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  • 13.08.2001 15:45

  • von Fabian Hust

BAR-Teammanager Craig Pollock im Interview

Craig Pollock über die Vertragsverlängerung mit Villeneuve, Panis, Motorenpartner Honda und das enttäuschende Auto

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Vor etwas mehr als zwei Wochen bestätigte BAR-Honda-Teammanager Craig Pollock, dass neben Olivier Panis auch Jacques Villeneuve seinem Team treu bleiben wird. Damit kann der Schotte Stabilität vorweisen, etwas, das das Jordan-Team nicht kann, das ebenfalls um die Gunst von Honda wirbt, die 2003 nur noch ein Team ausstatten wollen. In diesem Jahr konnte Jacques Villeneuve zwei Mal als Dritter auf das Podium fahren, wenn auch in Barcelona und Hockenheim vorne reihenweise Autos ausfielen.

Titel-Bild zur News: Craig Pollock (British American Racing)

In diesem Jahr läuft es für Pollock wieder nicht nach Plan

Das Fazit ist jedoch, dass das Paket aus Auto und Motor nicht konkurrenzfähig genug ist. Jacques Villeneuve hofft, dass sich die Entscheidung von Honda, den diesjährigen Motor nicht mehr weiterzuentwickeln und stattdessen am 2002er-Motor zu arbeiten, auszahlen wird. Freund und Manager von Villeneuve weiß, was er dem Franco-Kanadier zu verdanken hat.

Frage: "Der dritte Platz in Hockenheim kam zu einem sehr guten Zeitpunkt, oder?"
Craig Pollock: "Grundsätzlich haben wir alles richtig gemacht und andere Teams haben Fehler begangen. Bei einem anderen Rennen könnte es wieder anders herum verlaufen, aber man muss halt im entscheidenden Moment zuschlagen können. Jacques war auf dem Podium sehr glücklich - so glücklich habe ich ihm zum letzten Mal auf dem Podium bei den Indy 500 gesehen. Er war einfach unglaublich erleichtert."

"Unser Auto ist unter heißen Bedingungen gut"

Frage: "Es war natürlich eine Menge Glück im Spiel, aber man muss natürlich am Ende auch erst einmal dort sein?"
Pollock: "Da war Glück im Spiel, aber unser Auto ist unter heißen Bedingungen auch gut. Je heißer es ist, desto besser sind wir. In den ersten Rennen der Saison, ich denke da an Australien, Malaysia und Brasilien, die heiße Rennen waren, waren wir sehr gut. Unser Motor arbeitet im Chassis sehr kühl und wir können ihn auch nicht wärmer bekommen. Die Jungs, die mit heißen Motoren fahren, sind möglicherweise auch die, denen der Motor dann verraucht. Für das Rennen war dies ein sehr, sehr gutes Ergebnis. Jacques war auf einem Stopp und Olivier war auf zwei Stopps und es war an Jacques, Olivier vorbeizulassen. Wir dachten, dass Olivier Jacques vielleicht am Start packen würde, aber er tat es nicht. Es war also die Entscheidung von Jacques, ihn vorbeizulassen und es hat perfekt funktioniert."

Frage: "Sie haben bestätigt, dass beide Fahrer im nächsten Jahr bleiben werden - sind sie froh, dass damit den Spekulationen ein Ende gesetzt wurde?"
Pollock: "Nun, das war der Gedanke dahinter. Wir wollten es probieren und sie so früh wie möglich bestätigen, um die Spekulationen loszuwerden und das Team zu stabilisieren. Es ist offensichtlich, dass das Team in diesem Jahr leicht hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, es war also sehr wichtig, das abzuhaken, so dass wir uns alle darauf konzentrieren können, das Auto schneller zu machen."

"Wir haben diese Leistung nicht bieten können"

Frage: "Gab es für Jacques eine seriöse Möglichkeit, zu einem anderen Team zu gehen?"
Pollock: "Jacques hatte bestimmte Möglichkeiten. Er hatte mit uns einen Vertrag unterschrieben, aber es gab eine Klausel in ihm, eine leistungsbezogene Klausel, und wir haben diese Leistung nicht bieten können. Es ist ein weiterer Vertrauensbeweis von Jacques. Er glaubt an das Team, es ist also gut, das Thema zu den Akten zu legen."

Frage: "Er scheint trotzdem enttäuscht zu sein, wie das Jahr bisher verlief?"
Pollock: "Ich denke, dass er enttäuscht ist, wie es in diesem Jahr lief. Er war in den ersten Jahren ein Teil der Mannschaft, wie das jeder in der Fabrik war. Er war nicht einfach nur Jacques Villeneuve, aber die anderen 400 Leute bauten ein Auto für ihn. Wir konnten ihm zu dieser Zeit kein Auto geben, das wir ihm versprochen hatten, die Frustration ist also vorhanden. Aus diesem Grund ist er ein Teil des Teams und ein Team wächst mehr als eine einzelne Person."

Frage: "Was waren die Schwachpunkte in diesem Jahr?"
Pollock: "Wenn ich exakt wissen würde, was die Schwachpunkte sind, dann würden wir die Probleme nicht haben! Wir sind ein sehr analytisches Team und wir versuchen die Schwachpunkte auszumachen, weil es nicht nur ein Gebiet ist. Wir müssen uns verbessern und wir haben da so unsere Ideen."

"Wir wussten nicht, dass die Automobilhersteller kommen"

Frage: "Ganz offensichtlich wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, weil andere Teams stärker und stärker werden. Es wird sehr schwierig sein, aufzuholen, oder?"
Pollock: "Es wird nie einfacher werden und als wir begannen, wussten wir nicht, dass die Automobilhersteller kommen werden. Sie haben den Level dramatisch angehoben, weil sie große Budgets haben und wir müssen da mithalten und ihren Level erreichen."

Frage: "Wie störend waren die Gespräche über Hondas Entscheidung, nur noch ein Team auszustatten?"
Pollock: "Zu Beginn des Jahres war das mit Sicherheit störend und es gab im Fahrerlager jede Menge Spekulationen. Aber Honda hat zwei Verträge unterschrieben, einen mit Jordan, einen mit uns und wir erwarten, dass sie ihre Verträge einhalten. Sie haben gesagt, dass sie die Verträge voll erfüllen möchten und aus diesem Grund haben beide für das kommende Jahr Motoren und es ist die Frage, was danach passieren wird."

"Wir werden bis zum Ende der Saison kämpfen"

Frage: "Was können sie für den Rest der Saison tun? Wird noch etwas kommen, das euch ein wenig nach vorne rücken lässt?"
Pollock: "Wir haben andere Aerodynamikpakete, die kommen werden und Updates für bestimmte Elemente des Autos. Jeder in unserer Fabrik arbeitet extrem hart. Nur weil wir im Moment schlechte Leistungen bieten heißt nicht, dass wir aufgeben, auf der faulen Haut liegen und unsere Beine hochlegen. So machen wir das nicht. Wir sind hier, wir kämpfen, wir werden bis zum Ende der Saison kämpfen, aber wir werden sicher stellen, dass wir nicht die selben Teile aus dem diesjährigen Auto in das Auto für das kommende Jahr bauen."

Frage: "In der nächsten Saison wird der Druck groß sein, oder?"
Pollock: "Der Druck ist schon jetzt da. Wenn er noch etwas höher werden kann, dann weiß ich nicht, wie ich ihn noch aushalten soll! Aber wir werden weiterhin kämpfen. Alles was wir wollen ist gewinnen. Wir wollen beiden Fahrern ein gutes Auto geben können und im Moment wird das Auto den Erwartungen des Teams nicht gerecht."

"Olivier ist ein wenig besser als erwartet"

Frage: "Ist Olivier in diesem Jahr den Erwartungen gerecht geworden?"
Pollock: "Natürlich ist er das. Wir haben ihn aufgrund seiner Erfahrung angestellt und wir glauben an ihn als Fahrer. Ich würde sagen, dass er ein wenig besser als erwartet ist und mit Sicherheit ist er für Jacques ein sehr guter Teamkollege."

Frage: "In Silverstone gab es ja ein Problem zwischen den beiden?"
Pollock: "Exakt. Dann muss man als Team arbeiten. Jacques machte einen Fehler, in dem er nach innen zog und es war nicht nur eine kleine Berührung sondern es war ein heftiger Schlag, der Olivier von der Strecke schickte. Er war aus dem Rennen und Jacques' Auto war absolut schlecht, er verlor eine Menge Abtrieb, er blieb im Rennen und schaffte es, durchzufahren. Danach hat sich Olivier beruhigt und sie haben sich darüber unterhalten."

Frage: "Die große Frage ist, was Jacques nach dem nächsten Jahr machen wird?"
Pollock: "Er wird in der Formel 1 fahren und wir erwarten, dass er bei uns fahren wird."