• 20.09.2002 11:31

  • von Marcus Kollmann

Barrichello: Ein weiteres gutes Ergebnis ist möglich

Der Ferrari-Pilot im Gespräch über den Italien-Grand Prix, die Emotionen auf dem Podium und den bevorstehenden US-Grand Prix

(Motorsport-Total.com) - Während Luca Badoer, Luciano Burti und Michael Schumacher in dieser Woche die letzten Vorbreitungen auf den US-Grand Prix in Indianapolis durchführten, konnte sich Monza-Sieger Rubens Barrichello derweil zu Hause in Brasilien ein wenig erholen und das Rennwochenende noch einmal Revue passieren lassen. Obwohl der Brasilianer am Freitag und Samstag auf Grund technischer Probleme nur wenige Runden hatte fahren können, machte sich dies schlussendlich am Rennsonntag nicht für ihn negativ bemerkbar.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello (Ferrari) auf dem Podium

"Rubinho" genoss es in Monza auf dem Podium ganz oben zu stehen

"Es stimmt, dass ich keinen sehr guten Start in das Wochenende in Monza hatte, denn am Freitag und Samstag verlor ich eine Menge Zeit. Allerdings war ich deshalb nicht sehr besorgt, denn das Auto war bei den Testfahrten in der Vorwoche ziemlich exzellent gewesen und im Freien Training stellte sich heraus, dass sich daran nichts geändert hatte. Aus diesem Grund war ich auch für die Qualifikation zuversichtlich, selbst nachdem ich am Morgen nur fünf Runden mit wenig Benzin hatte fahren können. Ich konnte das Setup meines Auto zwar nicht mehr verbessern, doch ich war nichtsdestotrotz damit zufrieden", erklärt Barrichello, der am Samstag einen Motorschaden im Freien Training gehabt und sich in der Qualifikation dann für Startplatz 4 qualifizierte hatte, dass der Schlüssel zu seinem Sieg in den vorbereitenden Testfahrten lag, da er den F2002 dabei entsprechend seinen Vorlieben hatte abstimmen hatte können.

"Zwei-Stopp-Strategie war für mich genau richtig"

Genauso wie im Vorjahr, als ihm auf Grund eines Problems beim Tankstopp der Sieg verwehrt blieb, setzte "Rubinho" auch letzten Sonntag auf eine Zwei-Stopp-Strategie, während Michael Schumacher Schumacher sich für einen Boxenstopp entschieden hatte. "Für mich kam sowohl ein als auch zwei Stopps in Frage", erinnert sich Barrichello, der sagt, dass die Entscheidung hinsichtlich der Rennstrategie erst nach dem Warm Up am Sonntag fiel. "Ich denke, dass die Zwei-Stopp-Strategie für mich die bessere Wahl war, vor allem da ich letztes Jahr ja beinahe mit der gleichen Strategie gewonnen hätte. Im Rennen ging es dann nur darum die Williams zu überholen, denn wir wussten nicht wie schnell sie sein würden. Auf Grund des geringeren Gewichts war das Überholen natürlich leichter. Sie waren zuerst auch ziemlich schnell, doch nachdem wir auf sie aufgeschlossen hatten, ließ ihre Performance auf einmal nach, was an den Reifen lag."

"Montoya beim Start zu überholen klappte nicht"

Dass Barrichello am Ende nach 53 Runden als Sieger abgewunken wurde, hatte er aber auch seinem Start zu verdanken. Während Michael Schumacher von den beiden BMW-Williams-Piloten in die Zange genommen worden war, hatte Barrichello diese Tatsache für sich nutzen und seinen Teamkollegen in der ersten Schikane überholen können, was seiner Aussage nach die "halbe Miete" war: "Beim Start ist man immer ein wenig vom Glück und Zufall abhängig, denn wenn man zu aggressiv ist, kann man sich ziemlich leicht die komplette Nase oder Teile des Frontflügels beschädigen. Ich wartete einfach den richtigen Augenblick für meinen Angriff ab und nutzte dann meine Chance. Ich hatte zunächst einen guten Start gehabt und versucht Montoya zu überholen, was aber nicht klappte", erinnert sich Barrichello. "Dann, als Ralf seine Probleme hatte, konnte ich aber an beiden vorbeigehen", schildert der einen brasilianischen und italienischen Pass besitzende Rennfahrer, dass er die Verwirrung, die bei Montoya für einen Augenblick herrschte als dessen Teamkollege vor der Parabolica plötzlich langsamer wurde, eiskalt ausnutzte."

Barrichello: Die Reifen waren einfach fantastisch

Die Grundlage für seinen späteren Sieg schaffte Barrichello im ersten Rennabschnitt, als er eine schnelle Runde nach der anderen drehte. In Führung zu liegen, und zu wissen dass er den Italien-Grand Prix gewinnen kann, beflügelte den Brasilianer: "Als ich erst einmal in Führung lag, drehte ich eine Serie von schnellen Runden und das war sehr befriedigend. Die Ingenieure hatten das Auto beim letzten Test wirklich gut abgestimmt und der F2002 nutzte die Reifen optimal. Ich war wirklich beeindruckt von den wenige Tage vor dem Rennen produzierten Bridgestone-Reifen. Schon beim Test waren sie gut gewesen, doch die Reifen die ich im Rennen hatte waren besser, denn mit ihnen konnte ich genauso schnell fahren wie ich wollte", lobt der Paulista den Reifenpartner des Teams.

Im Gegensatz zum Vorjahr gab es diesmal keine Probleme beim Boxenstopp

Wie großartig die Stimmung im Autodromo Nazionale nach dem siebten Doppelsieg der Scuderia Ferrari, welcher gleichzeitig der dritte Doppelerfolg für die Roten in dieser Saison hintereinander war, lässt Barrichellos nachfolgende Aussage erahnen: "Letztes Jahr verlor ich das Rennen auf Grund eines Problems beim Boxenstopp, doch daran verschwendete ich am Sonntag keine Gedanken. Man muss einfach einen freien Geist haben und wenn es dein Tag sein soll, dann wird es auch dein Tag sein. Als ich dann auf dem Podium stand war das sehr emotional. Die brasilianische Nationalhymne konnte ich auf Grund der Geräuschkulisse die die Fans machten gar nicht hören. Ich wollte am liebsten noch 10 Minuten länger auf dem Podium stehen und es gar nicht verlassen."

Nach der Feier des tollen Ergebnisses flog "Rubinho" nach Brasilien, wo er zuletzt vor einem Monat gewesen war, weshalb er sich besonders darauf freute seinen Sohn in den Arm zu nehmen und bei seiner Frau sein zu können. Die kleine Familie wird die heimische Idylle aber nicht lange Zeit genießen können: "Nach diesem Wochenende werden meine Frau und ich nach Miami fliegen, wo wir einige Freunde treffen. Anschließend fliege ich dann am Mittwoch nach Indianapolis. Letztes Jahr kam ich beim US-Grand Prix ja nicht ins Ziel, weshalb ich natürlich auf ein besseres Abschneiden in diesem Jahr hoffe. Angesichts unser derzeitigen Form gibt es aber auch keinen Grund der gegen ein weiteres gutes Ergebnis spricht", freut sich Rubens Barrichello nach seinem dritten Sieg in dieser Saison schon jetzt auf das vorletzte Rennen.