• 31.03.2005 13:26

  • von Fabian Hust

Bahrain: "Intelligente" Fahrer sind gefordert

Rod Nelson, Fernando Alonsos Renningenieur, erklärt, warum in Bahrain einzigartige Herausforderungen auf die Fahrer warten

(Motorsport-Total.com) - Das dritte Saisonrennen bietet den Teams jede Menge Herausforderungen, die diese mit ihren doch noch recht unbekannten neuen Boliden zu meistern haben. Vor allem die Bremsen werden auf dem 'Bahrain International Circuit' hart ran genommen, wie Rod Nelson, der Renningenieur von Fernando Alonso, erklärt: "In punkto Bremsenverschleiß liegt die Strecke gemeinsam mit Montreal ganz vorne. An drei unterschiedlichen Streckenabschnitten müssen die Fahrer ihre Autos aus mehr als 320 km/h bis in den ersten oder zweiten Gang herunterbremsen."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso beim letztjährigen Bahrain-Grand-Prix

Ein besonderes Problem dabei stellt die Streckenführung dar: "Die geschwungene Streckenführung zwischen Kurve 4 und 13 verhindert, dass die Bremsen vollständig abkühlen können. Das kann zur Oxidation der Scheiben und dadurch zu erhöhtem Verschleiß führen. Wir fahren in Bahrain deshalb mit der größtmöglichen Bremsenkühlung. Während des Rennens müssen die Fahrer zudem unter Umständen die Bremsverteilung verändern, um den Verschleiß unter Kontrolle zu halten."#w1#

Der Kurs von Manama bietet wenig Grip

Eine weitere Herausforderung für die Fahrer stellt das geringe Grip-Niveau des 5,417 Kilometer langen Kurses dar: "Dies liegt daran, dass der Kurs nicht allzu oft genutzt wird und dass ständig Sand über die Anlage weht. Das 1. Freie Training am Freitag ist daher nicht von sonderlich großem Wert. Die Fahrer versuchen zu jedem Zeitpunkt auf der Ideallinie zu bleiben, um die Reifen sauber zu halten. Du brauchst einige Runden, um Sand von der Lauffläche zu bekommen. Gerade freitags kommt es darauf an, die Pneus sauber zu halten, um verlässliche Informationen für die Reifenentscheidung zu erhalten."

Die Autos werden "gesandstrahlt"

Moderne Formel-1-Piloten müssen "intelligent" fahren, um das optimale aus ihrem Paket herausholen zu können. In Bahrain kommen hier noch einige Faktoren hinzu, die es auf anderen Kursen nicht zu beachten gilt. Auch hier spielt der feine Sand auf der Piste erneut eine Rolle, wie Nelson erklärt: "Wenn ein Fahrer im Verkehr feststeckt, wird das Auto durch die von den Vorausfahrenden aufgewirbelten Körner förmlich sandgestrahlt. Dadurch kann zum Beispiel der Frontflügel beschädigt werden, wodurch sich die Aerodynamik verschlechtert."

Die Reifen an sich werden auf der Strecke im Nahen Osten nicht besonders hart ran genommen: "Nicht zuletzt durch die fehlenden Hochgeschwindigkeitskurven werden die Pneus nicht allzu sehr beansprucht - ganz anders als in Sepang. Allerdings kommt den Hinterreifen eine besondere Bedeutung zu, die durch die zahllosen Beschleunigungsmanöver aus langsamen Kurven heraus sehr gefordert werden."

Was sich Fernando Alonso wünscht

"In Bezug auf das Setup verlangt Fernando nicht zuletzt ein stabiles Bremsverhalten seines Renault R25", erläutert sein Renningenieur. "Er will vor allem ein Blockieren der Hinterräder beim Anbremsen der langsamen Kurven verhindern und in den Kurven 10 und 13, wo er gleichzeitig bremst und beschleunigt, eine gute Balance haben."

"Zudem müssen wir dafür sorgen, dass der Wagen am Ausgang der langsamen Kurven ein neutrales Fahrverhalten an den Tag legt. Wir wollen Übersteuern verhindern, denn das kostet Zeit und strapaziert die Hinterreifen. Schließlich müssen wir den optimalen Kompromiss zwischen Stabilität in den schnelleren Kurven 5, 6 und 7 und einer weichen Abstimmung und damit ausreichend Grip für die langsamen Biegungen finden."

Frage an den Techniker, wie kann dieser Kompromiss erreicht werden? "Wir erreichen dies mit Gummipuffern in der Aufhängung, die das Auto bei schnellen Kurvenfahrten unterstützen, wenn sie durch die hohen Abtriebswerte zusammengedrückt werden. In den langsamen Sektionen hingegen sorgen sie im normalen Zustand für eine weiche Federung und optimieren das Grip-Niveau."

Keine Angst vor mangelhafter Kühlung

Auch wenn die Temperaturen auch in Bahrain sehr hoch sein werden, erwartet Nelson keine Probleme mit der Kühlung des Autos: "Da die Luftfeuchtigkeitswerte deutlich niedriger sein werden, wird es auch für die Fahrer nicht so anstrengend wie in Malaysia. Die Asphalttemperaturen haben einen deutlichen Einfluss auf das Fahrverhalten. Bei über 40 Grad Celsius verschlechtert sich das Grip-Niveau sehr deutlich. Je nach Wettervorhersage werden wir diesen Punkt bei der Abstimmung des Autos besonders im Auge behalten."