Barrichello: "Ich glaube überhaupt nicht an Pech"
Der Ferrari-Pilot über sein Heimrennen, den 'CRB'-Entscheid, Silverstone, das Reglement 2005 und seine Familienmomente
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Dies ist dein Heimrennen, wie gehst du es an?"
Barrichello: "Nun, zunächst einmal bin ich sehr glücklich für Ricardo (Zonta), dass er hier ist. Als sie (Toyota) sagten, dass Jarno (Trulli) in das Team kommt, dann war das wohl eine schöne Angelegenheit für Toyota aber da Ricardo die Möglichkeit hatte, an ein paar Grands Prix teilzunehmen, ist es schön, dass er hier dabei ist."

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Barrichello erwartet von Schumacher keine "Geschenke"
"Was mich angeht, so ist es für gewöhnlich immer ein guter Grand Prix, aber es gab auch Druck. In allen Phasen, die ich in meinem Leben durchgemacht habe, habe ich besonders nach meiner Zeit bei Jordan meine Einstellung verändern müssen und ich musste die Emotionen bei allem, was ich tat, außen vor lassen. Ich habe sogar mit einem unserer italienischen Freunde herumgealbert, dass man nicht glauben sollte, dass ich das Rennen wieder nicht beende, nur deshalb, weil ich die letzten zehn Rennen (hier) nicht beendet habe. Ich muss mich an die guten Zeiten erinnern. Ich glaube überhaupt nicht an Pech."#w1#
"Das Wochenende ist aus diesem Grund einfach nur schön. Ich habe eine Menge Arbeit zu erledigen. Ich habe eine Menge Zeit mit der Presse verbracht. Dies ist vielleicht sogar das erste Mal, dass ich in Englisch spreche. Ich habe eine Pressekonferenz erst vor fünf Minuten in Portugiesisch beendet. Aber es ist ein gutes Rennen. Es ist eines, das ich genieße und es ist ein Rennen, bei dem ich nach einem Arbeitstag nach Hause gehen kann und in meinem Bett schlafen kann. Das ist einfach so gut."
Barrichello rechnet nicht mit Regen
Frage: "Du bist von hier, also wie wird das Wetter? Ich habe gehört, dass es ziemlich interessant werden könnte..."
Barrichello: "Es ist kälter als in der letzten Woche. Weißt du, das brasilianische Wetter kann ziemlich witzig sein. Es ist so schwierig, es genau zu wissen. Ich denke nicht, dass wir am Sonntag Regen haben werden, aber alles kann passieren. Ich denke, dass wir die ganze Zeit über am Wochenende heißes Wetter haben werden, manchmal haben wir im Verlauf des Wochenendes Regen, aus diesem Grund sehe ich jetzt einfach das Gegenteil. Wir haben nun schlechtes Wetter gesehen und vielleicht wird es besser. Aber ich sage das aus dem Bauch heraus, ich habe keinerlei Informationen."
Frage: "Ich habe gehört, dass du und Michael jeweils ein Tor geschossen habt, als ihr gestern Fußball gespielt habt..."
Barrichello: "Ich habe ein Tor geschossen und Michael verwandelte einen Elfmeter, das ist schon ein ziemlicher Unterschied... (Gelächter). Da sucht man sich nur eine Seite raus und schießt."
Frage: "Du hast also das Gefühl, dass du im Moment um eines in Führung liegst?"
Barrichello: "Exakt. Auch wenn sie im Moment sagen, dass ich im Abseits stand und so weiter. Das ist etwas, das manchmal passiert, wenn man ein guter Spieler ist und gut punktet, das passiert in Brasilien. (Gelächter)."
Barrichello erwartet keine Geschenke
Frage: "Erwartest du bei diesem Rennen irgendwelche Geschenke von Michael?"
Barrichello: "Nein, überhaupt nicht. Um ehrlich zu sein, wenn man eine Art von Freund dabei hat..., da ist das so wie mit Ricardo, Montoya, Alonso und so weiter. Auf welchem Platz er auch immer fährt, man hofft, dass er gut abschneidet. Es wäre sehr schön für Sato gewesen, in Japan auf dem Podium ins Ziel zu kommen. Ich denke, das ist dasselbe. Im Innersten seines Herzens will Michael, dass ich hier gut abschneide, aber wenn er entscheiden müsste, ob er gewinnen oder mich gewinnen lassen solle, dann bin ich mir sicher, dass er sich für sich selbst entscheidet."
"Ich erwarte aus diesem Grund keine Geschenke, ich möchte keinerlei Geschenke, ich fühle mich so gut wie immer. Ich habe das Glück, dass ich in einem konkurrenzfähigen Auto sitzen kann. Ich fühle mich einfach gut und ich werde morgen einfach den ersten Gang einlegen, meine Leute sehen und es versuchen. Für mich ist es eine schöne Strecke. Ich denke, dass es in Bezug auf das Überholen die Beste ist."
"Ich habe gehört, dass sie etwas am Asphalt gearbeitet haben, aber sie haben nicht das Ergebnis erzielt, das wir uns erwartet haben, vielleicht werden wir morgen tatsächlich sagen, dass die Strecke wie immer ein wenig uneben ist. Das macht keinen Unterschied aus, ich fühle mich gut, meine Stimmung ist gut. Kann ich dieses Mal gewinnen? Ich weiß es nicht und das juckt mich auch nicht. Wir werden das am Sonntagnachmittag sehen. Es wird sehr von mir und dem Team abhängen, das sich so viel Mühe gegeben hat, um mir die beste Chance dazu zu geben."
Barrichello hätte an Buttons Stelle anders gehandelt
Frage: "Wir haben die Situation, dass das 'CRB' entschieden hat, dass Jenson Button kommendes Jahr für BAR fahren muss, obwohl er schon gesagt hat, dass er für Williams fahren möchte. Wie beeinflusst das einen Fahrer, versetze dich einmal in seine Position, was würdest du nun fühlen?"
Barrichello: "Zunächst hätte ich das Thema hinter verschlossenen Türen aus der Welt geschafft. Ich hätte der Presse nicht erzählt, was ich machen möchte, bevor etwas an die Öffentlichkeit gedrungen ist, denn das hätte es für mich viel einfacher gestaltet. Zum zweiten denke ich, dass es sehr schwierig ist, für ein Team zu fahren, wenn man für ein anderes fahren möchte. Das ist so, als würde man eine Freundin haben, die man nicht mehr haben möchte, weil man eine andere haben möchte. Was tust du dann? Ich möchte die eine küssen, aber diese eine bleibt bei mir. Das ist schon eine schwierige Situation."
Zonta verdient laut Barrichello einen Platz in der Formel 1
Frage: "Du bist der älteste Fahrer der drei Brasilianer. Was denkst du über die anderen beiden, Ricardo und Felipe?"
Barrichello: "Ich habe schon immer gesagt, dass ich nicht glaube, dass Ricardo eine Chance hatte, bei BAR zu fahren. Ich denke, dass dort zu viel Druck herrschte und vielleicht war dort die Zeit mit Jacques alles andere als gut. Als ich ihn in Spa hinter mir sah, wie er Druck auf mich ausübte, da wollte ich meine Position verteidigen, aber als ich den Rauch sah, da wünschte ich wirklich, dass es nicht er war, denn er verdiente dort Punkte und ich denke, dass er in der Formel 1 Punkte verdient. Es war einfach schade, dass sich der Motor in Rauch auflöste. Aber ich denke, dass er einen Platz in der Formel 1 verdient und die Leute sollten ihn ein wenig ernster nehmen."
"Was Felipe angeht, so ist er bei Ferrari sehr gereift. Er hatte in dieser Saison zusammen mit Giancarlo noch eine Saison mit Aufs und Abs. Was den Speed angeht so denke ich, dass er ziemlich gut mit Giancarlo mithalten kann. Was die reinen Ergebnisse angeht, so war es aufgrund der ganzen Probleme, die er hatte, ein wenig schwierig. Aber er verfügt über das Talent, wenn er ein gutes Setup in Bezug auf sein Mindmanagement und seine Fortschritte hat. Er muss einfach so weitermachen, er wird ein gutes Jahr haben und vielleicht kann er in der Zukunft auch Rennen gewinnen."
Frage: "Hast du Felipe geholfen, als er vergangenes Jahr bei Ferrari war?"
Barrichello: "So viel, wie ich konnte. Wir hatten auch Burti im Team. Ich hatte versucht, Luciano in das Team zu bekommen, da er ein guter Testfahrer war, er war ein guter Fahrer, es war aus diesem Grund gut für ihn, im Team zu sein. Und es war schön, Felipe dort zu haben, denn er ist ein junges Talent, man versucht immer herauszufinden, was Leute in deinem Auto tun können. Er ist natürlich ziemlich jung, als er kam, da versuchte er die ganze Zeit über zu lernen. Alle Dinge, die er mich fragte, konnte ich beantworten, das war kein Problem."
Silverstone soll im Kalender bleiben
Frage: "Dies ist eine deiner Heimstrecken, Silverstone könnte keinen weiteren Großen Preis von Großbritannien austragen. Was denkst du darüber?"
Barrichello: "Nun, die Kommentare sind bei allen die gleichen. Ich denke, es ist einfach eine Schande. Es gibt eine Menge Strecken, die wir aus dem Kalender nehmen sollten, um ehrlich zu sein. Ich werde sie nicht aufzählen, das wäre schlecht, aber Silverstone ist keine von ihnen. Ob es ein politisches oder ein finanzielles Problem gibt, weiß ich nicht, aber es ist schade. Es ist ein Kurs, der fantastisch zu fahren ist und mir würde es sehr Leid tun, zum ersten Mal in meinem Leben England nicht zu besuchen."
Barrichello ist gegen die Ein-Reifen-Regel
Frage: "Hattest du eine Möglichkeit gehabt, neue Teile für 2005 zu testen und wie denkst du, wird das Auto mit den neuen Regeln sein?"
Barrichello: "Ich gehe sicherlich davon aus, dass die Autos langsamer werden, aber wir versuchen uns gut vorzubereiten, um alles zurück zu gewinnen, was wir durch die neuen Regeln verlieren. Der Hauptfaktor wird im kommenden Jahr die Tatsache sein, dass wir einen Reifen für das ganze Wochenende haben werden. Ich denke nicht, dass die Formel 1 in irgendeiner Form darauf vorbereitet ist. Ich denke nicht, dass es gut ist."
"Mir tut es Leid, dass ich diesbezüglich so direkt bin, aber als ich ein Kartfahrer war, da habe ich nicht davon geträumt, dass ich in der Formel 1 auf einem Reifen fahre. Die Reifenhersteller wollen Rennen gewinnen und sie werden alles an das Limit bringen, um schnell und zuverlässig zu sein. Aber vielleicht könnte jemand darunter leiden, bei den Tests oder an etwas anderem. Auch wenn ich daran glaube, dass wir es mit Bridgestone schaffen können, könnte das kommende Jahr ein wenig zu früh dafür sein und ich mache mir ein wenig Sorgen in Bezug auf die Sicherheit."
"Ich bin aus diesem Grund nicht für die Ein-Reifen-Regel. Ich bin für die Motoren-Regel, der Motor scheint ziemlich gut zu gehen und zwei Rennen scheinen in Ordnung zu sein und wenn man einen Motorschaden hat, dann muss man den Motor wechseln und verliert zehn Positionen. Das sorgt in der Formel 1 für eine bessere Show. Das ist in Ordnung, aber ein Reifen... Ich bin es gewohnt, im Go-Kart mit einem Reifen im Jahr zu fahren, weil ich nicht das Geld habe (Gelächter), aber das ist eine komplett andere Angelegenheit."
Barrichello rechnet mit McLaren
Frage: "Wer denkst du werden deine Gegner in diesem Jahr in Sao Paulo sein? Wird Fernando Alonso einer von ihnen sein?"
Barrichello: "Ich denke, dass er das sein könnte. Ich glaube, dass BAR sehr stark sein wird. Wir haben einen Kurs, auf dem es sehr auf die Aerodynamik aber auch auf die Leistung des Motors den Anstieg hinauf ankommt. In der Vergangenheit war Renault ziemlich stark. Ich glaube, dass sie im letzten Jahr ein wenig stärker waren im Vergleich zu fast allen anderen Rennen. In diesem Jahr hatten sie eine Saison mit Aufs und Abs, es ist aus diesem Grund schwierig zu sagen, ob Fernando bei der Musik sein wird. Ich sage voraus, dass McLaren hier ziemlich stark sein wird aufgrund von dem, was ich bisher von der Aerodynamik gesehen habe. Ich denke, dass sie ein schnelles Auto haben, was die Geschwindigkeit in den Kurven angeht und so weiter. Ich sage deshalb voraus, dass sie sehr stark sein werden."
"Auch Williams hatte eine schwierige Saison. Sie hatten die ganze Zeit über Aufs und Abs, aber viele Male waren sie in der Qualifikation konkurrenzfähig, nicht jedoch am Renntag. Ich schreibe keines der anderen Teams ab, vielleicht kann Toyota in der Qualifikation in die Top acht kommen, vielleicht haben sie im Rennen einen guten Speed, so wie sie das viele Male in der Vergangenheit gezeigt haben, was ich hoffe, aber das sage ich nicht, weil ich damit sagen will, dass McLaren oder Williams definitiv außen vor bleiben oder Renault definitiv außen vor bleibt. So ist es nicht. Ich würde sagen, dass McLaren der Hauptgegner werden könnte, der Rest wird immer stark sein. Interlagos ist eine Strecke, auf der wir in der Vergangenheit die ersten sechs innerhalb von nur 0,3 Sekunden gesehen haben, es könnte also das halbe Feld sein, das ein gutes Wochenende haben wird."
Barrichello ist für mehr Rennen
Frage: "Es könnte kommendes Jahr 19 Rennen geben, wie sehr würde das aus Sicht des Teams das Personal belasten?"
Barrichello: "Ich persönlich mag diese Idee, denn die härteste Zeit sind für uns die Testfahrten. Es ist hart, wenn man das Rennen am Sonntag beendet und direkt nach Jerez geht und Dienstag, Mittwoch, Donnerstag testet. Das ist ziemlich hart. Wenn du am Mittwoch loslegst, dann ist das eine andere Angelegenheit. Aber ich kann sehen, dass die Mechaniker und so weiter stärker belastet werden, aber was die Fahre angeht, so glaube ich, dass sie eine ruhige Zeit haben werden."
Frage: "Wie hast du deine Zeit vor diesem Rennen verbracht, hast du Zeit mit deinem Sohn verbracht, hast du dich besonders auf das Rennen vorbereitet?"
Barrichello: "Zum ersten Mal hatte ich das Glück, dass ich zwischen den Rennen nicht testen musste, ich konnte aus diesem Grund direkt nach Brasilien kommen und kam hier am Montag direkt nach Japan an. Ich konnte aus diesem Grund bei meiner Familie bleiben, ich konnte diesbezüglich profitieren, da ich zwei oder drei Tage brauchte, um durch die Zeitverschiebung schlafen zu können. Ich blieb zwischen China und Japan hier, ich war aus diesem Grund 20 Tage lang in einer anderen Zeitzone. Ich habe trainiert, ziemlich hart trainiert. Meiner Meinung nach ist Interlagos körperlich nicht einfach, aber ich habe Zeit mit meiner Familie verbracht. Ich habe 20 Tage lang meinen Sohn nicht gesehen, ich hatte die Chance, mit ihm zu spielen. Silvana sagte vergangene Woche, dass sie nicht wusste, wer von uns beiden das Kind ist. Ich habe definitiv eine schöne Zeit mit ihm gehabt."
Frage: "Bruno Senna wird an diesem Wochenende den Lotus um die Strecke fahren, den sein Onkel fuhr. Wird dies ein besonders Gefühl für dich sein?"
Barrichello: "Ich denke, dass viele Leute kommen werden, um das Renen zu sehen, aber viele werden das Vergnügen haben, das Auto wieder fahren zu sehen. Es ist definitiv ein Plus, dass Sennas Auto wieder gefahren wird. Ich wünschte, dass ich das Auto fahren dürfte. Es wird schön werden."

