BAR-Honda verteidigt taktischen Doppelausfall

Um in Malaysia neue Motoren einbauen zu können, schieden gestern beide BAR-Honda-Fahrer freiwillig aus - Grauzone im Reglement

(Motorsport-Total.com) - Das neue Formel-1-Reglement bot vergangenes Wochenende in Melbourne mehr als einmal ein relativ undurchsichtiges Spektakel: Erst wurde das geteilte Qualifying durch die Wetterlotterie am Samstag regelrecht zur Farce, dann fuhren beide BAR-Honda-Piloten im Rennen statt über die Ziellinie in der letzten Runde direkt zurück an die Box.

Titel-Bild zur News: Takuma Sato

Ab in die Garage - und beim nächsten Mal kommt ein neuer Motor rein...

Jenson Button und Takuma Sato wurden so als Elfter und 14. gewertet, weil sie die volle Renndistanz zurückgelegt haben, gelten jedoch als ausgeschieden und können damit vor dem nächsten Grand Prix in Malaysia den Motor wechseln. Eigentlich schreibt das Reglement ja vor, dass mit einem Motor zwei Rennwochenenden bestritten werden müssen, doch viele Teams fürchten gerade bei der Hitzeschlacht auf dem 'Sepang International Circuit' ein reges Motorensterben.#w1#

Können die Grauzonen überhaupt eliminiert werden?

Im Reglement steht, dass ein Team den Motor wechseln darf, wenn das entsprechende Auto das vorherige Rennen nicht beendet hat, im Sinne des Sports sind absichtlich herbeigeführte Ausfälle jedoch nicht. Die FIA hat diesbezüglich Sanktionen angekündigt, die Grauzonen jedoch noch nicht eliminiert, da es schwierig ist, einen entsprechenden Passus wasserdicht zu formulieren. Daher hat BAR-Honda zunächst auch keine Konsequenzen zu befürchten.

"Am Ende des Rennens haben wir uns natürlich entschieden, beide Autos an die Box zu holen", erklärte Teamchef Nick Fry. "Unsere Auslegung der Regeln ist die, dass man den Motor wechseln darf, wenn ein Auto das Ziel nicht erreicht, weil man dann ohnehin durch das Verfehlen der Zielankunft bestraft ist. Natürlich wären wir lieber in den Punkten gelandet, denn dann wäre das gar nicht erst notwendig gewesen. Aber so war es nun einmal nicht. Folglich ist es nur logisch, dass wir das Reglement zu unseren Gunsten voll ausschöpfen wollen."

Tatsächlich wurde der Rennstall aus Brackley für das gestrige Taktieren aber überhaupt nicht bestraft, denn weil Button und Sato gewertet wurden, wird sogar das - wenn auch bescheidene - Preisgeld für die erzielten Positionen ausgezahlt. Ähnlich war es beim Skandalrennen von Silverstone 1998, als Michael Schumacher eine Stop-and-Go-Strafe erst in der allerletzten Runde antrat, die Ziellinie in der Boxengasse überquerte und trotzdem als Sieger gewertet wurde.

"Haben das Reglement zu unserem Vorteil interpretiert"

"Wir haben das Reglement zu unserem Vorteil interpretiert und können nun in Malaysia neue Motoren verwenden, falls wir das wollen", ergänzte Fry. "Das ist unsere Strategie. Gemeinsam mit ein bisschen harter Arbeit von unserem Designer Geoff Willis hoffen wir, dass wir den Anschluss an die Spitze rasch wieder finden können. Im Moment sind wir nicht bei der Musik, was uns erst in die Situation gebracht hat, dass wir so strategisch handeln mussten."

Eine offizielle Stellungnahme der FIA zum gestrigen Vorfall gibt es noch nicht, prinzipiell sind dem Automobilweltverband aber wegen der Formulierung des Reglements die Hände gebunden. So ein Vorgehen entspräche zwar "nicht dem Geist" der Bestimmungen, hieß es bereits im Vorfeld der Saison, doch man kann eigentlich nichts dagegen unternehmen. Wie die FIA nun reagieren wird, muss daher erst einmal abgewartet werden.