Barrichello: "Hatten damit leider ein Problem"
Wegen Schwierigkeiten mit der Reifentemperatur ging Barrichellos Drei-Stopp-Strategie nicht auf - Interview über sein Rennen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, du bist weiterhin der einzige Fahrer, der bei allen Rennen in die Punkte gefahren ist. Mit Jenson Button gab es einen harten Fight, schlussendlich hast du dich an der Box gegen ihn durchgesetzt. Am Ende hättest du dann beinahe noch Kimi erwischt."
Rubens Barrichello: "Ich hatte ein recht gutes Rennen, aber ein schwieriges. Nach dem Start bekamen sie ihre Reifen viel besser auf Temperatur als wir und es war unmöglich, Kimi während der ersten drei Runden zu folgen. Wir haben Zeit verloren und es war schwierig, diese wieder aufzuholen. Ich habe auf Jenson einen Vorsprung herausgeholt, kam aber im Verkehr wieder raus nach dem ersten Stopp und das Auto lief in der Phase nicht allzu gut. In dem Teil des Rennens habe ich mehr Punkte und vielleicht sogar den Sieg verloren. Danach war es ziemlich klar, dass Michael auf zwei Stopps einen guten Job machen und gewinnen würde, aber als dann das Safety-Car rauskam, war meine Chance wieder am Leben. Leider hatte ich auf den ersten zwei Runden nach dem Restart wieder Probleme mit der Reifentemperatur und damit war es gelaufen."#w1#

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"Rubinho" konnte seinen Sieg aus dem letzten Jahr nicht wiederholen
Frage: "Warst du am Ende nahe genug an Kimi dran, um ihn zu attackieren?"
Barrichello: "Nein, die Pace war zu hoch, um es zu versuchen. Das Publikum hatte wegen meiner Aktion letzte Woche wahrscheinlich das Gefühl, dass ich es probieren würde, aber dazu hätte ich etwas schneller sein müssen. Ich war schneller als Kimi im ersten Sektor, durch Becketts, aber er hatte im Infield Vorteile, daher war es schwierig."
"Zwei Runden waren einfach nicht genug"
Frage: "Hast du an den zweiten Platz geglaubt?"
Barrichello: "Nein, wenn ich ehrlich sein soll, eher nicht. Ich war nicht schnell genug, um Kimi zu attackieren. Wenn das Rennen noch zehn Runden gedauert hätte, hätte es reichen können, denn unsere Reifen wurden immer besser, aber zwei Runden waren einfach nicht genug."
Frage: "Dein erster Stopp kam sehr früh, in der neunten Runde. War das so geplant?"
Barrichello: "Der Gedanke dahinter war, die Pole zu holen und dann - wie Michael am Nürburgring - mit neun Qualifying-Runden einen Vorsprung im ersten Stint herauszuholen. Das Problem gestern war, dass die Qualifying-Runde gut begonnen hat, aber dann ging der Reifendruck zu sehr nach oben und Kimi konnte mir im letzten Sektor zu viel Zeit abnehmen. Aber auch wenn ich auf Pole gewesen wäre, hätte Kimi in Führung gehen können, denn beim Aufwärmen der Reifen hatten wir echte Probleme. Normalerweise ist das kein Handicap, aber heute, bei dem kühlen Wetter, war es ein Nachteil. Ich konnte drei Runden lang nicht mithalten, den Abstand dann ein bisschen verkürzen, aber mit dem ersten Boxenstopp war es das dann, da ging nichts mehr vorwärts. Ich lag hinter einer Gruppe von sechs oder sieben Fahrzeugen, die um Positionen gekämpft haben."
Frage: "Jenson ging beim ersten Stopp an dir vorbei, beim zweiten Stopp drehte es sich dann wieder um."
Barrichello: "Ich hatte Glück, eine Runde länger draußen zu bleiben, denn das war der einzige Weg, ihn zu überholen. Ich weiß nicht, ob ich auf der Strecke auch an ihm vorbeigekommen wäre. Als meine Reifen angefahren waren, waren die Rundenzeiten sehr schnell. Als Jenson an der Box war, legte ich meine schnellsten Sektorenzeiten hin und da dachte ich schon, dass es reichen könnte."
Frage: "Wenn du schneller als Michael bist, kannst du dann selbst die Strategie festlegen oder musst du das machen, was dir das Team befiehlt?"
Barrichello: "Wir haben ein Team, das immer viele Papiere ausarbeitet, wie man vorgehen könnte. Wir haben uns unterhalten und ich war derjenige, der das Setup optimal beisammen hatte, speziell mit neuen Reifen, also dachten wir uns, okay, gehen wir mit Rubens auf die Pole los. Michael war mit seinem Auto nicht so happy, also konzentrierte er sich eher auf das Rennen. Wir hatten einen Reifen mit einem sehr guten Verschleiß, also war drei Stopps eine riskante Strategie, wenn man davon ausgeht, dass zwei Stopps grundsätzlich besser sind. Wir wussten aber, dass die anderen Teams auf die Pole Position gehen würden, also haben wir uns für zwei verschiedene Strategien entschieden."
Aufwärmen der Reifen heute das größte Problem
Frage: "Würdest du es anders machen, wenn du noch einmal die Wahl hättest?"
Barrichello: "Wenn ich die Benzinmengen aller Rivalen gewusst hätte, hätte ich mich vielleicht anders entschieden, aber wenn noch einmal alles so gekommen wäre und ich die Details nicht wüsste, dann hätte ich nur den Reifendruck anders einstellen müssen. Kein Problem."
Frage: "Nach dem Restart zog Kimi weg. War das auch das Problem mit dem Aufwärmen der Reifen?"
Barrichello: "Damit hatten wir heute leider in der Tat ein Problem. Das wird eine Menge Fragen hervorbringen, ob wir dieses Problem immer haben. Es ist immer schwierig, hinter dem Safety-Car die Reifen auf Temperatur zu bringen, aber ich habe heute alles versucht und trotzdem konnte ich Michael und Kimi beim Beschleunigen ab Priory nicht folgen, als das Safety-Car wieder an die Box ging. Ich wollte alles versuchen, aber mir war klar, ich musste eher nach hinten schauen, auf Button. Er kam besser aus der Kurve raus als ich. Es hat zwei Runden gedauert, dann waren die Reifen wieder okay."
Frage: "Würdest du es bedauern, wenn der britische Grand Prix nicht mehr im Kalender wäre?"
Barrichello: "Ja."

