• 01.08.2002 10:06

  • von Marcus Kollmann

Barrichello: BMW-Williams hat zugelegt

Der Brasilianer blickt zurück auf den Deutschland-Grand Prix und spricht über seine Pläne für die Sommerpause und die Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - Die Sommerpause der Formel 1 bedeutet für viele Fahrer, dass sie endlich etwas Gelegenheit haben wieder längere Zeit mit ihren Familien zu verbringen, sich dem Fitness-Trainingsprogramm zuwenden oder einfach die bisherigen Rennen der Saison Revue passieren lassen können. Ferrari-Pilot Rubens Barrichello, der die freien Tage in mit seiner Frau Silvana und Sohn Eduardo verbringt, beweist im Rückblick auf den Deutschland-Grand Prix, dass Formel-1-Piloten nie ganz zufrieden und im Allgemeinen kritische Menschen sind.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello im F2002

Barrichello konnte im Rennen wegen mehrerer Probleme nicht richtig angreifen

Gründe, um nicht ganz zufrieden mit dem Verlauf des zwölften WM-Laufes zu sein, gibt es aus Sicht des Brasilianers genug. "Es war ein schwieriges Wochenende", erinnert sich "Rubinho", der im Freien Training auf dem umgebauten Hockenheimring immer gut dabei und in unmittelbarer Nähe seines Teamkollegen gewesen war, sich am Ende am Samstag aber mit Startplatz drei - hinter Michael und Ralf Schumacher - zufrieden geben musste. "Ich denke, dass die Qualifikation ganz ordentlich verlief. Ohne ein paar kleinere Missgeschicke, hätte es sogar noch besser laufen können", sagt der 30-Jährige, der vor zwei Jahren seinen ersten Formel-1-Sieg überhaupt auf dem damals noch über 6 Kilometer langen Hockenheimring eingefahren hatte.

Mehrere Probleme im Rennen verhinderten, dass Barrichello richtig attackieren konnte

Mit dem Verlauf der Qualifikation ganz zufrieden, bezeichnet Barrichello im Rückblick das Rennen an sich als "nicht sehr gut". Kein Wunder, denn nachdem er in seinem Einsatzauto in die Startaufstellung gefahren war, gab den Mechanikern etwas Anlass zur Sorge, weshalb man sich entschied doch lieber in das T-Car zu wechseln, was für einige Hektik so kurz vor dem Rennbeginn bei Team und Fahrer sorgte. Barrichello hatte irgendwo aber auch Glück im Unglück, denn nachdem Michael Schumacher in Frankreich durch seinen Sieg vorzeitig den Fahrerweltmeistertitel gewonnen hatte, hatte die Scuderia entschlossen ihm, "Rubinho", das T-Car in der restlichen Saison zu überlassen. "Kurz bevor ich in die Startaufstellung fuhr, machten wir uns Sorgen über die Funktionsfähigkeit des Getriebes", erklärt Barrichello den Grund für die Hektik. "Ich musste deshalb in das Ersatzauto wechseln, welches sich als sehr gut voreingestellt herausstellte", so der Brasilianer zufrieden über die Vorzüge, die man hat wenn einem das Ersatzauto zusteht. Denn das T-Car war bislang, mit Ausnahme auf den Großen Preis von Monaco, wo beide Fahrer ein Ersatzauto hatten, immer Schumacher vorbehalten gewesen.

"Leider sind im Rennen einige Dinge nicht gut gelaufen. Es war das erste Rennen in dem ich mit dem Sitz im T-Car fuhr und mein Rücken begann im Laufe des Rennens zu schmerzen. Auch funktionierte meine Trinkflasche nicht richtig, weshalb ich keine Flüssigkeit zu mir nehmen konnte und das Pedal war auch ein wenig weich. Alles in allem hatte ich deshalb nicht das Gefühl so pushen zu können wie ich das während des Rennens gerne getan hätte. Ich musste auch auf die Reifen Acht geben, weshalb es ein schwieriger Nachmittag war", beschreibt Barrichello das Rennen, in dem er auf Grund eines Problems beim zweiten Boxenstopp nur Vierter wurde, als nicht optimal.

Williams hat aufgeholt

Genauso wie Ferraris Technischer Direktor, Ross Brawn, ist auch der Brasilianer der Überzeugung, dass der Große Preis von Deutschland eines der härtesten Rennen für das Team war: "Ich denke, dass wir noch auf einigen Strecken fahren werden auf denen ein Team besser sein wird als die anderen, doch wenn man zurück bis zum Rennen auf dem Nürburgring schaut, dann wird einem klar, dass Williams einen Schritt nach vorn gemacht hat." Der 156-fache Grand Prix-Teilnehmer sieht die Weiß-Blauen besonders bei heißen Bedingungen als große Gefahr: "Sie haben in Hockenheim, wo es genau so heiß war wie sie es mögen, eine gute Vorstellung gezeigt. Wir haben zweifelsohne ein sehr gutes Paket, jedoch wird es noch einige Strecken geben wo sie im Rennen besser sein werden und andere wo wir das sein werden", rechnet Barrichello mit einem weiterhin spannendem Kampf in den letzten fünf Rennen.

Barrichello: "In Brasilien ist jetzt Winter, es ist 'nur' 19 Grad warm"

Während es für seinen Teamkollegen Michael Schumacher in dessen Wahlheimat Schweiz nach dem Rennen auf dem Hockenheimring nur ein Katzensprung war, gestaltet sich für Barrichello die Heimreise immer etwas schwieriger, denn der Flug nach Brasilien dauert nun einmal mehrere Stunden und obwohl der Ferrari-Pilot an die Reiserei gewöhnt ist, so ist auch Jetlag immer noch ein Thema für ihn.

Die Sommerpause hat "Rubinho" schon verplant, wie er verrät: "Ich werde all die Dinge tun, die ich während meiner fast viermonatigen Abwesenheit nicht tun konnte. Ich werde vieles nachholen, wie zum Beispiel zum Zahnarzt gehen und beim Doktor wegen meinem Rücken, welcher nach dem Rennen in Deutschland schmerzte, vorbeischauen. Es ist aber nichts Ernstes. Wie bei den Autos auch, so lasse ich mich einmal komplett durchchecken", sagt der Brasilianer der ganz im Gegensatz zu den heißen Temperaturen auf dem Hockenheimring in Brasilien kühlere Bedingungen vorfindet: "Jetzt ist es Winter in Brasilien und nicht sehr warm. Das Thermometer zeigt 'nur' 19 Grad Celsius und ich trage sogar einen Pullover. Ich werde die Zeit auf jeden Fall nutzen, mich etwas ausruhen und mit alten Freunden treffen", berichtet der Paulista. "Ich habe eigentlich nicht vor, viel zu tun, außer dass ich mich natürlich für den Rest des Jahres, der sehr anstrengend wird, fit machen werde. Darauf werde ich mich konzentrieren", sagt Barrichello, der damit beweist, dass selbst die Sommerpause nicht wirklich eine Pause für die Rennfahrer bedeutet, abschließend.