wusste, dass sie drei Sekunden pro Runde auf mich aufholen könnten, wenn es regnen sollte. Deshalb habe ich bis zum Schluss gepusht."

"Ich bin ein stolzer Mensch"

Frage: "Für Ferrari ist es ein großartiger Tag, Michael hat seinen sechsten Fahrertitel geholt und dies ist der fünfte Konstrukteurstitel für Ferrari in Folge, da bist du ein Teil davon."
Barrichello: "Ich bin so stolz darauf, auch wenn es Michael ist, der in all den Jahren auch seinen Beitrag zu den Konstrukteurstiteln geleistet hat. Ich war auch dabei, vier Mal in Folge habe ich zusammen mit Ferrari diesen Titel gewonnen und diesen Sieg zu holen ? denn ich denke, Suzuka ist definitiv ein Fahrerkurs ? macht mich zu einem stolzen Menschen."

"Dachte, dass alles in einer Runde vorbei sein könnte"

Frage: "Du hattest nur zwei Leute, die dir heute einen schweren Tag bescherten, Juan-Pablo zu Beginn und dann auch noch Fernando Alonso. Wie schwer war das Rennen für dich?"
Barrichello: "Ich hatte das ganze Rennen über eine schwere Zeit. Auch wenn ich 15 Sekunden vor Kimi oder manchmal vor David lag, hatte ich das Gefühl, dass alles in nur einer Runde vorbei sein kann, wenn es regnen sollte, aus diesem Grund musste ich pushen. Gegen Ende haben wir Tempo rausgenommen, um auf Nummer sich zu gehen, aber selbst da wollte ich hohe 34er-Zeiten fahren, denn wenn es in der letzten Runde regnen würde, so wäre dies in Ordnung, wenn es jedoch fünf Runden vor Ende geregnet hätte, hätten wir vielleicht ein Problem gehabt. Wenn es genügend geregnet hätte, hätte jeder an die Box kommen müssen, wenn wir aber alle auf der Strecke geblieben wären, hätte ich ein Problem bekommen."

Mehr als nur ein haariger Moment?

"Zu Beginn hatte ich ein Problem die Reifen auf Temperatur zu bekommen und beim Durchfahren durch Kurve 12 in Richtung Löffelkurve war es leicht feucht, besonders für unsere Reifen, ich rutschte weg und musste zurückstecken, Juan-Pablo ging nach außen und überholte mich. Er war in den ersten drei oder vier Runden sehr schnell, aber dann holte ich etwas auf. Dann beschlug mein Helmvisier komplett, ich konnte nichts mehr sehen und hatte ein Problem, als jemand mit einem Motorschaden Öl auf der Strecke verteilte. Ich flog beinahe ab und Alonso schnappte mich. Der erste Rennabschnitt und der Beginn des zweiten waren aus diesem Grund sehr aufregend. Danach konnte ich mein Tempo gehen und konzentrierte mich auf die Rennstrecke."

Frage: "Und Alonso war direkt hinter dir?"
Barrichello: "Nun, dank des Ferrari-Motors waren wir auf der Geraden sehr schnell und darauf habe ich mich grundsätzlich verlassen. Er hatte aus Kurve 16 heraus eine fantastische Traktion, aber ich konnte ihn hinter ihn halten und das ohne Probleme."

"Manchmal macht es das Leben schwer, Teamkollege von Michael zu sein"

Frage: "Du hast heute deinem Team beim Gewinn der Konstrukteursweltmeisterschaft geholfen und auch dein Teamkollege hat Geschichte geschrieben. Erzähle uns doch ein paar Worte über deine Leistung, die des Teams und die deines Teamkollegen."
Barrichello: "Nun, ich denke, dass ich einen der härtesten Jobs hatte, nicht weil ich hier vor den Kameraleuten und Journalisten sitze, aber manchmal macht es das Leben schwer, Teamkollege von Michael zu sein, was die Leute schreiben oder was die Leute sagen. Ich bin stolz darauf, was ich dieses Jahr erreicht habe. Dennoch habe ich nicht so viele Punkte geholt wie letztes Jahr und auch nicht die gleiche Position erzielt wie letztes Jahr. Dennoch war es meiner Meinung nach ein viel besseres Jahr für mich, ich war konkurrenzfähiger."

"Ich war die ganze Zeit vorne dabei und ich denke, dass ich einen Schritt nach vorne gemacht habe. Das war wirklich gut und das Team hat einen fantastischen Job gemacht um beide Autos mit der Zuverlässigkeit und der Geschwindigkeit auszurüsten, die wir hatten. Meine Ingenieure und meine Mechaniker waren alle sehr gut und ich denke, dass jeder Stolz auf das Erreichte sein kann. Es ist das vierte Jahr in Folge, in dem ich Teil jenes Teams bin, das eine Menge gewonnen hat."

"Es scheint als würde er alle Rekorde schlagen"

Frage: "Was sagst du über die Leistung von Michael? Er hat sechs WM-Titel und 70 Siege geholt ? das ist eine unglaubliche Leistung, oder?"
Barrichello: "Das ist es. Ich denke, dass wir niemals Fahrer miteinander vergleichen können und ich denke, dass es nicht möglich ist, Michael mit Fangio, Senna oder wem auch immer zu vergleichen. Aber er hat mit viel Erreichtem Geschichte geschrieben und es scheint so zu sein, als würde er alle Rekorde schlagen. Bei dem Rekord der meisten Poles dachte jeder vor drei Jahren, dass er so weit weg ist, aber ich glaube, dass er nicht so weit weg ist. Das ist schon eine tolle Leistung."